HOSTEL ON A TRAIN! Oder HILFE DIE AMIS KOMMEN 2! Was auch immer. Hinter Gideon Raffs Train verbirgt sich nichts anderes als ein billig in Osteuropa abgedrehter Abklatscht von Hostel. Ein US-Ringer-Team befindet sich bei einem Wettbewerb irgendwo in der sibirischen Pampa. Nach einer durchzechten Nacht verpasst das Team den Zug nach Odessa. Eine mysteriöse Frau zeigt den Kids und ihren Aufpassern die Möglichkeit eines anderen Zugwegs an den Zielort. Dann nimmt das Grauen seinen Lauf...
Paradoxerweise verhält sich Train, wie schon andere Vertreter des Torture-Porn zuvor, immens xenophob ausgerechnet den Leuten gegenüber, die es den Filmmachern erlauben so kostengünstig Schrott zu produzieren. Natürlich geht es wieder um Organhandel. Natürlich sind die Osteuropäer wieder von Natur aus böse. Immerhin verhalten sich die amerikanischen Sportler auch stereotypisch naiv und unlogisch. Hier entsprechen also mal wieder beide Seiten ihren gängigen Rollen. Schon die Szenen während der Credits zu Beginn zeigen worauf die Produzenten von Train wert gelegt haben. Ein menschlicher Körper wird förmlich ausgepackt bzw. ausgepellt und schließlich sogar ausgeweidet. Das sind deftige, ekelhafte Details. Aber gleichzeitig auch die einzige Stärke des Films, die praktischen Effekte, die wirklich gut ausschauen, wenn sie nicht eben wieder durch die grausige Kameraführung und den eklatanten Schnitt ausgespielt werden. Egal ob im oder außerhalb des Zugs, stets ist die Kamera unruhig und dezent ab wackeln. Das nervt mindestens so tierisch, wie der grausame Klimper-Klimper-Score im Hintergrund. Die Optik abseits der Effekte ist generell sehr störend. Zwar passt der billige Look zur Atmosphäre, aber auch die Kulissen sehen sehr, sagen wir, kostengünstig aus.
Leider sind auch alle Figuren, ja fast genreüblich, komplett unsympathisch und charakterlos geschrieben. Das Leid der Figuren liegt uns nicht wirklich am Herzen. Die Darsteller leisten ihren Beitrag dazu.
Oh Thora was ist nur passiert in all den Jahren? In den 90ern war Thora Birch, dank ihrer Auftritte in Ghost World, Now & Then und vor allem American Beauty, sowas wie ein Star. Wie kommt eine eigentlich so talentierte Schauspielerin gefühlte zehn Jahre später in so einen Billighorrorschmuddel wie Train? Bemitleidenswert. Wirklich. Ursprünglich war Train als Remake des recht kultigen Terror Train gedacht. Davon blieb am Ende aber nicht mehr viel übrig. Grusel und Spannung liefert der Film übrigens zu keiner Sekunde ab. Gore steht hier im Vordergrund. Dieser wird uns so mit der Faust auf's Auge gedrückt, dass uns die eigentlich schockierenden Szenen am Ende nicht vom längst andauernden Desinteresse abbringen. Die Gewalt ist beliebig und die Wirkung damit komplett verfehlt. Dem Film mangelt es vor allem an der Doppelzüngigkeit eines Hostels. Train ist komplett humorbefreit.
Train ist ein billig produzierter, extrem schwacher Abklatsch von Hostel und kann maximal ein paar wenige Leute durch seine durchaus sehenswerten Effekte überzeugen. Jene werden jedoch durch alle sonstigen technischen Elemente des Films komplett zerstört. Selbst im ohnehin schon bescheidenen Torture-Porn Subgenre gehört Train definitiv zum Rattenschwanz eines jeden Rankings. Spart euch also bitte den teuren Import der Uncutfassung!
OT: Train DT: Train - Nächster Halt: Hölle VÖ: 2008 Laufzeit: 94 Minuten FSK: - (alle deutschen Fassungen erheblich gekürzt) R: Gideon Raff D: Thora Birch, Gideon Emery, Gloria Votsis
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Christian
Bildquelle: Illusions, NuImage, Lions Gate, SunFilm