Trailrunning im Appenzellerland

Trailrunning im Appenzellerland

Eine der schönsten Gebirgsregionen der Welt: Der Alpstein

Die Woche über hat irgendwer ein Foto vom Gasthaus Aescher-Wildkirchli im Appenzellerland auf Facebook gepostet. Das war einer von diesen Events, wo einem spontan in diesem Augenblick klar ist, dass man da hin will. Möglichst jetzt. Jetzt ging nicht, aber am Freitag nach meinem letzten Arzt-Termin ging’s los Richtung Süden. Die Sachen waren gepackt.

Ich wollte allein sein. Brauchte ein paar Tage für mich selbst. Kein Telefon, kein Handy, kein Computer, kein iPad, kein Internet…nur zwei Bücher, die ich seit langer Zeit nicht mehr in die Hand genommen hatte, die aber die Richtung anzeigten…

Das Alpstein-Gebirge kenne ich im Grunde schon seit Kindertagen. Selbstverständlich sind wir schon als Kinder mit unseren Eltern auf den Hausberg, den Säntis, gewandert. Aber seitdem? Hunderte Male im Rheintal vorbeigefahren…fast immer rüber geschaut auf den Hohen Kasten und die Kreuzberge…aber nie angehalten, nie ausgestiegen, nie gelaufen… (einzige Ausnahme war diesen Winter, als mein Lichtensteiner Freund Micha Thea einmal die Gegend zeigte, wir aber gerade einmal Zeit fanden, kurz im Städtli Appenzell auszusteigen).

Nun war es also soweit. Zudem wollte ich zwei Wochen vor dem TAR auch mal antesten, ob Frank sich last minute einen anderen Laufpartner suchen muss, oder es vielleicht doch irgendwie geht mit meinen Achillessehnen. Flott ging’s die A7 und dann die A96 hinunter nach Lindau…aber oweh, die Ösis hatten mal wieder ihre Technik nicht im Griff (okay, wir Deutschen sind mit unserem Hauptstadt-Airport ja keinen Deut besser, was aber das Problem nicht verkleinerte). Jedenfalls war das Stauende diesen Tick zu weit hinter der Ausfahrt….argghh…nun stand ich da. Meine Stauvermeidungs-Kompetenz ist eigentlich legendär, aber nun hatte es mich auch mal so richtig erwischt. Der Nebenmann war ein Trucker aus der Schweiz, der mir alle Details der nicht funktionierenden Lüftungsanlage der neuen Röhre beschrieb (ich spare mir hier die Einzelheiten). Irgendwann schaffte ich es dann auf die Ausfahrt nach Lochau. Natürlich hatten drei Milliarden andere Autofahrer die gleiche Idee und so standen alle durch Bregenz durch (wie in alten Tagen zum Skifahren…vor dem Bau des Pfändertunnels – ja, liebe Kinder, da könnt ihr sehen, wie alt der Onkel Jörgi schon ist). Also nochmal rechts ab und an einen der wirklich schönsten Strände am See gelegt. Passte doch: Sonne, Sandstrand, Handtuch, Buch, See.

Abends dann ging’s weiter über St. Margarethen nach Appenzell, wo ich bereits im Dunkeln ein perfektes Plätzchen zum Schlafen fand. Am Morgen bot sich mir folgender Blick dar:

Erstmal runter ins Städtli – gemütlich frühstücken. Mental note: “Du bist in der Schweiz – sofort jegliches schwäbische Spardenken aus dem Hirn verbannen!” (for the record: 26.00 CHF). Dann rüber nach Wasserauen zum Parkplatz an der Luftseilbahn zur Ebenalp. Große Überraschung: Kostenlos! :-)

Obwohl ich noch früh dran war, strömten an diesem perfekten Sommertag Massen von Wanderen hier her. Also gleich die Ausrüstung herrichten und los geht’s. Erstes Ziel war die Bogartenlücke (1710 m). Keine zehn Minuten unterwegs, kommt mir auch schon ein anderer Trailrunner in voller Salomon-Verkleidung entgegen. Der übliche gegenseitige Check im Vorbeilaufen: “Body und Beine sehe gut aus!” ;-)

Trailrunning im Appenzellerland

Rast an der Bogartenlücke

Nach kurzer Rast entschließe ich mich, etwas “Kamm-Surfen” über die Marwees (die Marien-Wiese, 2056 m) einzubauen. Genial! Runter geht’s zum Bötzel und zur Meglisalp. Oberhalb gibt’s eine eiskalte, glasklare Quelle, wo ich mich nochmal richtig abkühlen und etwas trinken kann. Dann kommt der nächste Hammer-Anstieg hoch zum Rotsteinpass (2120 m). Oben angekommen gönne ich mir im Rotsteinhaus eine Gerstensuppe und eine Apfelschorle (ich spare mir jetzt mal, das Preisschild zu erwähnen).

Und damit auch kein falscher Eindruck entsteht: Um’s laufen ging’s hier gar nicht. Im Fokus standen stundenlange Pausen in diversen Hütten, das Antesten der dortigen lukullischen Genüsse sowie natürlich das ausgiebige fotografieren und kleine Video-Clips drehen mit der GoPro. Zwischendrin musste ich dann aber doch wieder ein paar Meter meinen Hintern bewegen. Aber ich war echt froh, dass ich an diesem bullen-heißen Wochenende keinen Wettkampf hatte und mich immer wieder in Ruhe runterkühlen konnte. Mein aufrichtiges Mitgefühl war mit allen Wettkämpfern, vor allem denjenigen, die längere Sachen vorhatten (stellvertretend seien Tommy, Karle und Sebastian genannt).

Vom Rotsteinpass führt der Lisengrat hinüber auf den Gipfel des bereits oben erwähnten Säntis (2502 m), dessen große Gipfelstation mit riesiger Antenne locker von zuhause in Überlingen zu sehen ist (an einem schönen Fön-Tag “zum Greifen nahe”). Dort traf ich ein nettes Mädel, aber die erzählte mir zuviel und ich wollte ja eher meine Ruhe und allein sein. Also so schnell wie möglich runter vom Gipfel (wo natürlich Hundertschaften mit der Seilbahn hochfahren). Aber das Schöne ist: Ein paar Meter unterhalb ist man gleich wieder allein. Links abgebogen zur Alpe Mesmer (1613 m). Dort wieder ein Apfelschorle trinken und Wasser auffüllen (Mann, so viel kann man doch gar nicht trinken/schwitzen!). Auf geht’s zum letzten Anstieg des Tages zum Schäfler (1923 m) und in herrlichem Singletrail-Downhill hinunter zur Ebenalp (1644 m). Endlich mal wieder einkehren: Ich gönnte mir einen sehr leckeren Milchkaffee und einen ebenso leckeren selbstgebackenen Apfel-Zwetschgen-Kuchen (komisch: in solchen Locations sind die Kuchen immer selbstgebacken, nie einfach vom lokalen Konditor zugekauft…hmm?!).

Trailrunning im Appenzellerland

Gasthaus Aescher-Wildkirchli

Danach ging’s nur noch in flinkem Downhill bei den Paraglidern vorbei, durch die prähistorische Höhle (mit einem Mini-Museum mit dem Skelett eines Höhlen-Bären), vorbei an der Andachts-Höhle und dem Wildkirchli zum Gasthaus Aescher. Aber auch da waren mir wieder zu viel Leute und ich heizte direkt durch zurück zum Parkplatz. Unten fragten mich zwei der Gleitschirmflieger, ob ich denn auch nicht nur runter rennen würde…hehe, die staunten nicht schlecht, als sie von meiner Tour hörten. Einen tollen Tipp hatten sie auch noch parat: Wenn ich mal keine Lust zum Bergablaufen hätte (z.B. jetzt gerade mit total geschrotteten Oberschenkeln), dann gäbe es auch schon Mini-Schirme in der Vier-Kilogramm-Klasse. Wäre mal ‘ne Idee… ;-)

Und weil’s schon so lange nichts mehr zu essen gab, musste unten in der Alpenrose mit Live-Konzert der Alphorn-Bläser (die hatten dort ausgerechnet ihr Jahrestreffen) eine Portion Kässpätzle mit Original-Appenzeller vertilgt werden. Yummi!

Da mir in Wasserauen deutlich zu viele Menschen waren und der Parkplatz noch recht voll, entschied ich mich für einen Stellungswechsel nach Brülisau. Dort am Talende war es schön ruhig. Leider checkte ich zu spät, dass ausgerechnet im August jeden Samstag-Abend die Seilbahn zum Hohen Kasten bis 22:00 Uhr fährt – das wäre ein sensationeller Abschluss eines vor Schönheit fast nicht zu ertragenden Tages gewesen und hätte sicher ein schwer zu überbietendes Timelapse-Video vom Sonnenuntergang gegeben.

Dummerweise verpennte ich es ebenso, ein Timlapse-Video des absolut genialen Sternenhimmels zu schießen. Keine Wolke am Himmel, kaum Streulicht und ein Himmel, wie man ihn nur in der Atacama besser haben könnte. Aber irgendwie ging es mit tatsächlich so, dass es auch einfach genug der Naturschönheit war heute. Irgendwann kann man es dann auch wirklich kaum mehr aushalten…

Geweckt wurde ich von den Frühaufstehern. Einer jener war mal wieder ein Trailrunning-Kollege (ich habe wirklich nur die erwähnten Zwei getroffen). Vom Parkplatz führte mich mein Weg zum Plattenbödeli (1280 m), das schnell erreicht war. Hinunter zum ersten von drei Seen (Sämtisersee) und vorbei Richtung Bollenwees (1470 m). Lieder verpennte ich hier den eingezeichneten Weg (einziger Ausrutscher), sparte mir so aber etwas Zeit. Statt auch dem Kamm vom Hohen Kasten zur Saxer Lücke blieb ich erst unten im Tal und stieg dann die nächste Gelegenheit auf. Weiter bergan ging’s zum Mutschenpass (2070 m) mit genialen Ausblicken in alle Richtungen.

Trailrunning im Appenzellerland

Blick vom Mutschenpass Richtung Rheintal

Auf der Höhe ging leicht wellig mit sensationellem Blick nach Süden ins Toggenburg und den sieben Churfirsten (mental note: “Next Trailrunning-Location!”)  zum Zwinglipass und hinunter in geilstem Downhill an den hohen Türmen des Widderalpstöck entlang zum Fälensee (See Nr. 2). Dort musste ich einfach eine Rast einlegen – der Platz hätte nicht schöner sein können. Und während sich am anderen Seeende (endlich mal ein Wort mit mehr als der Hälfte E’s!) die Leute auf der Terasse der Bollenwees die Füße platt traten, war man hier in völliger Einsakeit und Ruhe. Herrlich!

Trailrunning im Appenzellerland

Schwimmen im Fälensee

Nach einer ordentlichen Abkühlung im glasklaren, eiskalten See ging’s weiter auf schönem Trail am Westufer entlang und dann im steilen Downhill ins Tal. Als nächstes? Irgendwie war ich noch nicht fertig genug und entschied mit für folgende Option: Hoch zur Widderalp, über den Bötzel hinunter zur Meglisalp, oberhalb des Seealpsees (schon wieder vier E’s!) auf atemberaubendem Trail hinunter zum Hüttentobel und dann gingen bei mir echt langsam die Lichter aus! Glücklicherweise legte ich zuvor noch eine Rast in der Widderalp ein, sonst wär’ ich auf der Stelle tot umgefallen. Dort gab es einen kalten, sauren Most und ein nun wirklich selbstgemachtes Panna Cotta (mit Milch von der Kuh auf der Wiese). Ein Traum! Die zwei schweizer Pärchen am einzigen Tisch taten es mir gleich (mental note: “Vier Matratzenlager-Plätze ohne Licht, ohne Elektrizität, aber mit herzlicher schweizer Sennerin und leckerem Panna Cotta!”).

Ein letzter Anstieg zur Alp Sigel und dann nur noch hinunter zum Parkplatz. Mann, was war ich platt! Nach ein bißchen Essen (es ging fast nichts rein – der Organismus war noch ein wenig “daneben”) und Trinken legte ich mich einfach auf die Wiese und ruhte ein wenig. Leider musste ich aber dann auch irgendwann die Siebensachen packen und heimfahren, was aber am späten Sonntagabend ganz ordentlich lief…


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