Blick vom Kloster Frauenberg auf den Überlinger See mit Sipplingen
Dehoim am See isch’s eifach schee!
Nachdem meine Eltern nach achtmonatiger “Überwinterung” auf Teneriffa nach Stuttgart einschwebten und ich gerade Zeit hatte, holte ich sie vom Flughafen ab und fuhr sie ins schnuckelige Nußdorf, Heimat der Schnecken (Narrenzunft) und natürlich von Onkel Jörgi.
Da das Wetter sich besser entwickelte als gedacht, blieb ich bis Samstag-Abend, nutzte den See zum traditionellen Open-Water-Swim mit Neo, für eine Runde Inline-Skating bis Seefelden und für zwei ausgedehnte Trailruns, die ich so schon immer mal machen wollte.
Am Freitag fuhr ich zum Krankenhaus Überlingen, wo ich vor bald 44 Jahren zum ersten Mal das Licht der Welt erblickte. Time-to-Trail (T-T-T) = 6 Minuten. Das mittelalterliche Städtchen hat das ziemlich perfekt organisiert, denn dort gibt es einen riesigen Wohnmobil-Parkplatz mit Shuttlebus in’s Städtle. Ich finde, man kann mehr oder weniger direkt an der Größe der Wohnmobile ablesen, wie schlecht es uns wirklich geht. Die Dinger werden immer größer. Während ich nach wie vor meinen kleinen VW-Bus präferieren würde, muss es heutzutage mindestens ein Acht-Meter-Schiff mit integrierter Bike-Garage, Dusche und Sat-Fernsehen sein…und mit so einem Teil manovriert es sich entsprechend schlecht in einer Stadt, die vor ein paar Jahrhunderten nach und nach entstand – ohne jede Vorstellung von Wohnmobilisten.
Anyway. Von dort ging es am Südhang (Nordufer!) entlang vorbei an Sipplingen in Richtung Ludwigshafen und zurück. Auf dem Weg finden sich so illustre landschaftliche Highlights wie die Gletschermühle, der Hödinger Tobel, die Churfirsten (nein, nicht DIESE Churfirsten – die sind aber auch schön und ebenfalls ein tolles Trailrunning-Revier), der Haldenhof, der Stettelberg und den Sipplinger Berg mit der Bodensee-Wasserversorgung (die das Trinkwasser für vier Millionen Menschen u.a. für die Region Stuttgart aufbereitet und den ganzen Weg über die Schwäbische Alb pumpt).
Mit anderen Worten: Eine äußerst abwechslungsreiche Strecke. Schade nur, dass ich zuhause meine Kameras vergessen hatte und dummerweise auch erst am zweiten Tag mein iPhone mitnahm. So müssen wir uns mit gegoogelten Bildern behelfen. Das Höhenprofil könnte man wahrscheinlich als wellig bezeichnen, da ich die geilsten Up- und Downhills reingepackt habe, die diese Region hergibt – Singletrail-Anteil > 90 Prozent!
Am Samstag genossen wir nach einem gemütlichen Frühstück in der Morgensonne den berühmten Wochenmarkt auf der Überlinger Hofstatt. Danach natürlich noch der obligatorische Cappucino auf der Promenade vor der alten Realschule am See (in deren Turnhalle wir als Kinder noch Sportunterricht hatten).
Von dort fuhr ich ins schöne Dörfchen Bodman am Seeende (TTT = 20 min.). Am Friedhof (mit Familiengrab der Grafen von Bodman) stellte ich meine Mühle ab und lief gleich mal zum warm werden hoch zur Ruine Altbodman. Im wilden Downhill ging es vorbei am Kloster Frauenberg der “Hardcore-Christen” von Agnus Dei, nur um gleich bei nächster Gelegenheit den nächsten steilen Trail hinauf zu nehmen. Durch’s sogenannte Echotal (der tief eingeschnittene Tobel und das fantastische Echo sind wirklich bemerkenswert!) stürzte ich mich wieder zum See hinunter. Dort blieb ich bis zur weltberühmten Marienschlucht auf dem leicht welligen Weg direkt am See entlang. Steil hinauf auf der mittlerweile perfekt ausgebauten Holztreppe geht’s durch die steile Schlucht bergan.
Hier sind jede Menge Menschen anzutreffen, da man sich sogar mit dem Boot bis direkt vor die Schlucht fahren lassen kann. Kurz vor Wallhausen gönnte ich mir in der Burg eine Coke (die Wirtin musste all’ ihre Fähigkeiten aufbieten, um die Bedienung so einschläfernd langsam auszuführen). Ab hinunter an den See und auf den Rückweg. Vorbei an der Marienschlucht hatte ich offenbar noch einen Zuckerschock von der Coke und meinem GU-Gel “Espresso Love” und bog in einen mir neuen Singletrail links ab. 150 Höhenmeter ging’s direkt steile Serpentinen hoch um dann weitere 150 Hm bis zum letzten steilen Downhill zurück zum Auto zu führen. Auch der zweite Tag war nicht gerade, was man als flach bezeichnen könnte…
Zuhause gab’s frischen Erdbeer-Kuchen und ich schwamm nochmal zu Ritsche’s Bootssteg locker aus…