Trailerpark – TP4L
8Hip HopCrackstreetz back, alright! Mit ihrem dritten Studioalbum in dieser Besetzung hat das Musiklabel erneut bewiesen, dass es in der deutschsprachigen Rapszene wohl kaum eine Band gibt, die gleichzeitig so asozial und so gesellschaftskritisch, so inhaltslos und so vielsagend sein kann.
Zynismus, Wortspiele und viel Gefluche – Trailerpark haben ein weiteres Mal in die Trickkiste des Assi-HipHop gegriffen und präsentieren sich genau so, wie die Fans sie kennen und lieben. Der Opener mit dem gleichnamigen Albumtitel TP4L ist ein harter, narzisstischer Ausdruck von Selbstverherrlichung und verspricht vor allem live der Knaller zu werden. In Endlich normale Leute wird das Thema der gesellschaftlich definierten Normalität aufgegriffen, jedoch auf eine Art, die wie so oft, beim ersten Hinhören etwas befremdlich ist. Mit Sagern wie: „Ich hab gefragt, ob du behindert bist!“ setzen sich die Künstler wie immer jeglicher political correctness entgegen.
Track Nr. 3 erinnert ab dem ersten Ton an den bisher größten Trailerpark-Erfolg, Bleib in der Schule, und bietet mindestens genau so viel Hitpotential. Prognose? Sterben kannst du überall wird der nächste Mitsingsong für die Yolo-Kinder unserer Generation, aber auch die Hymne für all jene, die erkennen, dass der Track eigentlich eine harte Kritik an selbigen darstellt.
Mit Poo Fighters, Nach allen Regeln der Kunst und Rapetrain finden sich auf dem Album auch einige Songs, die unterstreichen, was die Jungs bereits seit Jahren in Interviews behaupten: dass ihr Sound – im wahrsten Sinn des Wortes – scheiße klingen soll und die meisten ihrer Texte völlig beabsichtigt, absolut bedeutungsloser Bullshit und nicht ganz ernst zu nehmen sind. Im Gegensatz dazu stehen Songs wie Hab dich mal nicht so, der das hart umkämpfte Thema der sexuellen Belästigung von Frauen und das Verharmlosen derartiger Vorfälle durch die Gesellschaft anspricht und Armut treibt Jugendliche in die Popmusik – der ruhigste Song des Albums, der sich um den Karriereabsturz der Band und die Schattenseiten des Kommerz dreht.
Auf TP4L findet sich die gewohnte Mischung aus harten Nummern (Aragorn), eine große Portion Selbstironie (Arbeitskollegen), heftige Anspielungen auf Pädophilie (Als gelesen markiert), Verherrlichung von übermäßigem Drogenkonsum und sexuellem Missbrauch (Schlechte Angewohnheit), sowie gekonnte Diss-Attacken gegen Musikkollegen wie KIZ und Marsimoto (Weg von hier).
Am 19. Jänner kommen die Crackstreet Boys im Rahmen ihrer Tour für eine Show nach Wien ins Gasometer. Und wenn Fans mit Trailerpark-Tattoos gratis Einlass gewährt wird, kann das nur eins heißen: Es wird extrem, es wird gestört, es wird wild. Klar, Trailerpark ist und bleibt eine Sache für sich, ihr Auftreten und ihre Musik sind für viele unverständlich, sinnbefreit und treffen bestimmt nicht jedermanns Geschmack. Die selbstironischen, eskalationsliebenden Boys aber wissen: Ihre Fans sind ja schließlich auch nicht Jedermann.
Trailerpark – TP4L, Trailerpark, http://tp4l.de/
Autor
Alica OuschanAufgabenbereich selbst definiert als: Abenteuerlustige Festival-Nomadin. Findet „It ain’t the speakers that bump hearts, it’s our hearts that make the beat“ (Twenty One Pilots) die einzig wahre Herangehensweise, um Musik zu verstehen.
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