Das hätte auch Krieg geben können, damals, vor zwei Jahren, als Norwegen die Nase voll hatte, missbraucht und widerrechtlich verwendet zu werden. Schuld war die in Dubai beheimatete "Modemarke" (dpa) Thor Steinar, die bei "Anhängern der rechten Szene" (Die Welt) und bei Ostdeutschen beliebt ist: So, wie die auch aus Norwegen stammenden Freiwilligen der SS-Panzerdivision "Wiking" seinerzeit vom Führer, Reichskanzler und heutigen n-tv-Moderator Adolf Hitler missbraucht worden waren, so sah sich die stolze sozialdemokratische Nation im Norden nun von der aus Brandenburg stammenden Firma missbraucht, die die norwegische Flagge auf Jacken, Hosen und Hüte nähte, um den staatsfeindlichen Pullovern eine Art nordischen Schick zu geben.
Norwegen zog die Konsequenzen und erstattete unter großer medialer Anteilnahme Anzeige wegen widerrechtlicher Verwendung seiner Flagge. «Wir wollen, dass unsere Staatsflagge als Symbol des demokratischen Norwegens nicht weiter in Verbindung mit dem rechtsextremen Milieu gebracht wird», teilte der norwegische Gesandte in Berlin der Weltpresse mit. Nach dem deutschen Markengesetz, fand die staatliche Nachrichtenagentur dpa bei der Gelegenheit heraus, dürfen offizielle Staatssymbole nicht zur Kennzeichnung von Waren oder Dienstleistungen benutzt werden.
Der Sieg war also unser: Gegen Thor-Steinar erging sofort ein Bußgeldbescheid über 2000 Euro, ein Sprecher des Bundesamtes für Justiz in Bonn, zeigte in allen großen Zeitungen die Konsequenzen auf: "Es gibt dann nur zwei Möglichkeiten: Die Flagge abmachen oder, wo das nicht geht, das Kleidungsstück zu vernichten."
Ein Präzedenzfall, der die deutsche Wirtschaft ins Markt treffen würde. Die Metro-Tochter "Real" müsste zehntausende T-Shirts und Jacken aus den Regalen nehmen, Internetunternehmen wie Shirtcity müssten schließen, das Überleben des Krawattenshops Zazzle wäre bedroht.
Hätte Mediatex nicht Widerspruch gegen den Bußgeldbescheid eingelegt. Ein erster Verhandlungstermin im März vor zwei Jahren fiel dann aus, später erklärte sich das Potsdamer Amtsgericht für „örtlich nicht zuständig“ und gab das Verfahren nach Bonn ab. Medien berichteten zu dieser Zeit schon nicht mehr über das Verbotsverfahren gegen Fahnen und Staatssymbole, die nach internationalem Recht ohnehin keinen Markenschutz genießen. Auch die norwegische Botschaft, die den symbolischen Kampf gegen die Verwendung ihrer Staatssymbole vor zwei Jahren losgebrochen hatte, will heute keine Auskunft zum Stand des Verfahrens geben. Gewonnen haben kann sie nicht, denn in den "Real"-Märkten der Metro-Gruppe sind gerade Norwegen-Wochen: Dicke T-Shirt-Packen mit missbrauchten Nationalfahnen im Angebot (Foto oben).