Tragödie vor Stars and Stripes

Tragödie vor Stars and Stripes

Sein Blick ist frisch und flink. Wer ihm in die Augen sieht, weiß: Dieser Mann liebt seinen Job. Was er tut, tut er aus Überzeugung. Das Ziel verliert Polit-Berater Stephan Meyers nicht aus den Augen, er will, dass Gouverneur Mike Morris Präsident wird. Nicht, weil das sein Job ist, sondern weil er von den Qualitäten des Kandidaten überzeugt ist.

Meyers (Ryan Gosling) stürzt sich kopfüber in den Wahlkampf und dreht mit Hingabe an den Schräubchen, die Wähler dazu bringen sollen, ihre Stimme für Morris abzugeben. Doch auf dem Weg dahin geht ihm seine Frische, das Feuer des Idealismus verloren: Die Augen sind stumpf, ein bitterer Zug hat sich um seinen Mundwinkel geschlichen. Was ist passiert?

George Clooney erzählt in seinem vierten Film The Ides Of March, wie aus einem brennenden Idealisten ein Zyniker wird. Wäre es ein deutscher Film, die Band Die Sterne hätten den Titelsong beisteuern können: «Was hat dich bloß so ruiniert?», singen sie. Und Clooney gibt für Stephan Meyers die Antwort.

Straucheln eines blitzgescheiten Überzeugungstäters

Der Film basiert auf Beau Willimon’s Theaterstück Farragut North. Eigentlich sollten die Dreharbeiten schon 2008 abgeschlossen werden, weil aber die politische Stimmung in den USA nach der Wahl Barack Obamas so optimistisch war, legten die Macher das Projekt auf Eis.

Regisseur Clooney selbst spielt den Saubermann-Politiker Mike Morris, dessen weiße Weste am Ende in einem arg desolaten Zustand sein wird. Auch wenn Clooney selbstredend als eloquenter Wahlkandidat eine beeindruckende Figur gibt, so steht doch das moralische Drama, in das Ryan Gosling als Shootingstar der Wahlkampfstrategen gerät, im Zentrum dieses Films.

Clooney nimmt sich Zeit, den Zuschauer davon zu überzeugen, dass Meyers ein blitzgescheiter Überzeugungstäter ist, der mit Anfang 30 noch daran glaubt, Politik sei mit Integrität und Überzeugungskraft zu machen. Alles läuft perfekt, bis ihn zwei Steine auf seiner Karrierebahn ins Straucheln bringen.

Der erste zielt auf seine Eitelkeit: Der Kampagnenmanager der Konkurrenz-Partei (Paul Giamatti) macht ihm ein Jobangebot. Meyers wirft einen zweifelnden Blick auf seine Mitarbeiter und willigt einem Treffen ein – der Zweifel ist gesät. Und dann begeht Meyers den Kardinalfehler der Politbranche: Er schläft mit seiner Praktikantin Molly Stearns (Evan Rachel Wood).

Weißes Haus oder Karriere-Aus?

Jetzt gerät ein Stein nach dem anderen ins Rollen. Sein Mentor und Vorgesetzter Paul Zara (Philip Seymour Hofman) ist nicht begeistert, als er vom Vertrauensbruch seines Schützlings erfährt und dann macht ihm Molly ein Geständnis, dass das makellose Bild des Gouverneurs unwiderruflich besudelt. Für Meyers steht alles auf dem Spiel: das Weiße Haus oder Karriere-Aus. Und viel schlimmer noch: die eigenen Ideale.

Ein Geflecht aus Intrigen spannt sich um ihn, Konkurrenten und Enttäuschte wetzen ihre Messer, während Meyers mit der eigenen Integrität ringt. Die auf Hochglanz polierte Welt, in der er glaubte zu leben, entpuppt sich als verlotterter Sumpf. Dabei gerät nicht nur Meyers ins Wanken, auch der Kandidat wackelt. Verrat und Ungerechtigkeit plustern sich immer mehr auf.

Die besondere Qualität dieses Films ist, dass er nicht mit holzschnittartigen Klischees hantiert. Hier ist keiner unfehlbar, keiner nur verdorben, aber jeder muss den Regler seiner Moral immer wieder neu justieren. Eben noch hat Stephan die Fäden im Hintergrund gezogen – der Kandidatenrede den Feinschliff verpasst, Morris auf ein Podest platziert, damit er souverän das Rednerpult überragt – jetzt ist er vor allem damit beschäftigt, sich selbst die Haifische vom Hals zu halten. Wer ihm eben noch kumpelhaft auf die Schulter geklopft hatte, zückt jetzt den Dolch.

Vorn die Wahlkampfrede, hinten Scharmützel

The Ides of March ist zum einen ein hoch spannender Polit-Thriller, der mit kühlem Blick von den Intrigen der Branche erzählt und in deren Zahnrädern ein junges Talent zermalmt. Auch wenn sich die Macher dieses Films die Politik herausgepickt haben, geht es hier um die ganz großen Dinge: Moral und Loyalität.

Clooney findet starke Bilder, kluge Dialoge und intelligente Handlungsstränge, um den Zuschauer mitzureißen. Sehr gelungen ist der Moment, in dem Meyers seinem Freund und Mentor das Treffen mit dem Konkurrenten gesteht: Die Auseinandersetzung findet vor einer gigantischen amerikanischen Flagge statt, auf deren anderen Seite Mike Morris gerade seine Wahlkampfrede hält. Das erinnert an eine Theaterinszenierung und ist hier sehr passend, weil es der Moment ist, in dem die Geschichte Züge einer griechischen Tragödie bekommt.

Für die Krisensitzung mit den Kandidaten braucht es dann wiederum keine große Kulisse: Auf Klappstühlen beraten Stephan, Paul und Morris, wie die Wahl noch zu gewinnen sei. Doch die eigentlich Drama ist nicht die drohende Wahlniederlage, sondern die Geschichte eines Mannes, der für die Sache brennt und in Resignation strandet, der vom glühenden Mitstreiter zum gefährlichsten Feind wird.

Titel: The Ides of March
Regie: George Clooney
Darsteller: Ryan Gosling, George Clooney, Philip Seymour Hoffman
Filmlänge: 101 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Verleih: Tobis
Kinostart: 22. Dezember 2011

Quelle:
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George-Clooney-Film – Tragödie vor Stars and Stripes

Tags:

Tags: Barack Obama, Evan Rachel Wood, George Clooney, Philip Seymour Hoffman, Ryan Gosling, stephan meyers, The Ides of March

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