Rollbergrennen – das ist Berlin, das ist Tradition, das ist Emotion. Da reißen die Siegerinnen und Sieger wie bei den großen Rennen der Klassiker und der Tour die Arme in die Luft. Da läutet ein Vereinsmitglied die Glocke zur finalen Runde. Da treffen sich die alten Radsporthelden und schwärmen von fast vergessenen Zeiten. Da sieht man kämpfende Gesichter die Flughafenstraße hoch rasen. Da bekommt man die Freude, das Strahlen derer mit, die es geschafft haben, egal ob Elite-Fahrer oder Jedermänner.
Nachdem ich bereits einiges von meiner Familie über dieses einst größte deutsche Radrennen gehört habe, stand für dieses Jahr fest, dass wir gemeinsam diese Veranstaltung als Zuschauer besuchen werden. Bei dem seit 2011 wiederbelebten Traditionsrennen hat sich über die letzten Jahrzehnte viel verändert. Es geht nicht mehr über das legendär berüchtigte Kopfsteinpflaster, sondern unzählige Runden um den Block über die Flughafen-, Karl-Marx- und Hermannstraße. Die 2,1km lange Strecke ist aber nicht mehr nur für Lizenzfahrer zugelassen, sondern seit letztem Jahr auch für Jedermänner und -frauen. Sie sind eine Stunde und eine Runde unterwegs und natürlich hat ein Schlusssprint den Sieger gekürt. Die ABC-Fahrer hingegen fuhren auf dem Rundkurs 105km ab.
Mehr als 600 Fahrer und Fahrerinnen aus verschiedenen europäischen Ländern traten in fünf Rennklassen gegeneinander an. Schon vor Jahren und Jahrzehnten brachte dieser Berlin-Klassiker einige große Fahrer wie Mike Kluge, Erik Zabel und André Greipel hervor.
Obwohl sich sehr viel verändert hat, sind alle nach wie vor begeistert. Omi und andere Zeitzeugen meinen, es sei trotzdem schön und aufregend. Egal, ob man nun ganz eng mit dem Radsport verbunden ist oder nicht. Aufregend alle mal! Nur damals standen nicht wie am vergangenen Wochenende so wenige Zuschauer am Straßenrand. Es waren tausende, sie schätzen mehr als 40.000 dicht gedrängt, wie man es auch auf Fotos in meinem Beitrag hier sehen kann.
Unterhalten wird man aber nicht nur von den Radfahrern sondern durch die Kommentatoren, die die ein oder andere Anekdote auf Lager haben. Sie wissen die paar hundert Zuschauer, meist die Familien und Freunde der Fahrer, bei Laune zu halten.
Sobald der Startschuss fällt, egal bei welchem Rennen, ist man mitten drin in der Euphorie und wäre am liebsten selbst dabei. Dicht fahren sie, aber ganz anders, als beim Velothon. Die Fahrer umsichtig und gelassen, dennoch ernst und angestrengt. Mitten unter ihnen auch einige Frauen, nur ein knappes Dutzend, aber auch sie zeigen sich kämpferisch. Wir jubeln allen Runde für Runde zu und genießen die Atmosphäre dieses Traditionsrennens.