Veröffentlicht am 8. Dezember 2013 | von Martina Zerovnik
1Tracklist der Woche: Martina
Anlässlich des kurzzeitigen Wintereinbruchs in Form der wilden Liaison aus Schneegestöber und fahlem Sonnenschein von gestern widme ich meine Tracklist den Jahreszeiten. Weil es bekanntlich nur wenige Songs gibt, die nicht in irgendeiner Art und Weise von Liebe handeln, hat sie also auch damit zu tun. So gesehen: Der winterliche Rückzug hat auch etwas Tröstliches.
Karen Elson – Cruel Summer
Das Multitalent Karen Elson – Model, Singer-Songwriterin, Gitarristin, Mitgründerin von The Citizens Band – ist an sich schon bemerkenswert, ihre Stimme ist es auch. Vielleicht gibt es Songs wie diesen, um den Abschied vom Sommer zu erleichtern. Wer schon einmal verlassen wurde, weiß, dass eine strahlende Sonne auch höhnisch grinsen kann. Ein verhangener Himmel und kalte, verregnete Tage eignen sich hingegen wunderbar, um sich zurückzuziehen … „I mutter a lonesome goodbye“ …
The National – Terrible Love
Das neue Album von The National war schon in vergangenen Listen vertreten, hier ein Titel vom Album High Violet. Nicht nur, dass sich Liebe bisweilen anfühlt, als wäre man in einem Spinnennetz gefangen. Ist die Liebe weg, kann es sich wiederum anfühlen, als wäre das Sicherheitsnetz gekappt worden. Und ein „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten …“ trifft allemal auf dieses rätselhafte Textgewebe von Terrible Love zu. Übrigens: Der Spätsommer ist unbestreitbar die Zeit der Spinnen … „I am walking with spiders“ …
Max Richter, Vivaldi – The Four Seasons, The Autumn 1
Jahreszeiten ohne Vivaldi, das geht nicht. Hier in einer Neuinterpretation von Max Richter, eingespielt von dem Geiger Daniel Hope und dem Kammerorchester Berlin für die Deutsche Grammophon-Reihe Recomposed, die eine Verbindung von klassischer Musik und Künstlern der Clubszene verfolgt. Der Herbst trumpft in Die vier Jahreszeiten noch einmal festlich auf. Minute 3:10: Der Fall von der lichten Klarheit und Wärme eines frühherbstlichen Tages in einen nebelgrauen, feuchtkalten Novembertag kann kaum größer sein.
B.Fleischmann – Broken Monitors
Im Winter werden die Kräfte gesammelt. Viele Tracks von Bernhard Fleischmann eignen sich dazu, um abzuschalten und wieder runterzukommen, Broken Monitors besonders. Am Beginn sprung- und bruchstückhaft, sammelt sich das Klangrepertoire nach und nach, entwickelt seine Dichte und Sogwirkung. Und mit etwas gutem Willen lässt sich auch das Knacken und Brechen der winterlichen Eisschichten heraushören.
Fuzzman – Spiel mir das Lied von der Liebe
Und wem Fleischmann nicht hilft, die oder der kann immer noch böse sein. Herwig Zamernik, der Bassist von Naked Lunch, rechnet als Fuzzman auf seinem viel gepriesenen und nicht gerade zimperlichen Album Trust Me Fuckers nicht nur mit dem Schlager, sondern auch mit der Liebe ab (oder auch nicht). Mit den Jahreszeiten hat das nicht mehr viel zu tun – außer man will Frühlingsgefühle darin finden … „voller Geigen hängt der Himmel heut Nacht“ …
Tags:B. FleischmannFuzzmanKaren ElsonMax RichterThe NationalTracklist der WocheVivaldi
Über den Autor
Martina Zerovnik Aufgabenbereich selbst definiert als: Filmleserin. Lächelt über “Oh diese Technik [Film] ist sehr entwicklungsfähig, fast reif zur Kunst” (Döblin).