Das ist ein herber Schlag für Reiseveranstalter und die portugiesische Wirtschaft. Portugal ist offiziell von der „grünen Liste" der britischen Regierung für quarantänefreie sichere Reiseländer gestrichen worden. Ab 8. Juni müssen nun zurückkehrende britische Urlauber zu Hause für 10 Tage in Quarantäne und mindestens zwei PCR-Tests machen. Das bedeutet auch, dass Tausende von Briten, die ins Land, insbesondere an die Algarve, gereist sind, vorzeitig nach Hause zurückkehren müssten, während andere ihre Reisen unter Umständen gar nicht erst antreten. Nach Angaben britischer Quellen wurde die Entscheidung bei einem Treffen zwischen der Londoner Zentralregierung und den Regierungen von Schottland, Wales und Nordirland auf Anraten des Biosicherheitszentrums aufgrund des vermehrten Auftretens neuer Varianten von SARS-CoV‑2 getroffen.
Der britische Verkehsminister Gran
t Shapps (Foto) sagte in einem auf Sky News ausgestrahlten Interview, dass es eine "schwierige Entscheidung" gewesen sei und nannte zwei Hauptgründe, die bei den britischen Behörden Besorgnis auslösten. "Das eine ist, dass sich die Positivitätsrate seit der letzten Überprüfung in Portugal fast verdoppelt hat, und das andere ist, dass es eine Art Mutation aus Nepal der sogenannten indischen Variante gibt, die entdeckt wurde, und wir wissen einfach nicht, welches Potenzial sie haben könnte, dem Impfstoff zu widerstehen", erklärte er. Außerdem wolle man den Öffnungsplan in Großbritannien, der am 21. Juni in in die letzte Phase eintritt, nicht gefährden.
Portugal war erst am 7. Mai auf die so genannte "grüne Liste" gesetzt worden. Seit dem 17. Mai konnten britische Touristen wieder ohne Quarantäne-Aussichten bei ihrer Rückkehr in das Land reisen. Die gesamte Tourismusbranche Portugals hatte auf einen erneuten Zustrom von britischen Urlaubern gehofft, der für Portugal wichtigsten Touristengruppe. 2019 waren 2,5 Millionen Briten in Portugal zu Gast, auf die fast 20% der Übernachtungen von Ausländern entfielen. Rund 1,2 Millionen davon wählten die Algarve als Reiseziel. Der britische Markt repräsentiert normalerweise im Juli und August mehr als ein Drittel der Gesamtnachfrage nach Hotelzimmern in der Region.
Die Londoner Entscheidung stößt natürlich vor allem in der Reisebranche auf Kritik. Die britische Presse spricht von Verlusten in Millionenhöhe für Reiseveranstalter und Fluggesellschaften. "Der Sommer wird durch die Politik der Angst vernichtet", kritisiert beispielsweise Paul Charles, Direktor der britischen Tourismus-PR-Agentur PC Agency. Er bezeichnet die Entscheidung als "unlogisch" und sagt voraus, dass sie "Zehntausende von Arbeitsplätzen in der Reisebranche bedrohen wird, ganz zu schweigen von der Schädigung des Verbrauchervertrauens." Seiner Meinung nach sollten mehr Länder auf der grünen Liste stehen.
"Die Regierung hat wieder einmal den Tourismussektor ignoriert", kommentierte die Senior-Vizepräsidentin des World Travel and Tourism Council, Virginia Messina, in einem Bericht der Nachrichtaggentur LUSA. Sie betonte, dass der Ausschluss Portugals "das Vertrauen in die Reiselust zerstören, zukünftige Buchungen reduzieren und Touristen abschrecken wird".
Der Präsident des Hotelverbands der Algarve (AHETA) Elidérico Viegas geht davon aus dass die Streichung Portugals "das gute Tempo der Reservierungen britischer Touristen beeinträchtigt" und "die guten Aussichten, die es für den Sommer gab, gefährdet". Er hofft jedoch, dass sich die Situation in drei Wochen umkehren wird: "Wenn wir die Zahl der niedrigen Infektionen beibehalten, halte ich es für möglich, dass Portugal dann wieder auf der grünen Liste steht."