Über die Hasen-Insel
Die Hasen-Insel, deren korrekter Name Ōkunoshima (大久野島) lautet, bietet mit einem Durchmesser von vier Kilometern über hundert Langohren für einen dauerhaften und Touristen für einen vorübergehenden Aufenthalt Platz. Sie befindet sich im Seto-Inlandsee, dem Binnenmeer zwischen den japanischen Inseln Kyūshū, Honshū, und Shikoku.
Vom Hafen der Stadt Takehara aus, der den Namen Tadanoumi (忠海港) trägt, erreicht man Ōkunoshima, wie auch die Katzeninseln, mit einer Fähre. Bevor man jedoch die Überfahrt zum Okuno-Hafen (大久野港) antritt, sollte man im hafeneigenen Laden vorbeischauen, wo man sich bereits mit Hasenfutter und Souvenirs eindecken kann. Genug Geld dafür wird man angesichts des günstigen Preises der Fährenfahrt, der etwa 320 Yen, also ungefähr 2,65€ umfasst, noch übrig haben.
Ist man auf Ōkunoshima angekommen, kann man im gut ausgestatteten Hotel einchecken oder auf dem angrenzenden Camping-Platz Unterkunft finden. Dann steht dem Beginn des Abenteuers nichts mehr im Wege. Entweder man begibt sich direkt auf einen der Wanderwege, auf denen man immer wieder auf die Namensgeber der Insel trifft, oder man informiert sich zunächst im Giftgas-Museum über die Geschichte der Insel. Wer direkt mit besagter Geschichte konfrontiert werden möchte, kann die verlassenen Gebäude besuchen, in denen während des zweiten Weltkriegs Waffen und Munition aufbewahrt wurden.
Möglicherweise wird dem ein oder anderen angesichts der (Kriegs-)Vergangenheit der Insel mulmig, was dadurch verstärkt werden könnte, dass manche Experten die Insel angesichts des einst dort gelagerten Giftgas und mancher nach wie vor versiegelten Bereiche nicht als vollkommen gefahrlos einschätzen. Die lokale Regierung hingegen berichtet von keinerlei Problemen und stuft Ōkunoshima als sicher ein. Dennoch sollte man sich zumindest an die offiziellen Wege halten.
Die Geschichte der Hasen
Es existieren zwei Theorien, wie die Hasenpopulation auf Ōkunoshima zustande gekommen sein könnte. Die unangenehme Variante geht davon aus , dass sie einst als Testobjekte für die Anwendung der Giftgas-Waffen benutzt wurden, während dem weitaus weniger unmoralisch klingenden Ansatz zufolge im Jahre 1970 eine Grundschule acht Hasen dort aussetzte.
2014 wurde dieses Video ins Netz gestellt, was den Anstoß für eine explosionsartige Entwicklung sowohl der Hasenpopulation als auch der Besucherzahlen darstellte. Angesichts des Erfolgsrezepts von süßen kleinen Tieren im Übermaß stellt dies keine sonderlich große Überraschung dar.
Eine traurige Wendung nimmt diese Geschichte allerdings, wenn man das Verhalten der Touristen auf der Insel betrachtet, welches die Sterberate der Hasen drastisch hochschraubt.
Entgegen aller Warnungen werden die Hasen mit für sie ungesunden Snacks gefüttert und gegen ihren Willen auf den Arm genommen, obwohl es sich bei ihnen nach wie vor um Wild- und keine Haustiere handelt. Vor allem die Fütterung von Menschenhand, auf die die Hasen angesichts karger Vegetation angewiesen sind, stellt den Grund dar, weshalb viele Fellnasen grausam verenden. So wird ihnen beispielsweise von Besuchern das in Japan günstigste Gemüse, nämlich Kohl, angeboten, obwohl sie es nicht vertragen. Darüber hinaus müssen Hasen dauerhaft und beständig fressen, was die von der Wetterlage abhängige Besucherzahl allerdings negativ beeinflusst. Scheint die Sonne, sind viele Touristen vor Ort, die den Hasen sehr viel in kurzer Zeit füttern, während ihnen an Regentagen wiederum zu wenig zur Verfügung steht.
Fazit
Die Hasen-Insel ist auf alle Fälle für jeden, der Tiere liebt oder zumindest respektiert und in den Genuss einer interessanten Umgebung möchte, einen Besuch wert. Dennoch sind die Touristen der Erhaltung der Natur und der tierischen Bevölkerung verpflichtet, weshalb unbedingt verschiedene Regeln eingehalten werden müssen, um den Hasen nicht zu schaden.
Auf keinen Fall sollte etwas anderes als für Hasen geeignetes Futter, das im Souvenirshop erstanden werden kann, verabreicht werden. Des Weiteren ist es unangemessen, die Tiere wie Plüschtiere zu behandeln, was ohnehin eine universelle Regel beim Umgang mit Wildtieren darstellt. Im Speziellen bedeutet dies, dass die Hasen nicht auf den Arm genommen und dementsprechend auch nicht für Zwecke wie Selfies missbraucht werden dürfen, wenn ihnen dabei der eigene Wille aufgezwungen wird.
Wenn es euch nicht schwerfällt, Tiere und Natur auf diese Weise zu schützen, solltet ihr unbedingt (mindestens) einmal nach Ōkunoshima fahren. Es wird sowohl für euch als auch für die Hasen eine mit Freude verbundene Erfahrung sein.
22 Jahre alte Japanliebhaberin, die den Kampf mit dem Sprachenlernen aufgenommen hat.