Tour de France: Und jährlich grüsst das Murmeltier

Von Stscherer

Es wird Herbst in Deutschland, die Radsport-Dopingsünder des laufenden Jahres werden bekanntgegeben und bei ARD und ZDF wird diskutiert, ob man im nächsten überhaupt noch berichten wolle, denn es bestehe ja die Gefahr, keine dopingfreie „Tour de France“ übertragen zu können: und jährlich grüsst das Murmeltier…

Für jeden Fachmann total und völlig überraschend wurde dieses Jahr der „Tour de France“-Sieger Alberto Contador positiv getestet, aber letztendlich kamen die Dopingmittel ja nur durch „verseuchtes Grillfleisch“ auf einer Phantom-Grillfete in sein Blut. Warum es Contador erwischt hat? Nun ja, vielleicht hat er nicht dieselben einflussreichen freunde wie einstmals andere.

Doch nun wieder die Diskussion über den Ausstieg, denn die Verantwortlichen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern müssen juristische Konsequenzen. Sie haben über die Europäische Rundfunk Union (EBU) mit dem Tour-Veranstalter Amaury Sports Organisation (AS0) abgeschlossen, der bis 2011 gilt und die TV-Sender zu täglichen Berichten über die Tour-Etappen verpflichtet. 2009 berichteten ARD und ZDF nur rund 30 Minuten pro Tag live, in diesem Jahr wurde die Live-Berichterstattung wieder auf rund 60 Minuten pro Tag ausgeweitet.

Sollte sich der Doping-Verdacht gegen Superstar Contador erhärten, könnte dies ein Grund sein, aus dem Vertrag auszusteigen. (Klick)

Befassen wir uns nicht mit den Dopingsündern selbst – im Zweifel sind auch sie nur Opfer eines in vielen Fällen sogar mörderischen Systems zum Zwecke der Gewinnmaximierung einiger Weniger, kümmern wir uns lieber über die Öffentlich-Rechtlichen, diesen Hort der Gutmenschen mitten in der Verderbtheit der privaten Rundfunksender. Dort beteiligt man sich mit durch die GEZ eingetriebenen Gebühren an einem Exklusivvertrag für einen Wettbewerb, von dem jeder, der schon einmal mit einem Fahrrad einen Hügel hochgestrampelt ist, spätestens beim schweissnassen Erreichen des „Gipfels“ im Schneckentempo weiss, dass man diesen nicht nur mit Trainingsfleiss und kräftigem Essen durchstehen, geschweige denn gewinnen kann. Da mögen Armstrong, Ullrich oder Contador so viel reden, wie sie wollen: die „Tour de France“ ist schon lange kein „sauberer“ Sport mehr, und sie wird es auch in den nächsten jahren nicht sein – und zwar so lange nicht, wie man nicht neben strengsten Kontrollen auch eine Streckenführung vornimmt, die tatsächlich „menschenmöglich“ ist.

Schlimm genug, dass man solche Verträge überhaupt abschliesst (wer berät die eigentlich bei den vertragsverhandlungen?), aber noch schlimmer ist dieses ewige Hickhack, denn es gibt für unsere Öffentlich-Rechtler doch nur 2 Möglichkeiten:

1. Sie steigen endlich aus dieser Berichterstattung aus, weil ein solcher Sport nun einmal nicht in ihr Konzept passt

oder

2. sie ignorieren die ganze Doping-Geschichte und sagen gerade heraus, dass es ihnen um „Höher, Schneller, Weiter“ geht, ohne Rücksicht darauf, wie diese Höchstleistungen erzielt werden.

Beides wäre wenistens konsequent und nicht so ein Rumgealbere.

Aber egal, wie sie sich entscheiden, sie sollen mich bitte mit diesen öden Diskussionen nach jedem Dopingfall verschonen, in denen sie immer wieder darüber diskutieren, ob sie nun aus der „Tour de France“-Berichterstattung aussteigen, nur um dann gebetsmühlenhaft zu verkünden, sie hätten mit den Tourverantwortlichen gesprochen, und jetzt werde aber wirklich ganz streng kotrolliert und Dopingfälle ausgeschlossen – nytürlich nur bis zum nächsten Dopingfall… und dass es bei der nächste „Tour de France“ keine Dopingfälle geben wird, dürfte ungefähr so wahrscheinlich sein wie der Deutsche Meistertitel für hannover 96 (jedenfalls in der laufenden Saison).