die Pyrenäen sind hunderte Millionen Jahre alt und Andy Schleck (Luxembourg) hat einen Rückstand von 8 Sekunden auf seinen Konkurrenten Alberto Contador (Spanien), - so die großen Worte eines Fernsehkommentators heute Nachmittag.
Daran sieht man wieder einmal, wie doch alles relativ ist im Bereich des Radsports. :-))
Tatsächlich könnte bei der diesjährigen Tour der France 2010 die Entscheidung am letzten Berg der 187,5 Kilometer langen Etappe von Pamiers nach Bagneres-de-Luchon zugunsten Contadors gefallen sein:
Denn heute kam es zum großen Showdown in den Pyrenäen.
Andy Schleck, der führende Mann in der Gesamtwertung - im Gelben Trikot fahrend -, zog am Berg aus dem Windschatten seines Rivalen aus Spanien leichtfüssig vorbei und gewann einige Meter an Boden vor Contador. Der Spanier, dessen Name mich an Matador erinnert, konnte die Tempoverschärfung nicht mithalten. Man hatte den Eindruck, dass der Luxemburger Andy Schleck seinen Vorsprung auf Contador heute deutlich ausbauen könnte. - Doch dann der Schreck für Schleck: Bei seinem fulminanten Antritt rutschte ihm die Fahrradkette vom Blatt und Schleck trat ins Leere. - Schlagartig nutzte Contador das Pech seines Konkurrenten zum Angriff und konnte auf diese unfaire Art und Weise heute das Gelbe Trikot überstreifen. Den Tagessieg auf dieser zweiten Pyrenäen-Etappe feierte indes der als Ausreißer-König bekannte Thomas Voeckler.
Würdige Helden der Tour hätten das Unglück eines konkurrierenden Rennfahrerkollegen nicht ausgenutzt, sondern hätten auf den vom Pech verfolgten gewartet. Diese Handlungsweise ist übrigens nicht unbedingt uneigennützig. Denn einmal trifft das Pech den einen, ein anderes mal den anderen. So hatte der legendäre Amerikaner Lance Armstrong, der siebenmal die Tour de France gewonnen hatte, stets auf gestrauchelte Konkurrenten geduldig und fair gewartet (z.B. auf Jan Ulrich) oder zumindest nicht extra das Tempo verschärft, wie dies heute Contador getan hatte. Denn der jahrelang dominierende Armstrong wußte, dass er die Tour in jedem Fall gewinnen würde. Deshalb war er auf Pannen seiner Konkurrenten nicht angewiesen, sondern er konnte es sich zu seiner Glanzzeit erlauben großzügig sein. Contador scheint davon weit entfernt zu sein.
Aber was ist nun mit Lance Armstrong, der bei der diesjährigen Tour de France bekanntlich ebenfalls mitmischt?
Der in die Jahre gekommene Tour-Held mischt nicht mehr mit, sondern er radelt verzweifelt dem Feld hinterher. Es ist ein unglaubliches Desaster! Armstrong wird auf Schritt und Tritt von Staatsanwälten verfolgt. Die Jagdsaison auf Armstrong, den „gefühlten“ Dopingsünder ist längst eröffnet. Seine engsten ehemaligen Rennfahrerkollegen bezichtigen Lance Armstrong der übelsten Dopingvergehen. Nun strampelt der von fürchterlichen Stürzen gezeichnete Mann, der einst den Krebs besiegt hatte und dann siebenmal in Paris als Sieger in Erscheinung getreten war, inzwischen weit abgeschlagen und chancenlos Kilometer dem Feld hinterher. Über ihn wird nicht mehr gespottet, - wie zu Beginn der Tour 2010 - sondern es überwiegt eindeutig das Mitleid.
Gestern sagte ein Fernseh-Sportreporter wörtlich: „Ich habe jetzt eine Bitte an meine Kollegen von der Regie. Bitte warten SIe mit der Kamera nicht mehr bis Lance Armstrong ins Ziel kommt. Seine Ankunft ist doch uninteressant!“
Für den Radprofi Lance Armstrong ist dies eindeutig die Höchststrafe. Denn gleichgültig was Polizei und Staatsanwälte mit Armstrong künftig noch anstellen werden: Schlimmer gehts nimmer!
Armstrongs Fehler war, dass er am Zenit seiner Laufbahn nicht aufhören konnte, genau wie so viele Sportler in anderen Disziplinen auch. Weshalb mir jetzt plötzlich Michael Schumacher in den Sinn kommt? --- Peter Broell