Eine späte, vielleicht schon zu späte Karriere macht derzeit ein Al-Kaida-Terrorist namens Abu Jahja al-Libi. Wie die deutschen Medien im Chor melden, ist der Extremist bei einem Drohnenangriff der Amerikaner getötet worden. Dies sei der „schwerste Schlag gegen Al Kaida seit der Tötung bin Ladens“, schreibt die Frankfurter Rundschau, denn immerhin sei al-Libi „die Nummer zwei der Terror-Organisation“ gewesen.
Das nun aber ist eine echte Neuigkeit, denn bislang war der teure Tote nie als „Al-Kaida-Vize“ bezeichnet worden, nicht einmal von US-Zeitungen. Zwischen 2001 und Ende April 2012 taucht der Fusselbart, der durch einen Youtube-Auftritt bekannt wurde, zwar gelegentlich als „Chefprediger“ der Terrortruppe auf. Als „Vize“ von al Kaida aber taucht er weder zu Lebzeiten von Osama Bin Laden noch in der Amtszeit von dessen Nachfolger Aiman Al Sawahiri auf.
Nun allerdings sind viele Terrorfans beunruhigt. Was ist denn da bei al Kaida los? Zuletzt noch die große Nachfolgediskussion mit Kandidatencasting in allen deutschen Qualitätszeitschriften, dann die vom „Spiegel“ offiziell verkündete Ernennung von Al Sawahiri zum neuen Chef. Nie aber eine amtliche Ernennung al-Libis zum neuen Stellvertreter des neuen Vorsitzenden, sondern schon das zweite Mal hintereinander ein kompletter Ausfall der einst unter Mullah Dadullah noch alljährlich feierlich zelebrierten Ankündigung der mächtigen Frühjahrsoffensive, die alle Ungläubigen aus dem Land fegen wird.
Und nun, wo al-Libi tot ist und nichts mehr davon hat, die Beförderung an die Seite der gräßlichen Giganten. Welch eine Tragödie! Erst im Moment seines Todes steigt der „Chefideologe“, der so oft "rhetorisch brilliert" hatte (Spiegel) zum ersehnten Vizetitel auf.