Da haben wir es doch mal wieder.: Die Einfallslosigkeit erreicht neue Ebenen und man hat sich in Hollywood offensichtlich auf das Neuauflegen von Märchenklassikern festgelegt. Gestern wurde der erste Trailer von „Hänsel & Gretel Hexenjäger“ veröffentlicht und hat für vielerlei Kopfschütteln gesorgt. Es ist kein Wunder, dass angesichts solcher völlig bekloppter Entgleisungen lieber auf Nummer sicher gegangen wird, und man sich auf das Produzieren von Remakes konzentriert.
Besonders das Actionkino aus den späten 80ern und frühen 90ern erlebt derzeit eine Wiederauferstehung, oder eben Leichenfledderei, je nach Ansicht.
Regisseur Len Wiseman, der in der letzten Zeit hauptsächlich durch Leichenfledderei des „Underworld“-Franchise von sich Reden machte und ein eher unterdurchschnittliches „Stirb langsam 4.0“ abgeliefert hatte, geht nun wacklige Schritte in der zwiespältigen Ruhmeshalle der Remakes und läuft derzeit mit seiner Neuauflage des Verhoeven-Trash-Klassikers „Total Recall“ in den deutschen Kinos.
Wir sind in einer düsteren Zukunft. Die Erde ist nach irgendwelchen Kriegen nahezu unbewohnbar. Es gibt noch zwei Flecken, die von Menschen bevölkert sind. Lediglich im ehemaligen Großbritannien und in Australien ist Leben überhaupt noch möglich. In Europa haben es sich die Reichen und Schönen der Welt gemütlich gemacht und auf der anderen Seite der Welt, ist die Arbeiterklasse der neuen Gesellschaft untergebracht. Durch einen großen fahrstuhlartigen Schacht pendeln die Arbeiter regelmäßig quer durch den Planeten, um in riesigen Fabriken zu arbeiten und zu malochen. Dass dieses System nicht nur Freunde hat, ist klar. Besonders in der Kolonie gibt es große Schwierigkeiten mit dem Widerstand, der vom mysteriösen Matthias angeführt wird.
Das kann Kanzler Cohaagen nicht akzeptieren, denn es geht auch um einen Riesenhaufen Geld und Macht.
Douglas Quaid ist ein einfacher Fabrikarbeiter, der aber irgendwie das Gefühl hat, für mehr bestimmt zu sein. Er kriegt diesen Gedanken nicht aus seinem Kopf und auch seine wunderschöne Frau Lori kann ihn nicht so recht trösten. Außerdem wird Doug von merkwürdigen Träumen geplagt. Eines Tages erfährt Doug von einer Firma namens Rekall. Diese Firma hat sich darauf spezialisiert, Erinnerungen zu implantieren, so dass man, zum Beispiel, einen super teuren Urlaub machen kann, ohne wirklich weg zu fahren. Außerdem kann man Dinge tun, die man in der Wirklichkeit nie tun qüesw. Doug besucht Rekall und nach anfänglicher Skepsis entscheidet er sich für ein ganz besonderes Angebot. Er will Geheimagent sein. Das Programm sieht alles vor, was das Herz begehrt. Eine ausgewachsene Verschwörung, massenhaft böse Jungs, das hübsche Mädchen von Nebenan und die unvermeidliche Femme Fatale. Doug hofft, dass ihm dieses Erlebnis ein bisschen Abwechslung bringt und greift zu. Und damit gehen die Probleme los.
Wie sollte man sich ein Remake angucken? Das hängt im Wesentlichen davon ab, was hier neu aufgelegt wurde. Zu viele Gedanken sollte man sich darüber aber nicht machen. Die meisten Remakes sind nämlich tatsächlich überflüssig und reichen qualitativ sehr selten an das Original. Apropos Original: Bevor man den neuen Film sieht, kann man sich natürlich den alten Schinken ansehen. Dieser Film ist natürlich alt und im Falle eines Science Fiction Filmes ist er technisch längst überholt. In manchen Filmen sieht man, wie man an die Grenzen des Machbaren gestoßen ist und ist vielleicht gespannt, wie man die entsprechende Szene mit moderner Tricktechnik gemacht hat. Beim Betrachten des alten Filmes achtet man auf die Atmosphäre und welche Elemente im Vordergrund sind. Also, was den Film zu dem macht, was er ist.
Im Falle von Paul Verhoevens „Total Recall“ von 1990, sind die prägenden Elemente ganz schnell ganz klar. Aus regelrecht jeder Pore des Films dringt der Koloss Arnold Schwarzenegger. Daneben gibt es eigentlich nur noch Action und eine Frau mit drei Brüsten. Damit sind auch die Prioritäten des Regisseurs dargelegt. Trotzdem gelingt noch der faszinierende Story-Zwist, dass man eigentlich nie so richtig weiß, ob all die Ereignisse nun wirklich stattfinden, oder lediglich in Dougs Kopf.
Len Wisemans Film nun ist viel aufwändiger produziert. Mit beeindruckenden Special-Effects wurde hier eine sehr detaillierte Zukunftswelt geschaffen. Alles ist irgendwie übereinander gestapelt und vermittelt ganz gut den Eindruck einer überbevölkerten Stadt. Einige Ecken sehen zwar exakt so aus, wie in „Blade Runner“, aber das ist okay. Schließlich basiert auch dieser Film auf einer Kurzgeschichte des Blade-Runner-Autoren Philip K. Dick. Die Charaktere sollen viel mehr Tiefe zeigen, als im Original. Das gelingt eher weniger gut und hält eigentlich nur den Flow des Filmes auf. Die Action-Szenen sind sehr schick, allerdings sieht man sich zu schnell an ihnen satt und irgendwann scheint der Film nur noch aus unendlichen Ballereien zu bestehen. Nüchtern betrachtet liefert Len Wiseman also nur Action und die Frau mit drei Brüsten – ohne Arnie. Und damit sind wir beim großen Problem dieser Neuauflage. Schwarzenegger-Filme ohne Schwarzenegger können einfach nicht funktionieren. Durch diesen Darsteller haben alle Filme einen bestimmten Touch bekommen, den man entweder mochte, oder nicht. Arnie gab selbst den allergrößten Mistfilmen noch eine besondere Note.
Egal, was diese besondere Note ausgemacht hat, ernst durfte man das nie nehmen. Aber Len Wiseman nimmt es ernst. Kein hintergründiger Sarkasmus mehr und keine Seitenhiebe auf die heutige Gesellschaft. Keine raffinierte Szene, in der ein Schweißtropfen zum Schlüsselsymbol avanciert. Stattdessen nimmt man lieber Dubstep.
Wie guckt man also am besten ein Remake? In diesem Fall wohl gar nicht.
„Total Recall“ fängt sogar ganz gut an. Der Film bietet einige Ansätze, die er dann aber nicht verfolgt. Technisch beeindruckt Len Wiseman allemal. Er gibt sich so viel Mühe, diese Welt überzeugend aussehen zu lassen und erzielt dabei verblüffende Ergebnisse. Dann lässt er das Potential wirkungslos verpuffen, weil er eben die stumpfsinnige Geschichte eines zwanzig Jahre alten, trashigen Actionfilmes nach erzählen will. Eigentlich - wenn man sich das mal genau betrachtet - ist das eine völlig bekloppte Idee!
Total Recall (USA, CAN, 2012): R.: Len Wiseman; D.: Colin Farrell, Kate Beckinsale, Jessica Biel, Bill Nighy, u.a.; M.: Harry Gregson-Williams; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag zwischen 12:00 und 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
Besonders das Actionkino aus den späten 80ern und frühen 90ern erlebt derzeit eine Wiederauferstehung, oder eben Leichenfledderei, je nach Ansicht.
Regisseur Len Wiseman, der in der letzten Zeit hauptsächlich durch Leichenfledderei des „Underworld“-Franchise von sich Reden machte und ein eher unterdurchschnittliches „Stirb langsam 4.0“ abgeliefert hatte, geht nun wacklige Schritte in der zwiespältigen Ruhmeshalle der Remakes und läuft derzeit mit seiner Neuauflage des Verhoeven-Trash-Klassikers „Total Recall“ in den deutschen Kinos.
Wir sind in einer düsteren Zukunft. Die Erde ist nach irgendwelchen Kriegen nahezu unbewohnbar. Es gibt noch zwei Flecken, die von Menschen bevölkert sind. Lediglich im ehemaligen Großbritannien und in Australien ist Leben überhaupt noch möglich. In Europa haben es sich die Reichen und Schönen der Welt gemütlich gemacht und auf der anderen Seite der Welt, ist die Arbeiterklasse der neuen Gesellschaft untergebracht. Durch einen großen fahrstuhlartigen Schacht pendeln die Arbeiter regelmäßig quer durch den Planeten, um in riesigen Fabriken zu arbeiten und zu malochen. Dass dieses System nicht nur Freunde hat, ist klar. Besonders in der Kolonie gibt es große Schwierigkeiten mit dem Widerstand, der vom mysteriösen Matthias angeführt wird.
Das kann Kanzler Cohaagen nicht akzeptieren, denn es geht auch um einen Riesenhaufen Geld und Macht.
Douglas Quaid ist ein einfacher Fabrikarbeiter, der aber irgendwie das Gefühl hat, für mehr bestimmt zu sein. Er kriegt diesen Gedanken nicht aus seinem Kopf und auch seine wunderschöne Frau Lori kann ihn nicht so recht trösten. Außerdem wird Doug von merkwürdigen Träumen geplagt. Eines Tages erfährt Doug von einer Firma namens Rekall. Diese Firma hat sich darauf spezialisiert, Erinnerungen zu implantieren, so dass man, zum Beispiel, einen super teuren Urlaub machen kann, ohne wirklich weg zu fahren. Außerdem kann man Dinge tun, die man in der Wirklichkeit nie tun qüesw. Doug besucht Rekall und nach anfänglicher Skepsis entscheidet er sich für ein ganz besonderes Angebot. Er will Geheimagent sein. Das Programm sieht alles vor, was das Herz begehrt. Eine ausgewachsene Verschwörung, massenhaft böse Jungs, das hübsche Mädchen von Nebenan und die unvermeidliche Femme Fatale. Doug hofft, dass ihm dieses Erlebnis ein bisschen Abwechslung bringt und greift zu. Und damit gehen die Probleme los.
Wie sollte man sich ein Remake angucken? Das hängt im Wesentlichen davon ab, was hier neu aufgelegt wurde. Zu viele Gedanken sollte man sich darüber aber nicht machen. Die meisten Remakes sind nämlich tatsächlich überflüssig und reichen qualitativ sehr selten an das Original. Apropos Original: Bevor man den neuen Film sieht, kann man sich natürlich den alten Schinken ansehen. Dieser Film ist natürlich alt und im Falle eines Science Fiction Filmes ist er technisch längst überholt. In manchen Filmen sieht man, wie man an die Grenzen des Machbaren gestoßen ist und ist vielleicht gespannt, wie man die entsprechende Szene mit moderner Tricktechnik gemacht hat. Beim Betrachten des alten Filmes achtet man auf die Atmosphäre und welche Elemente im Vordergrund sind. Also, was den Film zu dem macht, was er ist.
Im Falle von Paul Verhoevens „Total Recall“ von 1990, sind die prägenden Elemente ganz schnell ganz klar. Aus regelrecht jeder Pore des Films dringt der Koloss Arnold Schwarzenegger. Daneben gibt es eigentlich nur noch Action und eine Frau mit drei Brüsten. Damit sind auch die Prioritäten des Regisseurs dargelegt. Trotzdem gelingt noch der faszinierende Story-Zwist, dass man eigentlich nie so richtig weiß, ob all die Ereignisse nun wirklich stattfinden, oder lediglich in Dougs Kopf.
Len Wisemans Film nun ist viel aufwändiger produziert. Mit beeindruckenden Special-Effects wurde hier eine sehr detaillierte Zukunftswelt geschaffen. Alles ist irgendwie übereinander gestapelt und vermittelt ganz gut den Eindruck einer überbevölkerten Stadt. Einige Ecken sehen zwar exakt so aus, wie in „Blade Runner“, aber das ist okay. Schließlich basiert auch dieser Film auf einer Kurzgeschichte des Blade-Runner-Autoren Philip K. Dick. Die Charaktere sollen viel mehr Tiefe zeigen, als im Original. Das gelingt eher weniger gut und hält eigentlich nur den Flow des Filmes auf. Die Action-Szenen sind sehr schick, allerdings sieht man sich zu schnell an ihnen satt und irgendwann scheint der Film nur noch aus unendlichen Ballereien zu bestehen. Nüchtern betrachtet liefert Len Wiseman also nur Action und die Frau mit drei Brüsten – ohne Arnie. Und damit sind wir beim großen Problem dieser Neuauflage. Schwarzenegger-Filme ohne Schwarzenegger können einfach nicht funktionieren. Durch diesen Darsteller haben alle Filme einen bestimmten Touch bekommen, den man entweder mochte, oder nicht. Arnie gab selbst den allergrößten Mistfilmen noch eine besondere Note.
Egal, was diese besondere Note ausgemacht hat, ernst durfte man das nie nehmen. Aber Len Wiseman nimmt es ernst. Kein hintergründiger Sarkasmus mehr und keine Seitenhiebe auf die heutige Gesellschaft. Keine raffinierte Szene, in der ein Schweißtropfen zum Schlüsselsymbol avanciert. Stattdessen nimmt man lieber Dubstep.
Wie guckt man also am besten ein Remake? In diesem Fall wohl gar nicht.
„Total Recall“ fängt sogar ganz gut an. Der Film bietet einige Ansätze, die er dann aber nicht verfolgt. Technisch beeindruckt Len Wiseman allemal. Er gibt sich so viel Mühe, diese Welt überzeugend aussehen zu lassen und erzielt dabei verblüffende Ergebnisse. Dann lässt er das Potential wirkungslos verpuffen, weil er eben die stumpfsinnige Geschichte eines zwanzig Jahre alten, trashigen Actionfilmes nach erzählen will. Eigentlich - wenn man sich das mal genau betrachtet - ist das eine völlig bekloppte Idee!
Total Recall (USA, CAN, 2012): R.: Len Wiseman; D.: Colin Farrell, Kate Beckinsale, Jessica Biel, Bill Nighy, u.a.; M.: Harry Gregson-Williams; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag zwischen 12:00 und 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.