Wieder einmal wird, diesmal in Spanien, laut über die Abschaffung des Bargeldes nachgedacht. Nach einer vollkommen uneigennützigen Studie von VISA (sic!) “betrüge” die Schattenwirtschaft in Spanien 201,3 Mia Euro oder 19% des BIP (Zahlen aus dem Krisenjahr 2012!). Sie läge damit zwar noch im europäischen Durchschnitt, aber um 6,5% über den reichen Ländern wie Frankreich oder Deutschland! In Bulgarien, Rumänien, Polen, Litauen, Griechenland und Italien, den Ländern mit den geringsten Automatenzahlungen in der EU, oszilliere das Schwarzgeld plus-minus 25% des BIP. Am Geringsten wäre die Schattenwirtschaft in den skandinavischen Ländern und im UK.
Also wird fieberhaft an bargeldlosen, bequemen und praktikablen Zahlungsmethoden gearbeitet: Man soll mit seinem Handy durch eine Metzgerei, einen Supermarkt oder eine Boutique schlendern können und dort bis zu 2.000 € verjubeln können, ohne das Handy überhaupt aus der Tasche nehmen zu müssen? Aber auch eine Art tragbares Konto soll es geben, das es einem erlaube auch ohne Handy und ohne Karte bargeldlos zu zahlen. Zukunftsmusik? Die spanische Caixabank ernennt 2015 zum Jahr der Mobilphone-Bezahlung…
Schwarzgeldexperten sehen aber den Löwenanteil des schwarzen Marktes im Zahlungsverkehr zwischen Firmen und nicht beim kleinen Mann auf der Straße, der in der Kirche, im Puff, seine Putzfrau oder den Bettler an der Ecke mit Bargeld bezahlt…
Sicher ist, dass ausschließlich elektronischer Zahlungsverkehr die Konsumenten vollkommen gläsern für Banker, Politiker, Sicherheits- und Geheimdienste machen würde und diese ihn gegebenenfalls, bei „nicht-wohlverhalten“ per Knopfdruck schnell, bequem und effektiv abschalten könnten. Schöne, beruhigende, neue Welt…
Ob es an solchen Aussichten liegt, dass es mich zuweilen nervt, wenn in der Schlange an der Supermarktkasse jemand vor mir seine 3,56€ mit Karte bezahlt und die erst beim dritten Versuch gelesen werden kann?