Schaut man sich den toten Baum genauer an, so stellt man auch eine Veränderung der an ihm lebenden Pflanzen fest. Bestes Beispiel dafür ist der Auwald. Solange Bäume Schatten spenden und das auf den Boden fallende Licht auf ein Minimum reduzieren, sind typische Arten wie Anemone nemorosa oder Corydalis cava in Hülle und Fülle vorhanden. Wehe aber wenn ein Baum kippt und es lichter wird, sofort ändert sich das Artinventar. Daher auch meine Abneigung gegen ungebildete Forstmänner die in Wäldern zu übereifrig durchforsten. Wie oft ich denen schon die Meinung gegeigt habe. Bei manchen hat es allerdings geholfen. Diese fragen jetzt wenigstens.
Aus der Tatsache heraus, dass jeder tote Baum eigentlich doch nicht tot ist und nur so vor Leben strotzt, ist es für mich unverständlich warum die Forstwirtschaft jeden abgestorbenen Baum sofort aus dem Wald entfernt. Ich höre immer nur das Argument, dass dieser Baum totes Kapital ist und anderen Bäumen den Platz zum Wachsen raubt. Dabei ist das Quatsch. Ein ordentlicher Totholzanteil im Wald verbessert dessen Qualität um ein Vielfaches. Mit Genugtuung reibe ich mir die Hände wenn die Forstwirtschaft wieder an ihren eigens gesteckten Zielen für das aktuelle Jahr um ein paar Festmeter vorbeischrammt. Wie dem auch sei, ein Baum ist niemals tot. Sollte es den Anschein haben, so schaut einmal ganz genau hin. Egal ob Kräuter, Pilze oder Flechten auf ihm leben, die Natur verschwendet nichts.