Torres
„Sprinter“
(Partizan Records)
Am klassischen A+R-Job hat sich offenbar über die Jahre wenig verändert, da macht auch Mackenzie Scott alias Torres keine Ausnahme. Die junge Dame ist noch keine 25, stammt ursprünglich aus Nashville und besitzt neben Stimme und Ausstrahlung ein Talent zum energischen Gitarrenspiel. Und nachdem sie sich nun entschlossen hat, dieses auf dem neuen, zweiten Album auch etwas mehr zur Geltung zu bringen, wurden im Vorfeld für die Promotion flugs die drei Titel ausgewählt, die diese Absicht am ehesten unterstreichen. Also kracht und scheppert es ganz wunderbar zu Scotts rauem und durchaus ungehaltenem Gesang – “Strange Hellos”, “New Skin” und “Sprinter” stehen in bester Tradition des female alternative rock der frühen 90er und Vergleiche mit L7 oder Hole sind da sicher nicht ganz unpassend. Der Eindruck aber, Scott wäre zuvorderst eine krachlaute Rockröhre, täuscht dennoch, denn Adrian Utley, Tastengenie von Portishead, hat zusammen mit Robert Ellis und Ian Olliver aus der Begleitband von PJ Harvey eine Vielzahl von Zwischentönen in die Produktion eingearbeitet.
“Son, You Are No Island” zum Beispiel ist ein dunkel dräuendes Mysterium, in welchem Torres ihr baptistisch geprägtes Religionsbild verarbeitet, “Cowboy Guilt” wiederum überrascht mit programmierten Drumbeats. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt die Amerikanerin aber mit dem achtminütigen Schlußstück der Platte. Wer in ihrer Biografie stöbert, stößt auf den Umstand, dass Scott als Adoptivtochter aufgewachsen ist, und zwar bei einer Frau, die ebenfalls als Kind adoptiert worden ist. Vielleicht rühren daher ihre häufig artikulierten Verlustängste: “’The Exchange’ is really everything that I’ve tried to articulate to the people that I love but have never been able to, for whatever reason. My crippling fear of mortality; my intense, intense love of life; my fear of losing my parents and seeing people that I love get old (Pitchfork).” Sie beendet den Gedanken dann mit der verwirrenden Bemerkung: “That was my own way of saying that I’m drowning but I’m OK. But I’m drowning.” Keine einfache Frau, kein einfaches Album – bemerkenswert sind beide in jedem Fall.
03.06. Berlin, Privatclub
„Sprinter“
(Partizan Records)
Am klassischen A+R-Job hat sich offenbar über die Jahre wenig verändert, da macht auch Mackenzie Scott alias Torres keine Ausnahme. Die junge Dame ist noch keine 25, stammt ursprünglich aus Nashville und besitzt neben Stimme und Ausstrahlung ein Talent zum energischen Gitarrenspiel. Und nachdem sie sich nun entschlossen hat, dieses auf dem neuen, zweiten Album auch etwas mehr zur Geltung zu bringen, wurden im Vorfeld für die Promotion flugs die drei Titel ausgewählt, die diese Absicht am ehesten unterstreichen. Also kracht und scheppert es ganz wunderbar zu Scotts rauem und durchaus ungehaltenem Gesang – “Strange Hellos”, “New Skin” und “Sprinter” stehen in bester Tradition des female alternative rock der frühen 90er und Vergleiche mit L7 oder Hole sind da sicher nicht ganz unpassend. Der Eindruck aber, Scott wäre zuvorderst eine krachlaute Rockröhre, täuscht dennoch, denn Adrian Utley, Tastengenie von Portishead, hat zusammen mit Robert Ellis und Ian Olliver aus der Begleitband von PJ Harvey eine Vielzahl von Zwischentönen in die Produktion eingearbeitet.
“Son, You Are No Island” zum Beispiel ist ein dunkel dräuendes Mysterium, in welchem Torres ihr baptistisch geprägtes Religionsbild verarbeitet, “Cowboy Guilt” wiederum überrascht mit programmierten Drumbeats. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt die Amerikanerin aber mit dem achtminütigen Schlußstück der Platte. Wer in ihrer Biografie stöbert, stößt auf den Umstand, dass Scott als Adoptivtochter aufgewachsen ist, und zwar bei einer Frau, die ebenfalls als Kind adoptiert worden ist. Vielleicht rühren daher ihre häufig artikulierten Verlustängste: “’The Exchange’ is really everything that I’ve tried to articulate to the people that I love but have never been able to, for whatever reason. My crippling fear of mortality; my intense, intense love of life; my fear of losing my parents and seeing people that I love get old (Pitchfork).” Sie beendet den Gedanken dann mit der verwirrenden Bemerkung: “That was my own way of saying that I’m drowning but I’m OK. But I’m drowning.” Keine einfache Frau, kein einfaches Album – bemerkenswert sind beide in jedem Fall.
03.06. Berlin, Privatclub