Der Vorstoss in die Höhle des Löwen brauchte einen langen Atem. Drei Jahre Verhandlungen waren nötig, aber am 26. Oktober 2010, um Punkt 10 Uhr Ortszeit, war es geschafft: Topten, der Internet-Vergleichsdienst für energieeffiziente Elektrogeräte, Lampen, Haustechnik und Autos konnte eine weitere «Filiale» im Internet online schalten. Nicht irgendwo, sondern ausgerechnet in dem Land, das gemeinhin als der Ursprung aller Stromschleudern, sinnlosen Elektrogadgets und Apparaten mit eingebauten Sollbruchstellen gilt: in China. Gleichentags schaltete Topten USA («Better climate. Lower bills. The most efficient products you can buy.») vom Versuchsbetrieb auf «operativ».
Die Erfolgsgeschichte des Vergleichsdienstes für effizientere Geräte begann Ende der 90er-Jahre in Zürich. «Wir wussten, welche Geräte wenig Energie verbrauchen», sagt Conrad U. Brunner, Energieplaner und zusammen seinem Berufskollegen Eric Bush geistiger Vater von Topten: «Aber wir mussten immer wieder feststellen, dass in unserem Bekanntenkreis niemand eine Ahnung hatte.» Die Idee einer Online-Entscheidungshilfe war geboren, und mit der Umsetzung fackelten Brunner und Bush nicht lange. Am 13. September 2000 ging topten.ch online – und provozierte Widerstand: Apparatehersteller kritisierten angeblich nicht marktgerechte Auswahlkriterien und drohten mit Prozessen. Es blieb bei der Drohung. In zehn Jahren habe man zwar «den einen oder anderen Fehler gemacht und korrigieren müssen», räumt Brunner freimütig ein: «Aber einen Prozess hat uns nie jemand angehängt.»
Im Gegenteil: Die Macher von Topten trafen offensichtlich einen Nerv. Heute zählen sie in der Schweiz Grossverteiler wie die Migros und Coop zu ihren Partnern, und Elektrizitätsversorger wie etwa EnergieWasserBern oder das EKZ unterstützen den Kauf von Produkten mit dem Topten-Label mit Rabatten.
Das 10-Jahres-Jubiläum habe man nicht gefeiert, sagt Brunner: «Wir haben gearbeitet.» Zu tun gab es genug: Das Engagement der Topten-Macher beschränkt sich schon seit einiger Zeit nicht mehr auf die Schweiz. Der Vergleichsdienst bietet seine Dienste mittlerweile in 15 EU-Ländern an (und wird dafür von der EU mit einem namhaften Beitrag unterstützt).
Und nun also auch in China und in den USA. Damit kann sich Unternehmen, das in einem Zürcher Büro ganz klein begann, auf einen Schlag rühmen, insgesamt 18 Länder abzudecken, die für rund 40 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Das soll aber nicht das Ende des Feldzugs für energieeffiziente Geräte sein, wie Brunner betont: «In zwei Jahren wollen wir mit der Website für Indien online gehen.»