Tony Cragg und Lewis Baltz in der Kestnergesellschaft Hannover, noch bis 4. November 2012

Von Helge

Er liebt das Spiel mit den Materialien, das wird sofort deutlich, wenn man durch die Ausstellungsräume geht und die Skulpturen von Tony Cragg betrachtet. Edelstahl wie hier (in der Landschaft besonders reizvoll durch die spiegelnde Oberfläche), Bronze (die manchmal von weitem wie Holz aussieht), Holz (sorgfältig in Schichten aufgebautes Holz, auch farbiges) und Materialien vom Müll, die er zeitweise eingesetzt hat, schaffen eine große Bandbreite von Form und Inhalt. "Als Bildhauer bin ich leidenschaftlicher Materialist", hat er 2006 gesagt*. "Ich glaube, dass alles, was wir wissen, die Wirklichkeit um uns herum, unsere Intelligenz und selbst unsere Gefühle Aspekte von Material sind und dass das Material unvorstellbar komplex und wunderbar ist.« Die kestnergesellschaft zeigt ausgesuchte Einzelstücke aus rund 30 Jahren Schaffenszeit - die "Matrix" eines Künstlerlebens -, sowohl raumgreifende Werke als auch kleinere Skulpturen, Drucke und Grafiken. Tony Cragg wurde 1949 in Liverpool geboren und lebt in Wuppertal.


Einflüsse und Arbeitsweise des Bildhauers werden deutlich, man bekommt einen guten Einblick in sein umfassendes Werk. Beim Aufbau der Ausstellung, bei dem der Künstler kräftig mitgeholfen hat, hat er, so sagt er, die Situation in einem Atelier im Blick gehabt, daraus Spannung gewonnen. 

Weitere Informationen finden sich auf der Netzseite der kestnergesellschaft.

Parallel werden Werke von Lewis Baltz gezeigt (geb. 1945 in Kalifornien, lebt in Venedig und Paris), der als Künstler fotografisch arbeitet.Zersiedelte Landschaften, verwahrloste Vorstädte, Zivilisationsmüll, die negativen Auswüchse der Nachkriegskonjunktur in Kalifornien - das sind seine Themen. In den seriellen Arbeiten richtet Baltz seine Kamera mit sachlich-nüchternem Blick auf neu geschaffene Industrieanlagen, wuchernde Vorstadtsiedlungen, Hausfassaden, Schaufenster und Reklametafeln. Die fast abstrakten Fotografien mit ihrer Reduktion auf wenige architektonische Details wurden bald zu Klassikern der konzeptuellen Fotografie.

Man wird die Bilder (wegen des Inhalts) nicht mögen, sie sind aber grundsätzlich sehenswert.


Weitere Informationen bekommt man auch hierzu von der kestnergesellschaft.

Ein Besuch der Doppelausstellung ist empfehlenswert, noch bis zum 4. November.

Text Dr. Helge Mücke unter Verwendung von Pressetexten. Die Bilder (als Pressefotos nicht frei verfügbar) von oben nach unten: Tony Cragg: "Distant Cousin" (2006), Edelstahl, 235x190x160cm, Foto: Charles Duprat © VG Bild-Kunst, Bonn 2012; Tony Cragg: "Versus" (2010), Holz, 280x295x100cm, Foto: Michael Richter © VG Bild-Kunst, Bonn 2012,Courtesy Nancy A. Nasher and David J. Haemisegge; Lewis Baltz:
Tract House Nr. 9, 1971, aus der Serie Tract Houses, Silbergelatineabzug © Lewis Baltz
Courtesy Galerie Thomas Zander, Köln


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