Tomberlin – Zwischen Selbstzweifel und Selbstfindung

Von Zeilenzunder

Manchmal kommt bestimmte Musik wie gerufen. – »Der Song beschreibt mein Leben!!!« – Das schreien sie doch immer alle, oder? Heute muss ich das wohl ebenfalls schreien. Tomberlin veröffentlichte nämlich heute ihr Debütalbum »At Weddings«* und stimmt mit federleichten Klängen ihre Hörer nachdenklich. So auch mich. Die Texte bewegen sich zwischen Selbstzweifel und Selbstfindung und bilden den perfekten Soundtrack, um einmal tief in sich hinein zu hören.

Wohin und mit wem?

Wo will ich hin? Was wünsche ich mir für meine Zukunft? Wer bin ich überhaupt? – Klassische Fragen, die man sich als Mittzwanziger stellt… und sobald man glaubt, einer Antwort näher zu kommen, schleichen sich direkt neue Fragen ein: Ist das wirklich, was ich will? Und wen nehme ich mit auf meine Reise?

Während ich am Handy Trost aufgrund einer Trennung spende, like ich auf Facebook neue Hochzeitsfotos. Ich sehe Verlobungsringe, traurige Smileys und poste selbst eine paar Fragezeichen. Buchstäblich sitze ich zwischen all diesen Menschen und ihren Entscheidungen und frage mich selbst, welche Wege wohl auf mich so warten.

Ich bin nicht allein!

Selbstzweifel und der ewig andauernde Weg der Selbstfindung ist wohl nicht allein mein Problem. Tomberlin scheint es ähnlich zu gehen. Ihr neues Album greift genau diese Thematik auf und beschäftigt sich mit den großen Fragen der Selbstfindung.

Tomberlin

Tomberlin stellt auf ihrem Debütalbum »At Weddings«* die Liebe, das Sein und auch ihren Glauben in Frage.

Die ersten drei Single-Auskopplungen gehören allesamt zu den Highlights des Albums, wobei wohl das gesamte Album ein einziges Highlight sein dürfte.

»Self-Help«

Zu meinen Lieblingssongs gehört auf jeden Fall »Self-Help« und das nicht nur, weil im Text eine Fliege mit einem Selbsthilfebuch erschlagen wird.

Tomberlin betet für das erste fünftel eines Jahrhunderts, für den Anfang vom Ende, für das Licht in den Augen und nicht für die Tränen, die heraus fallen.

»I used the self-help book
To kill a fly
I think it worked mom
I think I’m fine

Pray for my fifth of a century
The start of the beginning
The light in my eyes
Not the tears that fall out«

– Tomberlin in »Self-Help«

Eigentlich bin ich kein großer Fan von zu viel Glauben und Religion in Musik, doch da Tomberlin ihren eigenen Glauben hinterfragt und wie sie damals und heute zur Kirche steht, finde ich das Thema in ihrer Musik wiederum sehr spannend. Denn hinter all den Fragen nach dem Sinn, der Liebe und dem Leben lässt sich die Frage danach, woran man eigentlich glaubt, nicht leugnen. Wir haben uns das wahrscheinlich alle schonmal gefragt.

»I’m not Scared«

In »I’m not Scared« werden, neben dem Glauben, sehr viele verschiedene Themen und Fragen aufgeworfen und ich kann nicht sagen, worum der Song unterm Strich handelt. Aber ich möchte euch trotzdem meine liebsten Textstellen aus dem Song zitieren, die alle sehr verschieden und doch auch alle so wahr sind.

»My eyes are heavy all I want to do is sleep
But I need to make money and I need to eat
And loving never made anybody I know happy
loving only seems to make you bruise and to bleed

And it felt so strange when I said it out loud
That I look for redemption in everyone else
But funny thing is that I always hated church
Spend so much time looking that I forgot to search

And to be a woman is to be in pain
And my body reminds me almost every day
That I was made for another, but I don’t want to know that
Cause it happened once and I always look back«

– Tomberlin in »I’m not Scared«

»Seventeen«

Den letzten Song, den ich aus dem Album hervorheben möchte ist »Seventeen« – Plump gesagt, ein Song über die Liebe. Ein Song der, wie ich, zwischen Hochzeitsbildern und traurigen Emojis steht.

»Only love the people
Who don’t love you back
What is up with that?
Are you done with that?

I can’t say I’m much different
Cause I still love you
I was blinded
And I’m still blinded

– Tomberlin in »Seventeen«

Das Album »At Weddings«

Hört euch in Ruhe durch das Album durch und ich empfehle, genau auf die Texte zu hören. Hoffentlich wirft es bei euch nicht noch mehr Fragen auf, als sowieso schon vorhanden.

© Titelbild: Philip Cosores

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