Tomatenpanik

Spätestens Ende Januar kommen die Entzugserscheinungen. Wenn ich nicht endlich etwas ansäen darf, werde ich verrückt. Also konsultiere ich den umfassenden Katalog des Saatguthändlers meines Vertrauens, natürlich stets mit dem Vorsatz, nur das Allernötigste zu bestellen. Der gute Vorsatz hält in der Regel genau so lange, bis ich bei den Tomatensamen angelangt bin und dann überkommt mich die Gier. 

Zwischen dem Tag, an dem der Pöstler das Saatgut liefert und dem Tag, an dem ich endlich ansäen kann, liegen qualvolle Wochen. Immer und immer wieder sortiere ich den Inhalt meiner Saatgutbox, immer und immer wieder seufze ich über den Winter, der kein Ende nehmen will. Dann endlich, Ende Februar, kann ich die Saatschalen hervorholen. Natürlich säe ich grosszügig an, denn man kann ja nie wissen, was den Keimlingen alles zustossen könnte.

Erst recht nicht, wenn sie einen Monat später im beheizten Frühbeet auf dem Balkon stehen. Was, wenn die Heizung nicht warm genug ist? Was, wenn doch ein kalter Luftzug in den Tunnell weht? Was, wenn tagsüber die Sonne zu warm scheint und das Kondenswasser auf die zarten Pflänzchen tropft. 

Beruhigen kann ich mich eigentlich erst im April wieder, wenn die Jungpflanzen ins Gewächshaus übersiedeln. Wobei ich natürlich auch dann noch genügend Anlass zur Sorge finde. Könnte ja sein, dass der Boden trotz achtzig Zentimeter tiefer Erdschicht, schützender Gewächshauswand und Aussentemperaturen von 10 Grad noch durchfriert, nicht wahr? 

Natürlich wachsen meine Tomatenpflänzchen dennoch fleissig weiter und wenn die Eisheiligen von dannen gezogen sind, ohne namhaften Schaden anzurichten, atme ich endlich auf. Zumindest solange ich noch nicht allzu viele Setzlinge verschenkt habe. Wenn sich die Reihen in den Hochbeeten allmählich zu lichten beginnen, werde ich wieder leicht panisch. Reichen 25 Stauden wirklich, um mich einen Sommer lang glücklich zu machen? Und die Setzlinge sind ja auch so furchtbar klein. Aus denen werden bestimmt nie anständige Pflanzen, deren Zweige sich unter der Last der Früchte biegen. Mehrmals täglich schleiche ich mich ins Gewächshaus, um zu sehen, ob sich meine Lieben auch wirklich gut entwickeln und obschon sie allmählich richtig gross werden, bringe ich es nicht mehr übers Herz, mich von weiteren Pflanzen zu trennen. Lieber ziehe ich neue Stecklinge aus den herausgebrochenen Zweigen, um sie an Freunde weiterzugeben. 

Und so kommt es, dass ich mich jedes Jahr im Juli auf allen Vieren unter den herabhängenden Zweigen ins Gewächshaus kämpfen muss, um nachzusehen, ob es meinen geliebten Tomaten gut geht und ob es vielleicht irgendwo in diesem Urwald schon etwas Reifes zu ernten gibt.

Tomatenpanik


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