Seine Gäste beglückt Kieffer mit moselfränkischer Küche und kocht nur das, was er selbst auch essen mag. Die abgedrehte Sternenküche mit ihren kulinarischen Monstrositäten verachtet Kieffer zutiefst und bevorzugt mittlerweile leckere luxemburgische Gerichte wie Huesenziwwi (Hasenpfeffer), Bouneschlupp mat Mettwurscht (Bohnensuppe …) und süßes Quetscheflud (Zwetschgenkuchen). Gern auch mal ein Stück frisches Brot mit Käse. Niemals aber ohne einen gut gekühlten Wein aus seinem Keller und einer Zigarette der Marke Duval!
Wieder ermittelt Kieffer eigenmächtig und taucht tief ein in die Welt der Sushi-Köche und der wilden Jagden nach dem letzten Roten Thun, dem vom Aussterben bedrohten Thunnus thynnus. Geldgierige Händler, brutale Fischjagden, die sizilianische “Mattanza”, grausige Züchtungen, hormoninfizierte Fische … dieser Krimi ist ein hartes Stück. Das muss man wirklich aushalten können! Und ich frage mich, kann ich je wieder unbefangen Sushi essen?
Hillenbrand hat das alles sorgfältig recherchiert, wie er im Nachwort erklärt. Und ich ahne, er weiß sehr gut, wovon er spricht. Oft ist die reale Welt ja noch viel grausamer, als die Phantasie eines Krimiautors. Geboren 1972, hat Tom Hillenbrand jahrelang als Journalist und Reporter gearbeitet. Wie sein Xavier Kieffer ist auch er im echten Leben ein begeisterter Koch. Allerdings nur in seiner Freizeit. Ein Hobbykoch eben, der noch dazu wahnsinnig gut schreiben kann. Und mich neugierig macht auf den 3. Fall mit Kieffer. Weil ich bei Hillenbrand einen so guten Mix bekomme aus hochprozentiger Spannung mit einem guten Schuss Realität, einer Prise Phantasie und einer winzigen Messerspitze Liebe. Das alles perfekt abgeschmeckt und serviert als gut lesbarer Krimi, der zusätzlich Lust darauf macht, zu kochen oder mal wieder ganz elegant essen zu gehen in ein feines Restaurant. Vegetarisch beispielsweise.
Für seinen nächsten Roman hat Hillenbrand sich allerdings ein historisches Thema gewählt. Sein Abenteuerroman “Der Kaffeedieb” erscheint im März 2016 im Verlag Kiepenheuer & Witsch und wird mich entführen ins 17. Jahrhundert ins Reich der Osmanen. Ein junger Engländer auf der Jagd nach der gerade in Europa entdeckten Droge Kahve. Werde ich danach Kaffee überhaupt noch mögen? Oder werde ich ihn vielleicht sogar ganz besonders zu schätzen wissen – meinen frisch aufgebrühten Kaffee am Morgen?!
Tom Hillenbrand:
Teufelsfrucht. Xavier Kieffers erster Fall. Verlag Kiepenheuer & Witsch. Köln 2011. 300 Seiten. 8,95 €
Rotes Gold. Xavier Kieffers zweiter Fall. Verlag Kiepenheuer & Witsch. Köln 2012. 348 Seiten. 8,99 €