Da hocke ich also alleine im Wald, das Sturmgewehr im Anschlag, Dreck im Gesicht und auf den Klamotten, ein blutiger Verband ziert meine Wade und ich habe furchtbaren Durst. Also mit Ich, ist mein virtueller Ghost gemeint. Denn Ubisoft hat mit Tom Clancys: Ghost Recon - Breakpoint erneut ihre Geister losgelassen, die sich hinter feindlichen Linien einer Übermacht stellen müssen. Wie bereits in den Trailern zu erfahren war, agiert ihr nun auch nicht gegen Kartell-Söldner, sondern habt es mit abtrünnigen Kameraden zu tun. Unter der Führung eures ehemaligen Freundes, Cole Walker, haben die Wolves die fiktive Insel Aurora übernommen und schmieden finstere Pläne zur Machtergreifung der restlichen Welt. Aurora ist eine Insel, auf der Skell Tec eine Art Eldorado für freie Wissenschaftler errichtet hat, die gemeinsam an einer fortschrittlichen Zukunft arbeiten können. Cole Walker und seine ehemaligen Elite-Kämpfer fungierten dort als Sicherheitspersonal, durchschauten aber schnell das Potential der wissenschaftlichen Entdeckungen auf der Insel und übernahmen gewaltsam die Kontrolle, um diverse Projekte als Waffen umzurüsten. Euer Charakter (den ihr optisch recht frei selber gestalten könnt) überlebt den Hinterhalt der Wolves, als sich einige Einheiten der Seals auf den Weg zur Insel machen wollen. Nun sind die Truppen zersprengt und ihr seid mit wenigen Überlebenden auf euch allein gestellt.
Wildlands oder Breakpoint ist eigentlich egal
Zusammen ist man nie allein
So viel (kaufbarer) Loot
In einem Lootshooter findet ihr bekanntlich jede Menge neue Ausrüstung und Waffen. Das ist auch bei Breakpoint der Fall. Gegner lassen die typisch farblich gestuften Items fallen. Also von ganz gewöhnlich (grau) bis exotisch (orange). Die Droprate hält sich jedoch in Grenzen. Dafür gibt es zahlreiche Itemkisten auf der Map und vor allen in Stützpunkten zu finden. Hier skaliert das Spiel euer eigenes Level mit und versorgt euch mit immer stärkeren Gewehren, Hosen oder Pistolen. Die Menge kann sich natürlich nicht mit der eines Borderlands oder Diablo vergleichen, aber man erhält aus einem Stützpunkt schon gute acht bis neun neue Items, was völlig in Ordnung ist, da ich persönlich eh nicht so gerne geliebte Waffen etc wechsle, weil ich mich nicht umgewöhnen möchte. Wer zu faul zum Suchen ist, der kann sich im Ubisoft eigenen Shop austoben. Und dort kann man sich wirklich austoben. Klamotten, Waffen, Fahrzeuge, Aufnäher für euren Rucksack, Spielerembleme und XP-Booster. Es gibt eigentlich nichts, wasman dort nicht für teuer Geld kaufen kann.
Für die einen mag das schon ein Grund zum Brüllen sein, ich sehe das etwas differenzierter. Mir ist eher wichtig, dass einem das Spiel nichts aufzwingt oder gar eine Art Paywall aufbaut. Bei Tom Clancys Ghost Recon Breakpoint trifft dies für mich nicht zu. Der Shop befindet sich in der Basis und wird von Maria geleitet. Hier kann man zwischen dem Bereich der gefundenen Ingame-Währung und der für echtes Geld wechseln. Das zahlreiche Angebot mag verlocken und dadurch moralisch bedenklich sein, wer diese Monetarisierung jedoch einfach ignorieren und ausblenden kann, der kommt auch so sehr gut durchs Spiel ohne echte Euros zu investieren
Ubisofts nächste riesige Open World
Verschenktes Potential zugunsten der Größe
Fazit von Dominik
So langsam stellt sich etwas Ernüchterung beim „Höher, Schneller, Weiter" von Ubisoft ein. Während Far Cry 5 für mich schon nicht mehr so gut funktioniert hatte, bin ich bei Ghost Recon Breakpoint einen Schritt weiter und empfinde das Spiel als belanglos. Das Kern-Gameplay könnte man in einem richtigen Solospiel viel besser zur Geltung bringen und mit vielen Highlights eine erinnerungswürdige Kampagne basteln. Leider verstreut man all dieses Potential auf einem übergroßen Spielplatz, auf dem nichts so richtig zur Geltung kommt. Das fängt mit der wirklich saudummen KI an, geht über Loot, über den man sich kaum freut und hört beim anspruchslosen Abklappern von Unwichtigkeiten, der viel zu großen Karte auf. Somit wäre mein Wunsch an Ubisoft, es mal wieder mit einem richtigen Kampagnenspiel zu versuchen, statt auf die Packung schreiben zu können, dass alles nun noch größer geworden ist. Denn Größe hat nichts mit Inhalt zu tun. Wer den Vorgänger gemocht hat und ein paar Freunde am Start hat, kann sich das Ganze aber dennoch angucken. Denn Spaß kann man mit dem Spiel schon haben. Man kann es aber halt auch so spielen, das es keinen Spaß bringt und man sich über viele Ungereimtheiten aufregen muss.
Fazit von Philipp
More of the same! Nicht mehr und nicht weniger ist Ghost Recon Breakpoint. Nein, so ganz stimmt das vielleicht auch nicht. Das Pariser Studio hat sich schon wirklich viele neue Features ausgedacht: Der Survival Aspekt, das Klassen- und Erfahrungssystem mit jeder Menge Loot. Das Problem ist aber, dass gerade die Neuerungen zu inkonsequent und viel zu flach umgesetzt sind. Die Klasse kann jederzeit gewechselt werden, man skillt sich munter durch den Fähigkeiten Baum ohne wirklich tiefe Spezialisierungen. Wer Breakpoint allein spielen möchte und sich ein Stealth Taktikshooter erhofft, der wird milde enttäuscht sein. Zu einfach ist die Holzhammer Methode, um auch solche Spieler anzusprechen. Alles so ausgelegt, dass auch Gelegenheitsspieler auf ihre Kosten kommen. Man möchte keinem Spieler auf die Füße treten und so bleibt Ghost Recon Breakpoint eine Erfahrung, die getrost im Laubhaufen des Spieleherbstes liegen bleiben darf vor allem für einen Vollpreistitel. Wer Ghost Recon Wildlands noch nicht gespielt hat und vielleicht ein oder zwei Freunde in petto hat, sollte lieber zu dem Vorgänger greifen.