Es ist schon ein beachtliches Unterfangen, mit einem Dreijährigen zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin zu gehen und zu versuchen, ihm zu erklären, was es mit den 2.711 Stelen auf sich hat. Und doch haben es meine jüngste Tochter und ihr Mann getan und sind mit unserem jüngsten Enkel zu der zentralen Holocaustgedenkstätte Deutschlands gegangen, die im Zentrum Berlins an die bis zu sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocaust erinnert. Aber wie erkläre ich einem so kleinen Kind etwas, das so schrecklich ist, dass selbst Erwachsene Schwierigkeiten haben, das ganze Ausmaß dieser Gräueltaten zu begreifen? Ich glaube, dies über die in kindgerechten Worten gehaltene Mahnung zu selbstverständlicher Toleranz gegenüber allen seinen Mitmenschen zu tun, war und ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt sicherlich das Sinnvollste gewesen. Was soll ich sagen? Der Architekt Peter Eisenman, von dem der Entwurf für das Denkmal stammt, hat sich einmal dazu geäußert, wie man das Stelenfeld deuten kann: „Das Ausmaß und der Maßstab des Holocaust machen jeden Versuch, ihn mit traditionellen Mitteln zu repräsentieren, unweigerlich zu einem aussichtslosen Unterfangen. […] Unser Denkmal versucht, eine neue Idee der Erinnerung zu entwickeln.“ So gesehen haben meine Tochter und ihr Mann, denke ich, genau das Richtige getan.