Tofu in pikanter Ingwer-Marinade krönt Süppchen nach japanischer Art...

Von Antje Radcke @ARadcke
... und den Versuch, Reisnudeln selber herzustellen

Meine Küche musste mal wieder als Versuchslabor herhalten. Zwei Experimente standen an.
Experiment Nr.1: Nachbau einer äußerst leckeren Fertig-"Thai-Lemon-Marinade" aus dem Bio-Supermarkt
Es gehört ja zu meinen Lieblingsbeschäftigungen in der Küche, gekaufte Gewürzmischungen oder Brotaufstriche als Blaupause für meine eigenen Kreationen zu benutzen. Es kommt durchaus vor, dass ich mir eine Gewürzmischung nur deshalb kaufe, weil ich mal wieder Lust aufs Experimentieren habe. Dieses Mal hatte ich mir vorgenommen, eine wirklich sehr leckere Thai-Marinade nachzubauen. Wobei es mir nie darauf ankommt, den Geschmack des Fertigprodukts 1:1 nachzuahmen - was auch gar nicht ginge, da in diesem Fall die gekaufte Ware schon vor mindestens einem Jahr verputzt war und ich nur noch das Zettelchen mit der Zutatenliste besaß. Ein Geschmacksvergleich war also nicht möglich. Viel wichtiger ist mir der Versuch, auf der Grundlage der "vorgeschriebenen" Zutaten ein eigenes harmonisches Gesamtergebnis zu erzielen - wobei ich selten auch tatsächlich alle Ingredenzien zur Hand habe und deshalb sowieso improvisieren muss.
Von der Zutatenliste der Thai-Lemon-Marinade fehlten mir nur Galgant und Basilikum - bei 22 verschiedenen Bestandteilen eine gute Quote, finde ich, freue mich über meine Küchenschätze und nehme mir die Freiheit, die Zutatenkombination auch über die beiden Fehlenden hinaus zu verändern. Übrigens, wo ich gerade beim Thema Küchenschätze und Freiheit bin: Ich besitze einen beachtlichen Fundus an reinen ätherischen Bio-Ölen, der mir erlaubt, auch so "exotische" Zutaten wie Lemongras immer im Haus zu haben. Wer - wie ich - in einem Dorf weitab von den Gewürzparadiesen der Großstadt wohnt, weiß das besonders zu schätzen.
Und das ist nun dabei herausgekommen: Die beste Marinade, die ich meiner Erinnerung nach je geschaffen habe. Der darin eingelegte Tofu ist so lecker, dass ich ihn einfach so oder auf einer Scheibe Brot wegnaschen kann (und ich bin nicht die dickste Freundin von Tofu natur).
Tofu in Ingwer-Lemon-Marinade
Zutaten
  • 1 kleine getr. Chilischote,
    1 gestr. Tl. Paradieskörner,
    1 gestr. Tl. Koriandersaat,
    1 cm Zimtstange, 1/2 Lorbeerblatt
  • 20-40 g frischer Ingwer (je nach Schärfe),
    1 Knoblauchzehe, 1 El. Sojasauce, 1/2 Tl. Kurkuma,
    1/4 Tl. Salz, 2 Tr. äth. Lemongrasöl,
    1 Tr. äth. Limettenöl, 2 Msp. Zitronensäure,
    80 ml Sesamöl (aus geröstetem Sesam)
  • 250 g Tofu natur
Zubereitung
  1. Chilischote, Paradieskörner, Koriandersaat, Zimtstange und Lorbeerblatt fein mahlen oder mörsern.
  2. Ingwer und Knoblauch fein reiben und mit allen anderen Zutaten gründlich vermischen.
  3. Tofu in ca. 3 mm dicke Scheiben schneiden und abwechselnd mit der Marinade in eine Schüssel schichten. Abdecken und über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen.
Rezept in Druckversion
So, Tofu fertig. Und nun? Wohin damit? Was damit tun?
Na, ein Süppchen drumrum kochen zum Beispiel. Mit selbstgemachten Reisnudeln.

Oder gebraten zu Sesam-Spinat reichen (und den Spinat mit der Marinade würzen).

Oder Nigiri-Sushi damit belegen. Zum Beispiel.

Erstmal gibts hier aber das Süppchen (wurde als Vorspeise zum Sushi gereicht) und den (nicht ganz gelungenen) Versuch, Reisnudeln selber zu machen (Experiment Nr.2). Ich  hatte mir nämlich in den Kopf gesetzt, Reisnudeln als Suppeneinlage zu verwenden - nur leider keine im Haus. Also selbermachen. Im Internet fand ich nicht viel dazu, also habe ich mich an einer kurzen Anleitung auf chefkoch.de orientiert. Allerdings habe ich natürlich Naturreis verwendet - Rundkornreis schien mir der geeignete zu sein.
Zunächst habe ich 120 g Reis fein gemahlen, mit 100 ml Wasser und 1/2 Tl. Salz verrührt und den Teig ruhen lassen - einmal ca. 1 Stunde, beim zweiten Versuch über Nacht. Das Ergebnis unterschied sich in meiner Wahrnehmung überhaupt nicht: Reis und Wasser schienen mir in dieser Konstellation nicht die innigsten Freunde zu sein. Für die Spätzlepresse war die Masse zu fest, mehr Wasser wollte ich aber lieber nicht hinzufügen. Also strich ich den Teig portionsweise auf ein Brett (was allerdings sehr gut funktionierte) und schabte mit einem langen Messer Streifen davon in leise siedendes Salzwasser. Am Besten klappte es, wenn der Weg vom Brett ins Wasser so kurz wie möglich war. Dann entstanden sogar 5-6 cm lange Nudeln, die ich dann begeistert in das Süppchen beförderte (man kann sie auf dem Foto erkennen). Ich möchte jedoch nicht verschweigen, dass etwa die Hälfte der Nudeln in ca. 1 cm kurze Stücke zerfiel. Ich habe mir am nächsten Tag eine leckere Reissuppe mit Gemüse gekocht. Und beschlossen, nächstes Mal wieder Reisnudeln zu kaufen. Wobei ich zur Ehrenrettung meiner Nudel sagen muss: Sie schmeckte lecker und war überhaupt nicht matschig - und heller als die gekauften Vollkornreisnudeln. Nun aber zum
Süppchen nach japanischer Art

Zutaten (ausreichend für 2 Personen als Vorspeise)
  • 1 kleine Möhre, 2 große Champignons (oder Shiitake)
  • 1/2 l Gemüsebrühe, 1/2 Tasse TK-Erbsen, 2 El. Sojasauce, 1 El. Limettensaft
  • 1/2 marinierter Tofu (siehe oben)
  • gekochte Reisnudeln
  • evtl. etwas gehackte frische oder getrocknete Korianderblätter 

Zubereitung
  1. Möhre in feine Julienne-Streifen schneiden (ich benutze dafür einen Julienne-Schneider oder auch mal einen Zestenreißer), Pilze in feine Scheiben schneiden
  2. Gemüsebrühe aufkochen, Erbsen, Möhre, Pilze, Sojasauce und Limettensaft hinzufügen.
  3. Tofu in mundgerechte Scheibchen schneiden und samt Marinade in die Suppe geben.
  4. Reisnudeln und evtl. Koriander zugeben und die Suppe kurz ziehen lassen (bis alles heiß ist).
Rezept in Druckversion Guten Appetit!