Die Zukunft Ägyptens kommt ohne Mubarak aus, vorerst aber auch ohne Demokratie. Oppositionsführer Mohammed el-Baradeivon der Weltgemeinschaft zum Hoffnungsträger gewählt, machte jetzt klar, dass eine Übergangszeit mit Notverordnungen weiterregiert werden müsse. Wahlen könne es frühestens im kommenden Jahr geben, erst dann könne seine Regierung einen Wahlausgang garantieren, wie er vom Westen gewünscht werde.
Mubarak entkäme immerhin lebendig - aus einem Job, der nach einem aktuellen Beitrag im "British Journal of Criminology" für knapp ein Viertel der europäischen Monarchen, die zwischen 600 und 1800 regierten, tödlich endete. Krone und Zepter waren danach bis ins 18. Jahrhundert die Arbeitsgeräte eines tödlichen Traumjobs. Die Königswürde innezuhaben, war statistisch gesehen gefährlicher als der Kampfeinsatz eines heutigen Soldaten. Kadetten an Bord der durch den wagemutigen Einsatz der ägyptischen Volksmassen inzwischen völlig aus dem Fokus der Berichterstattung geratenen "Gorch Fock" mitgerechnet.
König zu sein war immer schlimmer als Kadettsein. Die Biografien von mehr als 1500 Monarchen aus 45 Königreichen zwischen 600 und 1800 lügen nicht. "Die Rate von 15 Prozent entspricht 10 Morden auf je 1000 Lebensjahre als Monarch - das ist mehr als die Totschlagsrate in den gefährlichsten Gebieten der heutigen Welt", erklärt Manuel Eisner von der Cambridge University. Das zeige, wie brutal die Rivalität um die Herrschaft unter den politischen Eliten gewesen sei, damals, als die Welt noch im Rohzustand war und keine Völkergemeinschaft fürsorglich über sich wachte.
Erst vom 16. Jahrhundert an sei es "immer unüblicher" geworden, einen Machtwechsel durch die Ermordung des Amtsinhabers zu organisieren. Ganz beendet aber wurde Praxis nicht: "Königsmorde, die durch Ideologie und Radikalismus motiviert waren, setzten sich bis ins frühe 20. Jahrhundert fort."
Zum Heiler der westlichen Glaubwürdigkeit
Solidarität von unten: Gehn wie ein Ägypter