"Todesschrei" - Karen Rose


Er bewegte sich ein wenig näher ans Fenster heran. Bald gab es zwischen ihnen kein Glas mehr, das den "Unterhaltungseffekt" beeinträchtigen konnte. Bald hatte er sie da, wo er sie hinhaben wollte: in seinem Kerker, in dem es Kameras und Scheinwerfer gab. Um dich besser sterben zu sehen, mein Herz.
[S. 582]
 Erster Satz: Das Erste, was Warren Keyes bewusst wahrnahm, war der Geruch.
Ein Gräberfeld, etliche Leichen und ein brutaler Killer, dessen Kunst die Verkleidung ist. Vito Ciccotelli ermittelt und bittet die erfahrene Archäologin Sophie Johannson um Hilfe, denn der Serienkiller scheint eine Vorliebe für mittelalterliche Folterinstrumente zu haben und damit kennt sich die heutige Museumsangestellte aus.   Doch die Jagd erweist sich als äußerst schwerig, denn der Täter ist vorsichtig, zu vorsichtig und Vito und Sophie tappen im Dunkeln. Um ihn zu schnappen, gilt es zunächst die Toten zu identifizieren, doch auch dies scheint schwieriger als gedacht und ehe sich die Beiden versehen, ist ihnen der Killer näher als sie denken, näher als es gut für sie wäre. Die Gefahr ist zum Greifen nah und sie will nur eines: Ihre Opfer schreien höhren, laut und qualvoll.  Als ich "Todesschrei", von Karen Rose zu lesen begann, wollte ich nur eins: Meinen Lesehunger befriedigen, meinen Blutrausch stillen. Denn im Moment bin ich im totalen Thriller-Fieber. Der erste Band der Todes-Reihe von Frau Rose, hat mich auch nicht enttäuscht. Starke Charaktere, mit viel Mut, Tiefe und Gefühl und dazu ein wahrlich kranker, unheimlicher und unberechenbarer Killer, bieten dem Leser hier spannenden Lesestoff, bis zur letzten Seite. 
Aber nicht nur die Buchschauspieler mögen den Leser von den Qualitäten der Geschichte überzeugen, auch der Schreibstil von Frau Rose, bietet dieser Buchstabensuppe die nötige Würze. Von Abschnitt zu Abschnitt, begleitet die Autorin einen anderen Charakter, so dass die Leser einen guten Überblick über die Handlung bekommen können. Was mir immer besonders gut gefällt: Wenn es Einblicke in die Handlungen und Gedanken des Killers gibt - und auch damit kann gepunktet werden. Besonders wenn sich der Plot gegen Ende immer mehr zuspitzt, ist Gänsehaut vorprogrammiert. Ein spannendes und nervenaufreibendes Kapitel reiht sich an das Nächste und das Böse scheint zu gewinnen - ob es das dann wirklich tut, müsst ihr wohl selbst herausfinden. 
Neben den gelungenen und abgerundeten Figuren, einem flüssigem und mitreißendem  Schreibstil, bietet auch die Buchidee an sich, viele interessante Facetten. Besonders mich, als Geschichtsstudentin, konnte die mittelalterliche Komponente überzeugen. Doch auch für andere Leser, gibt es vieles zu entdecken. Die detailreiche Beschreibung der Folterinstrumente ist authentisch und bietet zumal eine neue und kreative Mordmöglichkeit, die in den meisten Thrillern nicht gerade zur Tagesordnung gehört. Auch die kleinen Nebengeschichten - neben der großen Killerjagd - fügen sich gut in das Buch ein. Eine Liebesgeschichte, ein lang gehütetes Familiengeheimnis und das Leben einer Opernlegende - hier ist wohl für jeden etwas dabei, ohne dass die Handlung erzwungen oder überladen wirkt. Einziger Kritikpunkt ist für mich lediglich das etwas übereilte Ende. Ca. 600 Seiten lang, baut sich die Geschichte sehr gut auf, am Ende jedoch gibt es einen kleinen, inhaltlichen Sprung, welcher mich etwas aus dem Lesegleichgewicht gebracht hat. Trotz allem überwiegen am Ende die positiven Punkte.
Ganz unter dem Motto: "Schrei so laut du kannst", überzeugt "Todesschrei" durch eine durchweg spannende, gruselige und nervenaufreibende Handlung und einen psychopathischen Serienkiller, dessen wahres Motiv und Gesicht, sich erst auf dem Höhepunkt der Geschichte - mit einem lauten Aufschrei seitens der Leser - offenbaren. Die eingeflochtenen Nebengeschichten, sowie authentische Beschreibungen historischer Hintergründe und Folterinstrumente und ein fesselnder Schreibstil, machen dieses Leseereignis einmalig und zu einer absoluten Empfehlung meinerseits. Mit Gänsehaut und großen Erwartungen widme ich mich nun dem zweiten Band - hoffentlich erwische ich den Mörder bevor er mich erwischt!
Eingestellt von Tintentraeume am 8/13/2015 11:25:00 vorm. Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!In Twitter freigebenIn Facebook freigeben Labels: Bewertung: 4.5 Herzen, Gelesen: 2015, Karen Rose, Rezension, Thriller

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