todesarie

todesarieSchon als Juliane Pfeiffers Chef sie zur Premiere von „Rigoletto“ ins Stuttgarter Staatstheater schickt, ist die Kulturredakteurin alles andere als begeistert. Dann entpuppt sich die Oper im wahrsten Sinne als mörderisch: die Sopranistin wird während der Vorstellung erwürgt – eine Freundin von Juliane – und ihre ehemalige große Liebe wird verhaftet. Er ist der Regisseur der Oper.

Es ist nicht übertrieben zu sagen: Sibylle Luise Binders „Neuer“ beginnt mit einem Paukenschlag! Seit ihrem Silberburg-Debut mit „Tierisch giftig“ bin ich begeistert von ihren Baden-Württemberg-Krimis und der aktuelle Titel „Todesarie“ macht keine Ausnahme.

Nach zwei Fällen mit der pfiffigen Veterinärin Friederike Abele, spielt der neue Fall vor der Kulisse der Stuttgarter Kulturlandschaft. Und als professionelle Fagottistin, Musik-Professorin und Kulturredakteurin, fühlt sich Protagonistin Juliane hier heimisch.

Als Juliane den Regisseur und vielumschwärmten Bariton, jetzt verhafteten Tatverdächtigen Philipp Boch zum ersten Mal trifft, steckt Amors Pfeil schon tief in ihrem Herz, ohne dass sie es bemerkt und will. Der Frauenheld ist schließlich noch verheiratet.

Doch wie das Leben spielt: der braungelockte Musiker schickt sich an, der Mittelpunkt ihrer Welt zu werden. Genau daran scheitert die Beziehung schließlich: Juliane hatte einfach keine Lust, zuhause darauf zu warten, bis ihr „Opern-Nomade“ mal wieder ein paar Wochen zuhause gastiert.

Jetzt tritt er wieder in ihr Leben und es sieht nicht gut aus für ihn – Philipp Boch ist und bleibt verdächtig. Und weil Juliane auch die Ermordete – Blandine, ehemalige WG-Mitbewohnerin – nahestand, kann sie fast nicht anders, als die Polizei mit eigenen Ermittlungen zu unterstützen.

Nun gut – Blandine war eher ein Ekel als Unschuldslamm. Das wird während der Ermittlungen immer deutlicher. Aber so einen „Abgang“ hatte sie wirklich nicht verdient. Wem und warum ist die Diva derart auf die Füße getreten, dass sich jemand zu solch einer Tat hinreißen ließ? Noch dazu vor Publikum?

Der gedemütigte Ehemann? Auch wenn er ebenfalls kein Sympathieträger ist: viele wurden für weitaus weniger erlittene seelische Grausamkeit zum Mörder! Blandines Gesangslehrer Katmandis, dessen Liebhaber ebenfalls ein Techtelmechtel mit seiner ehemaligen Schülerin hatte? Oder womöglich doch Regisseur und Kammersänger Boch? Dann ist da noch ein junger Liebhaber von Blandine: Julianes Student Christoph Mägerle.

Tatkräftige Unterstützung bekommt Juliane übrigens von der Anwaltskanzlei, die Boch im Fall der Fälle vor Gericht verteidigen soll und von der angehenden Juristin „Clärchen“.

Zwischen alter und neuer Liebe, Opernkulissen und Erinnerungen, bleibt Juliane der Wahrheit dicht auf der Spur, blickt in immer neue Abgründe und wird schließlich selbst verfolgt…

Spannend, humorvoll, schillernd und warmherzig – ich freu mich auf Sibylle Luise Binders „Nächsten“!

Sibylle Luise Binder „Todesarie“, 384 Seiten, broschiert, 12 Euro 90, Silberburg-Verlag



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