"Tod oder Liebe" von Manuela Salvi

[Rezension] Tod oder Liebe

Tod oder Liebe

Erscheinungstermin: 02. April 2012

Autorin: Manuela Salvi

Verlag: FJB

Preis: 14,99 € (broschiert)

Seiten: 336

ISBN: 978-3-8414-2143-2

Originaltitel: E sarà bello morire insieme

 

Meine Bewertung

[Rezension] Tod oder Liebe

 

Inhalt: Gerade noch in Mailand, findet sich Bianca plötzlich allein mit ihrem Vater in einer italienischen Kleinstadt wieder. Traumatische Ereignisse in der Vergangenheit haben das junge Mädchen zu einer Außenseiterin werden lassen. Das ändert sich auch nicht an ihrer neuen Schule. Lediglich für die Kunst kann Bianca viel Begeisterung aufbringen, findet in ihr sogar Trost. Als sie dann auch noch den unnahbaren Manuel an ihrer neuen Schule kennenlernt und aufgrund einer Schulaufgabe dazu gezwungen ist, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, als ihr lieb ist, kippt ihre Welt völlig. Doch je besser Bianca Manuel kennenlernt, desto größere Gefühle entwickelt sie für ihn. Und dieses Empfinden beruht auf Gegenseitigkeit. Doch von ihrem Vater, dessen Arbeitskollegen und seinem Sohn muss Bianca erfahren, dass Manuel gefährlichen Umgang darstellt. Gemeinsam mit seiner Familie ist Manuel in kriminelle Machenschaften verwickelt, die bereits mehrere Leben gekostet haben.

 

Meine Meinung: Die Mischung aus Liebes- und Mafiageschichte hat sich schon in der Arkadien Trilogie von Kai Meyer als eine gelungene Mischung erwiesen. Und auch die Autorin Manuela Salvi zeigt mit ‘Tod oder Liebe’, dass sich das Thema der verbotenen Liebe nicht nur als herzergreifend, sondern auch überaus spannend gestalten lassen kann.

Manuela Salvi verbindet in ihrem Buch zwei Handlungsstränge, die so unterschiedlich sind, aber gerade deswegen die Geschichte zu einem wahren Gefühlsabenteuer machen. Ist man gerade noch mitten in die verbotene Beziehung zwischen Bianca und Manuel vertieft, so kann man sich bereits auf der nächsten Seite in einem geheimen Treffen eines Mafiaclans wiederfinden. ‘Tod oder Liebe’ entpuppt sich als ein stetes Auf und Ab der Emotionen. Auf der einen Seite ist die Geschichte in Anbetracht der Liebesbeziehung unheimlich zart, sensibel und romantisch, dass sich beim Leser ein wohliges Gefühl im Bauch ausbreitet. Andererseits beschreibt die Autorin viele Szenen, die entweder aufgrund von körperlicher Gewalt oder aber auch wegen psychischer Auseinandersetzungen eine brutale und angsteinflößende Seite anschlägt. Dieser Stimmungswechsel erweist sich aber während des Lesens als sehr angenehm und macht das besondere Etwas des Buchs aus.

Wer auf der Suche nach einer besonders liebevollen, gleichzeitig aber auch hochdramatischen Liebesgeschichte ist, die zum mit fiebern und mitfühlen anregt, der wird an ‘Tod oder Liebe’ großen Gefallen finden. Manche Leser könnten die Liebe zwischen Bianca und Manuel bzw. die Dialoge der beiden Jugendlichen allerdings an manchen Stellen als zu abgedroschen und eventuell auch kitschig empfinden. Manuela Salvi schlägt gerade in Momenten der Zweisamkeit besonders poetische Töne an, die auch für meinen Geschmack von Zeit zu Zeit ein wenig übertrieben gewirkt haben. Natürlich waren diese Passagen auf der einen Seite sehr gefühlvoll und auch romantisch, doch haben sie bei mir auch Skepsis ausgelöst, da ich mir manchmal nicht vorstellen konnte, dass Jugendliche tatsächlich auf diese Weise reden.

Mit der Mafiageschichte hat die Autorin genau meine Erwartungen erfüllt. Nicht nur, dass die Machenschaften des Clans für den nötigen Spannungsgehalt innerhalb des Buchs sorgen und sich dieser vom ersten bis zum letzten Kapitel kontinuierlich steigert, die Autorin lässt die Mafiafamilie genauso auftreten und handeln, wie man es  sich wahrscheinlich immer vorstellt. Der Leser erhält einen Einblick in die Denkweisen der italienischen Mafia, erfährt sehr genau, was für die Mitglieder die Worte Familie, Ehre, Rache und ähnliches tatsächlich bedeuten.

So schön die Liebesgeschichte zwischen Bianca und Manuel auch zu lesen ist, trotzdem hat sie mich nicht gänzlich überzeugen können. Bianca und Manuel begegnen sich das erste Mal in der Schule. Ihr erstes Treffen ist von Feindseligkeit und Unmut geprägt. Die Beiden geraten in ein Gespräch, müssen aufgrund eines Schulprojekts ein wenig Zeit außerhalb der Schule miteinander verbringen. Und obwohl Bianca dem Jungen zunächst nicht zugetan ist und lediglich sein überaus gutes Aussehen als sein einzig positives Merkmal ansieht, ist es nur wenig später um sie geschehen und sie hat sich in Manuel verliebt. Auch beim männlichen Part sieht es nicht anders aus. Die Autorin hat für mein Empfinden ihr Augenmerk zu sehr auf den körperlichen Aspekt der Beziehung von Bianca und Manuel gelegt. Immer wieder wurde von vielen teilnehmenden Figuren betont, dass Manuel aufgrund seines Aussehens jedes Mädchen als Partnerin haben könnte und Bianca wenn überhaupt normaler Durchschnitt sei. Warum sich die beiden Hauptfiguren schlussendlich ineinander verliebt haben und ihr Leben füreinander geben würden, ist mir bis zum Schluss nicht deutlich geworden. Die Liebe von Bianca und Manuel war einfach zu plötzlich da.

Gewöhnungsbedürftig und sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist der Schreibstil der Autorin. Die ersten Kapitel empfand ich als sehr holprig bzw. die gewählte Sprache als sehr unausgewogen und unpassend. Angefangen bei der Zeitform, in der die Geschichte geschrieben. Sie lässt die Sprache sehr gehoben klingen und passt nicht zu dem jugendlichen Gemüt der Figuren. Dieses Empfinden ist bei mir persönlich aber sehr schnell verflogen. Viel störender empfand ich die Tatsache, dass die Autorin anfangs darauf verzichtet, wichtige Personen, wie beispielsweise den Vater der Protagonistin, mit einem Namen auszustatten. Immer wieder ist die Rede von ‘der Richter’ oder ‘der Kommissar’, deren Namen wir aber erst im Laufe der Handlung erfahren.
Etwas unglücklich gewählt war für mich außerdem die Perspektive der Geschichte. Der Leser verfolgt die Geschichte aus der Sicht eines allwissenden Erzählers. In meinen Augen wurde dem Leser dadurch die Möglichkeit genommen, die Figuren Bianca und Manuel besonders gut kennenzulernen und in ihre Köpfe, vor allem aber in ihre Seelen, hineinzuschauen. Genauso erfahren wir nämlich etwas über alle anderen Figuren, die an den Szenen teilnehmen, sodass die Gefühle der beiden Hauptfiguren das ein oder andere Mal in den Hintergrund rücken und deren Darstellung nicht völlig ausgeschöpft wurde. Außerdem hat diese Perspektive bei mir auch dafür gesorgt, dass ich an manchen Stellen nicht sofort Schritt halten konnte und erst nach mehrmaligem Lesen von Sätzen dahinter gekommen bin, wessen Gedanken gerade geschildert werden.
Die von der Autorin gewählte Sichtweise ist mein Hauptkritikpunkt. Denn mit von Bianca verfassten Briefen, die regelmäßig im Buch auftauchen und natürlich in der Ich-Form geschrieben sind, hat Manuela Salvi gezeigt, dass sie den Leser emotional noch mehr erreichen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch noch an Tiefgang und Emotionalität gewonnen hätte, wenn die Autorin diese Perspektive durchgehend in der Geschichte gewählt hätte.

Fazit: ‘Tod oder Liebe’ hat in puncto Schreibstil kleine Schwächen. Mit der Liebes- und Mafiageschichte kann das Buch allerdings mehr als überzeugen. Von Herzschmerz, über Romantik, bis zu Spannung pur, bietet die Handlung abwechslungsreichen Stoff für tolle Lesestunden.


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