Tod eines Asylbewerbers

Mohammad Rahsepar

Mohammad Rahsepar

WÜRZBURG. (hpd/gbs). In der Nacht vom 28. auf den 29. Januar nahm sich der 29jährige Exil-Iraner Mohammad Rahsepar in einem Würzburger Asylbewerberheim das Leben. Sein Tod, so der Sprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, „wirft ein Licht auf die skan­da­lö­sen Bedingungen, unter denen Flüchtlinge in Deutschland leben müs­sen“.

Die Zustände in vie­len Unterkünften für Asylbewerber seien „men­schen­un­wür­dig“ und Ausdruck einer „ras­sis­ti­schen Abschreckungspolitik“, die „auf kei­nen Fall tole­riert wer­den darf“.

Mohammad Rahsepar war 2011 aus dem Iran geflüch­tet, weil er dort unter Druck gera­ten war, nach­dem er sich als Polizist gewei­gert hatte, auf Demonstranten ein­zu­schla­gen. Nach sei­ner Flucht nach Deutschland lebte er zunächst einen Monat im Auffanglager Zirndorf und wei­tere sie­ben Monate in der Würzburger Emery-Kaserne. Unter den kata­stro­pha­len Zuständen in Würzburg ver­schärf­ten sich die psy­chi­schen Probleme Rahsepars, der dar­un­ter litt, dass er Frau und Kind im Iran zurück­las­sen musste. Vor allem setzte ihm zu, dass viele Flüchtlinge schon seit Jahren ohne jeg­li­che Perspektive in dem Lager leben muss­ten. In der Nacht zum 29. Januar setzte er sei­nem Leben ein Ende, indem er sich mit einem Laken erhängte.

„Durch unsere Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Ex-Muslime kamen wir in den letz­ten Jahren mit vie­len Flüchtlingen in Kontakt und waren immer wie­der ent­setzt über die kata­stro­pha­len Bedingungen, unter denen diese Menschen in Deutschland leben müs­sen“, erklärte Schmidt-Salomon. Nicht ohne Grund habe die „Sozialkommission der Vereinten Nationen“ im ver­gan­ge­nen Jahr die Flüchtlingspolitik Deutschlands scharf gerügt. Asylbewerber wür­den in „unge­eig­ne­ten und über­füll­ten Unterkünften unter­ge­bracht“, erhiel­ten „unzu­rei­chende Sozialleistungen“ und man­gel­hafte medi­zi­ni­sche und the­ra­peu­ti­sche Versorgung (siehe hierzu den Bericht des Magazins „Monitor“ vom September 2011).

„Besonders dra­ma­tisch ist die Lage in Bayern“, sagte Schmidt-Salomon. „Dort haben sich die Behörden offen­sicht­lich zum Ziel gesetzt, ‚die Bereitschaft zur Rückkehr in das Heimatland‘ (§ 7, Abs. 5 der Bayerischen Asyldurchführungsverordnung) dadurch zu för­dern, dass sie die Flüchtlinge unter unwür­digs­ten Bedingungen kaser­nie­ren. Als huma­nis­ti­sche Organisation, die seit Jahren mit Migranten zusam­men­ar­bei­tet, pro­tes­tiert die Giordano-Bruno-Stiftung in aller Entschiedenheit gegen diese ras­sis­ti­sche Abschreckungspolitik! Es sollte uns alle beschä­men, wie der Staat mit Menschen umgeht, die wie Mohammad Rahsepar schon in der Vergangenheit schlimmste Traumata erlit­ten haben. Muss man denn wirk­lich in Erinnerung rufen, dass die Menschenrechte auch für Flüchtlinge gel­ten? Die deut­sche Flüchtlingspolitik ist ein Skandal, der nicht wei­ter hin­ge­nom­men wer­den kann! Es ist an der Zeit, auf die Straße zu gehen, um diese men­schen­ver­ach­tende Praxis zu been­den.“

Am 13. Februar wird in Würzburg anläss­lich der Verzweiflungstat von Mohammad Rahsepar eine Demonstration gegen die Flüchtlingspolitik in Deutschland statt­fin­den. Auf der Kundgebung wird u.a. die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime und gbs-Stipendiatin, Mina Ahadi, spre­chen. Die Giordano-Bruno-Stiftung zählt neben dem ZdE und ver­schie­de­nen Flüchtlingsorganisationen zu den Unterstützern der Demo.

FL

[Über­nahme vom hpd]


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