Suzanne Stone [Nicole Kidman] aus Little Hope würde für ihren Wunsch, eine berühmte Fernsehjournalistin zu werden, alles tun. Und wie wir schon zu Beginn des Films erfahren, schließt das auch den Mord an ihren Ehemann nicht aus. Damit ist im Prinzip auch schon die Geschichte erzählt. Ein hübsches Ding, das hoch hinaus will, sich mit ihrer Ehe finanziell absichert, naiv versucht Zugang zur Fernsehwelt zu erlangen und sich buchstäblich hochschläft. Als ihr Mann Larry Maretto [Matt Dillon] sie zu einer Familiengründung drängt, sieht sie ihre einzige Lösung darin, ihn aus dem Weg zu räumen. Wie gut, dass die drei Schüler und Teilnehmer ihres Doku-Projektes "Teens speak out" ihr so verfallen sind. So verführt sie den unschuldigen Jimmy Emmett [Joaquin Phoenix] und verspricht ihm eine gemeinsame Zukunft, nachdem dieser ihren Mann beseitigt. Doch sie hat die Rechnung nicht mit der hinterbliebenen Familie gemacht, die Kontakte zur italienischen Mafia pflegt...
Keine herausstechende Story, bloß typischer Hollywood-Mythos. Doch es gibt viele Gründe, die TO DIE FOR so einzigartig machen. Der wichtigste - na klar - ist Joaquin Phoenix, der hier mit süßen 21 Jahren einen naiven Lüstling aus der sozialen Unterschicht spielt. Witzig, dass der Film von Anfang an das Ende verrät und im Mockumentary-Stil aufgebaut ist, mitsamt Pseudo-Interviews, Talkshow-Auftritten und Zeitungsschlagzeilen. Und dass Phoenix' Filmpartner Casey Affleck ist, mit dem er knapp 15 Jahre später selbst den Mockumentary I'M STILL HERE drehte.
TO DIE FOR ist ein früher Gus Van Sant, der stark die Atmosphäre der 1990er wiedergibt. Und am meisten tragen die Kostüme dazu bei, die die überspitzten Rollenklischees perfekt darstellen. Das "zarte Püppchen" Suzanne Stone, die Stadtschönheit in Pastell, die später in den seriösen Journalistinnen-Look á la Diane Sawyer schlüpft (Pastelltöne aber bleiben, barbietypisch). Nicole Kidman spielt das berechnende Püppchen ziemlich überzeugend und in den perfekten Kostümen von Beatrix Aruna Pasztor gibt sie schon einen Stepford-artigen Auftritt vor den FRAUEN VON STEPFORD.
Der Kleinstadtwilde in Lederkluft auf seinem Bike... netter Kontrast zur blonden Porzellanpuppe. Da finde ich die Karottenhosen links auf dem Bild wesentlich interessanter.
Applaus für Illeana Douglas, die in ihrer intelligent-coolen Art die Schwester von Larry Maretto spielt. Hier mit rausblitzendem Spitzenschlüpfer.
Nachdem Suzanne ihren Mann zum ersten Mal betrügt, trägt sie kontrastreich zu ihrem bisherigen Mädchen-Look ein hautenges Leopardenkleid. Vorbei mit der Unschuld!
Zurück aus den Flitterwochen will sie vor ihren Schwiegereltern die perfekte Hausfrau spielen. Stilvoll im Versace-Kleid (ich hab jetzt nur mal laienhaft darauf getippt, dass es von Versace ist, die Farben und der Stil entsprechen jedenfalls den Kleidern aus den 90ern).
Und die ersten Journalistinnen-Outfits beginnen...
Die zunehmend grellen Farben, die Muster, Suzannes Frisur... die Kostüme des Films wirken wie aus einem Comic und tragen so perfekt zur satirischen Wirkung bei.
Ersehnte Aufmerksamkeit.
What would you die for?