Tischgespräch über Fallada und Deutschland

Hans Fallada, bitte – das hatte ich ihm im Vorfeld angekündigt. Dazu muss man wissen, dass Jacobs 1986 einen Kleinverlag gegründet hatte, Libris, in dem er mit der Hingabe des geborenen Aficionados übersehene Titel aus dem deutschen literarischen Thesaurus in England zu propagieren hoffte. Darunter eben auch Fallada. 1989 brachte er neu „Der Trinker“ heraus, nach der Erstveröffentlichung 1952 bei Putnam spurlos verschwunden, dann 1996 die erste ungekürzte Fassung von „Kleiner Mann, was nun?“

Mit der Fallada-Biografie der in Dublin lehrenden Germanistin Jenny Williams, „Mehr Leben als eines“ (inzwischen im Aufbau-Verlag erschienen), markierte Nicholas Jacobs dann 1998 sein Copyright für die Fallada-Renaissance, die wir heute erleben. Er mag zu früh gekommen sein für das Geschäft, das die Melville Press in New York und Penguin in London heute mit Hunderttausenden von Exemplaren von „Jeder stirbt für sich allein“ haben machen können. Aber Jacobs legte die Strecke, auf der andere Fallada „entdeckten“. / Thomas Kielinger spricht für Die Welt mit dem britischen Verleger Nicholas Jacobs

Interessant auch der Vergleich von Marcel Reich-Ranickis Meinung über Fallada 1957 und heute. Und der leicht kryptische Schluß:

„Ich gehe jetzt zu einer Demo für die Aufnahme eines Palästinenserstaates in die UN“, lächelt mir Jacobs verschmitzt zu. Ich schlage ihm vor, eine Demonstration für ein anderes Deutschland zu starten, jenseits seiner gegenwärtigen Verkümmerung. Er schaut mich nachdenklich an: „Deutschland hat nach 1990 seine Verortung noch nicht gefunden.“

Man kann vermuten, daß beider Vorstellungen darüber recht unterschiedlich sind.



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