Mentale Vorbereitung
Als ich den Entschluss gefasst hatte, meine Komfortzone zu verlassen und mit klopfendem Herzen das Paket mit den Stoffen erwartete, bereitete ich mich intensiv vor. Ich durchforstete also tagelang ängstlich das weltweite Web nach Nähtipps für feine Stoffe und Tipps zum nähen von Viskose Webware und fand natürlich auch so einige. Allerdings wie das immer so ist, wenn man viel sucht, findet man auch viel. Zu jeder Empfehlung fand ich irgendwann auch genau die gegenteilige Meinung. Und was bei dem einem fast schon ein Angst-Stoff ist den es gilt bestmöglich zu bändigen, schien bei dem andern leicht von der Hand zu gehen und gar nicht so schwer zu sein. Ich beschloss also, das Ganze mal auf mich zukommen zu lassen, kaufte vorsichtshalber Sprühstärke und sammelte die Reststücke der auswaschbaren Stickfolie. (Die Kenner grinsen bereits, den anderen erkläre ich es weiter unten!)Ein paar Worte zum Schnitt
Hier seht ihr also die Stella von Ikatee als Tunika, auch ein Kleid ist möglich. Die Anleitung ist mit vielen Bildern versehen und auch wenn man dem englischen nicht ganz so mächtig ist, kann man das meiner Meinung nach schaffen wenn man etwas Näherfahrung hat. Die Fachbegriffe musste ich mir auch ergoogeln um ganz sicher zu sein! Während mir beispielsweise „on fold“ sofort klar war (= im Bruch) habe ich im Alltag und Job bisher noch nie „grainline“ gebraucht! Bedeutet aber nix anderes als Fadenlauf.4 erprobte Tipps zum Vorbereiten von Viskose Webware
Gerne möchte ich euch nun meine persönlichen Best Practices und Erfahrungen zur Vorbereitung der Viskose Webware erläutern. Denn einfach ausgepackt und unter die Maschine geklemmt habe ich die feinen Stöffchen dann doch nicht.
- Durchatmen und den Stoff befühlen. Der fasst sich nämlich großartig an, ganz weich, leicht und fließend
- Vorwaschen. Ich bin normalerweise äußerst Vorwaschfaul, doch hier bin ich kein Risiko bzgl. Einlaufen oder Abfärben eingegangen. Man könnte die Stoffstücke vorher an den Schnittkanten mit der Ovi versäubern, in separate Wäschenetze packen, oder mit der Zickzackschere beschneiden, um ein ausfransen und verknuddeln in der Waschmaschine zu verhindern. Man könnte auch alles streng nach Farben sortiert waschen. Oder man nimmt die Stoffstücke, wirft sie bei 30 Grad mit 1-5 Farbfangtüchern in die Maschine und betet.
- Aufhängen. Es ist einleuchtend, dass so eine leichte fließende Qualität lieber gerade aufgehängt werden möchte, damit sie sich nicht verzieht. Ich könnte mir vorstellen, dass sehr ungleichmäßiges Aufhängen im nassen Zustand ja unterschiedliche Kraft auf den Stoff wirken lässt, denn eine lange nasse schräge Seite ist bestimmt schwerer als die kürzere. Ob ich es jetzt geschafft habe, die Stücke wirklich Fadengerade aufzuhängen, wage ich zu bezweifeln. Ich habe mich bemüht. Und ich habe keine Wäscheklammern verwendet, das hätte sicherlich abdrücke gegeben die ich mühsam hätte raus bügeln müssen *hust*. Stattdessen habe ich jedes Stück über 2 parallele Leinen gehängt, damit die Last etwas verteilt ist.
- Bügeln. Ja so ganz kommt man um das Bügeln nicht herum. Ich bin auch kurz drüber gehuscht. Dabei sollte man eher leichte Hitze auf den Stoff wirken lassen, im Zweifel erst mal an einem Schnipsel ausprobieren.
3 nicht von mir erprobte Tipps zum Vorbereiten von Viskose Webware
Die folgenden Tipps zum nähen von Viskose Webware habe ich nicht ausprobiert, weil ich dann erstaunlicherweise so klar gekommen bin. Trotzdem fand ich diese 3 Ideen einleuchtend und möchte sie euch gern verraten.- Sprühstärke. Wenn der Stoff zu flutschig ist, kann man ihn mit etwas Sprühstärke einsprühen. Dabei unbedingt erst ein Teststück besprühen!
- Auswaschbares Stickvlies. Wer stickt, hat es oft sowieso vorrätig: wasserlösliches Stickvlies wie z.B. Avalon oder Soluvlies. Kleine Reststückchen kann man prima in Wasser auflösen und mit dieser Mixtur in einer Sprühflasche dann den Stoff besprühen, dadurch wird er etwas steifer. Hilft zum Beispiel auch bei widerspenstigen Jerseystreifen die nicht in den Bandeinfasser der Coverlock wollen! Lässt sich dann nach dem nähen rückstandslos auswaschen und der Stoff ist wieder geschmeidig. Aber auch hier vorher ausprobieren an einem Teststück!
- Flüssigstärke. Die Hammermethode. Wenn der Stoff ein ausgeprägtes Eigenleben hat, oder die Näherin sich vor Angst in die Hosen macht, nehme man Flüssigstärke. Damit bekommt man den flutschigsten Stoff steif wie ein Brett! Dazu wird er komplett in Flüssig-Wasser-Mischung getaucht und Fadengerade aufgehängt. Das Rezept habe ich hier bei Machwerke gefunden!