Tipps, um die Traurigkeit loszuwerden (Autorin: Ronja von Rönne)

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Tipps, um die Traurigkeit loszuwerden

1.Beschäftigen Sie sich intensiv mit einem Thema. Wählen Sie als Thema nicht Ihre Traurigkeit.
2. Gehen Sie in den Wald. Sammeln Sie Pflanzen und pressen Sie diese zwischen Harry Potter und der Bibel. Warum das gegen Traurigkeit hilft, weiß keiner, andererseits liest man in den deutschen Leitmedien auffallend wenig von unglücklichen Herbariumbesitzern.
3. Verschenken Sie all Ihren Besitz. Alte Hemden, neue Hemden, Waschlappen, und diesen albernen Thermomix, den Sie genau ein Mal benutzt haben. Was man nicht besitzt, kann einen auch nicht unglücklich machen. Wenn Sie später nackt in Ihrer kahlen Wohnung sitzen und immer noch traurig sind, wissen Sie immerhin, dass es nicht daran lag.
4. Lesen Sie Glücksratgeber. Die Traurigkeit gibt es ja nur, damit Glückratgeberautoren nicht arbeitslos werden. Lesen Sie also Bücher mit buntem Cover und aufmunterndem Titel. Das hat zwar noch nie einen Menschen glücklich gemacht, aber dafür macht es wütend auf verlogene Glücksratgeberautoren, und wo die Wut regiert, hat die Traurigkeit keinen Platz.
5. Legen Sie sich etwas Pflegeintensives zu. Einen Hund, ein Sky-Abo, eine Schuppenflechte. Dann haben Sie keine Zeit mehr, sich um die Traurigkeit zu kümmern. Die Traurigkeit geht ein, wenn man sich nicht um sie kümmert.
6. Fahren Sie weit weg. Verraten Sie der Traurigkeit nicht, wohin. Versprechen Sie ihr, dass Sie ja wiederkommen. Brechen Sie ihr Versprechen.
7. Springen Sie in ein Krokodilgehege. Durchqueren Sie als untrainierter Schwimmer den Ärmelkanal. Werden Sie Freeclimber. Wer sich in Lebensgefahr begibt, ist niemals traurig. Und Todesangst fühlt sich zumindest nach so etwas Ähnlichem wie Leben an.
8. Finden Sie die Ursache Ihrer Traurigkeit. Graben, jagen, suchen Sie nach ihr. Wenn Sie die Ursache gefunden haben, zögern Sie nicht und schmeißen Sie einen schönen, schweren Ziegelstein nach ihr. Wenn Sie den Grund partout nicht finden, schaffen Sie ihn sich einfach selbst. Erzählen Sie Ihren Freunden bei jeder Gelegenheit von Ihrer Niedergeschlagenheit. Die meisten werden Sie irgendwann verlassen. Schon haben Sie einen Grund!
9. Experten empfehlen bei Niedergeschlagenheit Bewegung. Laufen Sie also vor Ihren Gefühlen davon! Trampeln Sie auf der Traurigkeit herum! Fordern Sie sie zum Boxen heraus!
10. Verwandeln Sie sich in ein kleines, warmes Tier.
11. Verwandeln Sie die Traurigkeit in ein kleines, warmes Tier.
12. Lesen Sie endlich mal die Spam-Mails, in denen ein marokkanischer Prinz oder ein amerikanischer Investmentbanker Ihnen zwei Millionen US-Dollar anbietet. Glauben Sie den Mails. Und glauben Sie daran, dass Geld glücklich macht.
13. Oft heißt es, im Vergleich liege das Unglück. Das stimmt so nicht, aber Sie müssen natürlich schon das richtige Kontrastmittel wählen. Hören Sie also auf, sich mit Menschen zu vergleichen, die schöner, erfolgreicher oder klüger scheinen. Vergleichen Sie sich stattdessen mit Spam-E-Mail-Verfassern.
14. Stellen Sie Ihre Ernährung um. Experten gehen davon aus, dass sich die Traurigkeit in Fertiggerichten und einfachen Kohlenhydraten versteckt.
Sollten Sie danach unglücklich an einer Karotte knabbern, verklagen Sie diese sogenannten Experten. Machen Sie ihnen das Leben zur Hölle. Investieren Sie alle Energie in ausgeklügelte und völlig überzogene Rachepläne, bis absolut kein Fitzelchen Kraft mehr da ist, um noch traurig zu sein.
15. Durchbrechen Sie ihre Denkmuster! Denken Sie nicht mehr „Oh, ich bin traurig“, sondern: „Oh, ich denke darüber nach, dass ich mir nicht mehr erlauben darf, darüber nachzudenken, wie traurig ich bin, hoffentlich werde ich jetzt nicht auch noch neurotisch, das hätte mir gerade noch gefehlt, ohjeohjeohjammer“. So etwas empfehlen Experten. Aber die haben Sie ja nach Punkt 14 schon fertiggemacht.
16. Betrinken Sie sich. Bei Alkohol wird die Traurigkeit erst recht anhänglich, und es ist bekannt, dass zu viel Anhänglichkeit am Ende immer zu einer schmerzlichen Trennung führt.
17. Lachen Sie! Wenn andere Menschen Sie lachen sehen, nehmen sie automatisch an, Sie seien ein glücklicher Mensch. Machen Sie nun, im zweiten Schritt, ihr Selbstbild komplett von anderen abhängig. Schon sind Sie der fröhliche Mensch, für den die anderen Sie halten.
18. Finden Sie den Sinn ihres Lebens. Sobald Sie ihn haben, sperren Sie ihn bei sich zu Hause hübsch ein. Nicht, dass er Ihnen wieder abhandenkommt.
19. Befürchten Sie, dass die Traurigkeit eh nicht von langer Dauer sein wird, dann verschwindet sie irgendwann von selbst. Zumindest beim Glück funktioniert es so.
20. Nerven Sie die Traurigkeit. Machen Sie alles, was Ihren Ex-Partner in die Arme eines anderen Menschen getrieben hat. Werfen Sie der Traurigkeit vor, sie würde Ihnen nicht genug Aufmerksamkeit schenken. Schmeißen Sie Ihre Sprüche-Shirts-Sammlung heimlich in den Altkleidercontainer. Drohen Sie der Traurigkeit damit, wieder zu Ihrer Mutter zu ziehen, wenn Sie nicht in Zukunft den Scheißklodeckel runterklappt. Lassen Sie passiv-aggressive Kommentare über die Figur der Traurigkeit fallen. Werden Sie so ein unmöglicher, schrecklicher Beziehungspartner, bis die Traurigkeit das Handtuch wirft.

Ronja von Rönne


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