Tipps gegen Lampenfieber hinter den Decks

Sollte ich einen Abend ganz ohne Lampenfieber auflegen, dann wäre es vermutlich besser für immer mit dem Auflegen aufzuhören. Dieser Meinung war ich früher nicht. Am liebsten hätte ich einen Schalter gehabt, um Lampenfieber zu überwinden.

Wie viele Menschen fürchtete ich die Angst, den Stress und die Nervosität. Dabei ist eine gewisse Anspannung ganz normal. Schließlich übernehmen wir DJs die musikalische Verantwortung für einen Abend. Das kann bedeuten in einem Club mit 2.500 Gästen oder mehr aufzutreten.

Der erhöhte Puls und das zusätzliche Adrenalin befähigen zu Höchstleistungen. Jedenfalls sieht es die Natur für den menschlichen Körper so vor. Selbst Profi-Schauspieler, Redner, Top-Musiker, Leistungssportler und Moderatoren spüren Lampenfieber.

Hoffentlich hilft es dir, wenn ich meine Metamorphose vom schüchternen kleinen Jungen zur Rampensau beschreibe. Glücklicherweise fand ich mein Heilmittel gegen Redeangst ohne Baldrian-Tropfen, homöopathische Mittelchen oder gar Betablocker.

Denn Lampenfieber beginnt im Kopf. Und genau dort beendete ich meine Angst und kehrte die Nervosität ins Gegenteil um.

Ich liebe Lampenfieber!

Stelle dir vor, du bist das dritte Mal in Miami. Dein Bewerbungs-Mix wurde ausgewählt und du trittst gegen die 20 besten DJs aus aller Welt an, beim Spin-Off-Contest der Winter Music Conference. Mein Name wird als nächster Teilnehmer aufgerufen: „DJ Rewerb from Germany. Please come to the stage!"

Seitdem ich morgens aufwachte, spürte ich unglaubliches Lampenfieber. Adrenalin pumpt durch meinen Körper. Mein Puls ist auf 180. Ich springe auf die Bühne und schüttle die Hand von DJ Sama. Während er mich anmoderiert, schiebe ich meine erste CD ein und drücke die Starttaste.

300 Leute und eine siebenköpfige DJ-Jury beobachten jede Regung von mir. Fünf Minuten habe ich Zeit meine Mixing-Künste unter Beweis zu stellen. Nach 20 Sekunden habe ich das Publikum auf meiner Seite.

An die restlichen 4:40 Minuten erinnere ich mich nur vage. In meinem Kopf läuft ein Film ab, ich bin weggetreten, schwebe im siebten DJ-Himmel, mache meine Mixe vollautomatisch und versuche die ungewohnte Akustik in den Griff zu bekommen.

Wie kann ich so eine Ausnahmesituation gut finden? Dabei ist gut noch gar kein Ausdruck. Ich finde es geil, saugeil - das allerbeste, allergrößte Gefühl.

Der Kick beim Auflegen auf einer Bühne ist fast so gut wie Fallschirmspringen. Ich bin süchtig danach.

Was passiert bei Lampenfieber?

Lampenfieber, Bühnenangst, Sprechangst, Mikrofonangst oder Rampenfieber bis hin zur Prüfungsangst. Diese Worte beschreiben alle das gleiche Phänomen: Angst vor einem öffentlichen Auftritt zu haben.

Lampenfieber bedeutet zunächst einmal Stress für deinen Körper. Dieser Stress führt zu Symptomen wie Zittern, erhöhtem Puls und erhöhtem Blutdruck. Viele Leute reagieren dann mit Erröten, trockener Mund oder Vergesslichkeit. Vielleicht kennst du auch den Tunnelblick, wenn du nichts mehr um dich herum wahrnimmst.

Vor Urzeiten war diese Körperreaktion überlebenswichtig, wenn die ersten Homo sapiens einem Säbelzahntiger begegneten. Der Adrenalinkick sorgte bei unseren Vorfahren dafür, den Körper blitzschnell auf Flucht oder Kampf umzuschalten.

Die heutigen Gefahren wie ein Bühnenauftritt entscheiden nicht über Leben oder Tod. Dennoch reagiert dein Körper genauso wie vor tausenden von Jahren. Die Reaktion deines Körpers bei Lampenfieber ist bestimmt nicht immer nützlich, wenn du zum Beispiel dazu neigst vor Vorträgen jedes Hemd durchzuschwitzen. Andererseits wird das Gehirn und die Muskeln extrem gut durchblutet. Das befähigt dich zu Höchstleistungen, wenn du gelernt hast Lampenfieber als positiven Stress (Eustress) zu nutzen.

Die Angst-Abwärts-Spirale

Wichtig ist dieses Lampenfieber positiv zu nutzen und sich nicht von Nervosität auffressen zu lassen. Denn ich war nicht immer so eine Rampensau und kenne sehr wohl die negative Seite von Lampenfieber.

Fünf Jahre vor dem DJ-Spin-Off-Contest. Mein erster Gig in einer neu eröffneten Discothek in Erlangen. Es ist die Nacht nach der Eröffnung und ich bin einer der wenigen DJs, die als potenzielle Residents ausgewählt wurden.

Als dritter DJ bin ich an der Reihe. Meine Vorgänger haben die Tanzfläche voll gespielt. Ein enormer Druck lastet auf mir. Ich bin so aufgeregt, dass meine Hände zittern. Sie zittern so sehr, dass ich die Plattenspieler-Nadel irgendwo auf der Maxi fallen lassen muss. Ich habe keine Chance den Anfang des Lieds zu erwischen. An sauberes Eincuen der Vinyls ist nicht zu denken. Dazu zittern meine Hände viel zu sehr.

Ich habe eine Höllenangst vor einem Blackout und mache irgendwie weiter. Die Tanzfläche wird nicht leerer und ich beruhige mich in der nächsten halben Stunde. Ich denke mir, hoffentlich hat niemand gemerkt, dass ich so aufgeregt war.

Viele DJ-Kollegen erzählen mir, dass es doch ganz normal sei sich als DJ anfangs mit ein paar Schnäpsen oder Bier zu entspannen. Ganz ohne Alkohol gehe es nicht, wenn die Hände zittern. „Nach einem Schnaps wird man doch viel lockerer!" Das täuscht, denn Alkohol ist kein geeignetes Mittel und entwickelt sich zu einem Teufelskreis der deinen DJ Auftritten entgegen steht.

Warum heißt es Lampenfieber?

Früher gerieten Schauspieler und Sänger auf der Bühne richtig ins Schwitzen, weil die gleißend hellen Scheinwerfer eine Menge Wärme produzierten. Und selbst die alten PAR64-Kannen heizten mit 1.000 Watt pro Stück die Bühne auf.

Da war es klar, dass jedem auf der Bühne warm wird. Deshalb wird die Entstehung des Begriffs Lampenfieber meist damit erklärt, den Künstlern war schlichtweg heiß auf der Bühne. Andere Historiker erklären, der Begriff Lampenfieber stammen vom französischen Begriff „fièvre de rampe". Was übersetzt so viel wie Rampenfieber bedeutet, also die Bühnenangst in der Theaterwelt.

Im Englischen heißt Lampenfieber übrigens „stage fright", ins Deutsche übersetzt Bühnenangst. Bei der ersten Recherche zu diesem Artikel musste ich lange suchen, bis ich darauf gekommen bin. Denn die wörtliche Übersetzung „lamp fever" gibt es nicht.

Lampenfieber überwinden, auf keinen Fall bekämpfen

Lampenfieber ist eine Kopfsache und Körperreaktion, die sich nicht bekämpfen lässt. Akzeptiere das Lampenfieber, lebe damit.

Kämpfe nicht gegen die Aufregung an, sondern nutze die Energie als etwas Positives. Das Adrenalin und die Endorphine machen dich unbesiegbar. Jedoch reagiert dein Körper auf den ungewohnten Hormon-Cocktail im Blut mit Schweißausbrüchen und einer Puls-Frequenz, die auf Dauer ungesund wäre.

Die Anspannung vor einem Gig. Die Ungewissheit, was alles schief gehen kann. Wie gehst du damit um, wenn du die Rampensau in dir noch unterdrückst? Eventuell hilft es, wenn du dir vorstellst, was im schlimmsten Fall passieren kann:

  • Du spielst mit dem falschen Lied die Tanzfläche leer.
    Na und? Mache danach einen Break und wechsle die Musikrichtung. Oder du feuerst einen deiner größten Floorfiller hinterher. Schon geht die Party weiter.
  • Du verhaust einen Mix.
    Na und? Dreh nur schnell den Bass raus, dann hört es sich nicht ganz so schlimm an. Nach dem nächsten perfekten Übergang erinnert sich sowieso kein Mensch mehr daran, dass der vorherige Mix nicht perfekt war.
  • Du kennst das Publikum nicht.
    Na und? Lerne dein Publikum kennen. Schaue bei jedem Lied genau auf die Reaktion der Leute. Was funktioniert besser und welche Songs kommen nicht so gut an. Ziehe daraus deine Schlüsse und konzentriere dich auf das Genre und den Sound den die Gäste am liebsten haben.
  • Du stoppst das laufende Lied.
    Ja, das ist richtig scheiße. Ist mir auch schon passiert. Trotzdem köpfte mich niemand und ich darf immer noch auflegen.
  • ...

Diese Liste könnte ich endlos fortsetzen. Der Punkt ist jedoch, dass immer irgendetwas schief gehen wird. Absichtlich schreibe ich nicht „schief gehen kann", sondern „schief gehen wird". Bei jedem meiner Gigs geht jeden Abend etwas schief. Irgendetwas wird schief gehen. Es ist egal - nicht schön, aber egal. Niemand stirbt deshalb.

Trotz Redeangst entwickelte ich mich zur Rampensau

In kleinen Schritten lernte ich, dass meine Vorstellungen komplett falsch waren und meine Erziehung mich in eine Opferrolle drängte. Als DJs sind wir keine Opfer, wir sind Macher. Wir gestalten den musikalischen Rahmen einer Party.

Nach wie vor finde ich es aufregend, wenn das Lampenfieber einsetzt. Meistens passiert es gegen 14 Uhr, wenn ich Abends auflege. An diesem Punkt lasse ich aber nicht die Nervosität siegen, sondern ich genieße dieses Gefühl. Ich bin 100 Prozent da und voll auf den Moment konzentriert.

Ich genieße diese Anspannung und die Vorstellung, dass mich hunderte Augenpaare beobachten werden. Deshalb erlebe ich Lampenfieber heute als etwas Positives.

Meist ist es gut, sich seinen größten Ängsten zu stellen. Vor Referaten und Vorträgen hatte ich einen gewaltigen Respekt. Seitdem ich meine Redeangst überwunden habe, ist das Lampenfieber beim Auflegen eher Belohnung als Bedrohung.

Schade, dass beim ersten Bühnenauftritt im Kindergarten niemand da ist, der dich fragt, wie du es erlebt hast. Der dir nicht einredet, dass Lampenfieber schlecht sei - sondern der dir einen Weg zeigt, diese Aufregung zu genießen.

Es dauerte geschlagene 20 Jahre bis ich die Rampensau in mir kennen lernte. Mittlerweile finde ich es irre gut, wenn mir bei Vorträgen 100 Leute an den Lippen hängen. Genauso wie es noch besser ist, dass ich 2.500 Leute auf der Tanzfläche kontrolliere. Gut, es muss nicht jedermanns Ding sein. Ich liebe es.

Yeah, that's me! Der ehemals schüchterne Junge, dem in der sechsten Klasse leider niemand die Faszination einer Bühne zeigte.

Referate sind ein Albtraum, die Dürrenmatt-Situation

Ich erinnere mich an mein erstes Referat in der Schule. Es war die Hölle für mich vor meiner Klasse sprechen zu müssen. Ich höre noch die ganzen Stimmen von damals: „das ist so aufregend, dass es dich zerreisst" oder „Viele Menschen sind immer aufgeregt, wenn sie ein Referat halten müssen".

Während meiner Jugend bläute mir mein soziales Umfeld diese Angst ein. Mir blieb gar nichts anders übrig, als mich zu Tode zu fürchten: vor dem Moment, wenn dich die Lehrerin an die Tafel bittet. Außerdem zeigte mir niemand, wie ich mich richtig vorbereite.

Klar hatte ich Angst, mich mit 12 Jahren vor die Klasse zu stellen und über „Dürrenmatt - Das Versprechen" zu reden. Also schrieb ich meinen Text genau so auf, wie ich es sagen wollte. Dann lernte ich jeden Satz auswendig. Eine Woche lang wiederholte ich jedes Wort. Ich wurde nervös, wenn ich mir Stellen nicht wortwörtlich merken konnte. Während der gesamten Schulzeit blieb diese Aufregung bestehen. Die Angst ließ ich mir von meiner Umwelt einreden.

Während des Studiums musste ich so viele Referate halten, dass auswendig lernen keine Option mehr war. Schließlich musste ich mir gleichzeitig fünf große Leitz-Ordner an Stoff ins Hirn prügeln. Meine Vortrags-Notizen beschränkte ich auf Kern-Aussagen und Argumentationsketten. Den Stoff konnte ich sowieso auswendig, den Rest musste ich halt irgendwie dazu improvisieren. Ich war gezwungen die Referate durchziehen, von Genießen war ich weit entfernt.

So ging das ein paar Jahre bis Jahrzehnte. Bei Vorträgen durchlebte ich das übliche Gefühlschaos aus Panik und Versagensängsten, die sich natürlich prompt einstellten. Ich verlor den Faden, fing von vorne an, sprang gedanklich hin und her. Am Schluss hinterließ ich ein Publikum, dass ich mehr irritiert als informiert hatte.

Ich war so grottenschlecht, dass meine Chefs mir empfahlen, ein Seminar über Präsentationstechnik zu besuchen. Ja, ich habe alle Erwartungen erfüllt, die mir seit der sechsten Klasse eingebläut wurden. Ich glaubte das Mantra „Es ist die Hölle auf einer Bühne zu stehen und zu reden".

Der Pinguin und das Drehbuch, ein Präsentationstechnik-Seminar

So ein Bild lieferte ich bei meiner Kurz-Präsentation ab, die jeder Teilnehmer zu Beginn des Präsentationstechnik-Seminars halten musste. Ich war froh, als es vorbei war. Keine Chance auf Verbesserung.

Ach ja, habe ich erwähnt, dass dieser Vortrag auf Video aufgezeichnet wurde. Zur späteren Analyse, auf Wunsch mit Gruppen-Feedback. Es ist ein Wunder, dass ich damals keinen Herzinfarkt erlitten habe, so aufgeregt war ich.

Dann musste ich mich im Fernseher anschauen. Ich sah mir zu. Der Vortrag war so schlecht, dass ich es nicht beschreiben kann. Ich hatte noch nicht einmal Zeit, peinlich berührt über meine Stimme zu sein, die dort aus dem Fernseher kam. Vor Scham wäre ich am liebsten im Boden versunken.

Tipp 1: Lasse Gestik und Mimik zu

Herr Tabak, unser Rhetorik-Trainer, gab mir nur den Hinweis darauf zu achten, was ich mit meinen Händen anstelle, während ich rede. Wieso sollte ich in dieser Situation meine Hände beobachten?

Fünf Minuten beobachtete ich meine Hände. Sie waren bloß nicht zu sehen. So cool wie möglich versteckte ich meine Hände hinter meinem Rücken. Was soll man auch sonst mit seinen Händen machen? Soll doch cool aussehen und „man darf nicht herumfuchteln", hörte ich die Stimmen meiner Umwelt mahnen.

Den gleichen Vortrag musste ich noch einmal machen. Diesmal sollte ich einen Stift in die Hand nehmen. Was soll ich weiter schreiben. Als ich meinen zweiten Anlauf auf dem Bildschirm sah, war ich fast von der Redeangst geheilt.

Ein Stift! Warum hat mir die Lehrerin in der sechsten Klasse nicht einfach einen Stift in die Hand gedrückt?

Die Lösung wird auch als Gestik-Starter bezeichnet. Denn das Problem ist, dass man seine Aufregung nicht verbergen kann. Die Körpersprache verrät uns.

Sobald ich die Hände hinter dem Rücken verstecke, verhindere ich damit die Gestik der Hände. Es ist jedoch natürlich deine Worte mit den Händen zu betonen. Die fehlenden Gestik-Möglichkeiten glich meine Körper mit einer Bewegung der Hüfte aus. Das sieht dann aus wie ein watschelnder Pinguin. Ja, genau dieses Bild vermittelte ich bei allen Vorträgen vorher. Ein watschelnder Pinguin.

Tipp 2: Vergesslichkeit bis zum Blackout

Mein zweites großes Problem war der rote Faden. Vor lauter Aufregung vergaß ich manche Sachen und verzettelte mich in meinen Stichpunkten. Dazu lautete der Tipp von Herrn Tabak: „Das Drehbuch kenne nur ich".

Ich hörte auf, mich strikt an meine Argumentationsketten zu halten. Wenn mir im Laufe des Vortrags bewusst wurde, dass ich etwas vergessen hatte. Dann machte ich eine Pause von ein paar Sekunden, erklärte dem Publikum nichts, sondern schob die fehlende Stelle bei Gelegenheit ein. Es fiel den Leuten nicht einmal auf, dass ich eine andere Reihenfolge verwendete. Na klar, sie wussten ja auch nichts von meinen Vorbereitungen und meinem Drehbuch.

Beim Auflegen verwende ich den Tipp des inneren Drehbuchs ebenfalls. Wähle ich das falsche Lied, den falschen Track einer CD, dann lasse ich ihn laufen. Diesen Song verkaufe ich meinem Publikum so, als ob meine Entscheidung ganz bewusst auf dieses Lied gefallen ist.

Theater-Workshop und Stimmtraining

Ich hatte Blut geleckt und machte jedes Seminar über Präsentationstechnik mit. In den nächsten Jahren meldete mich freiwillig für alle Vorträge. Das ist leicht, weil jeder dankbar ist, wenn es ein anderer freiwillig macht. Schließlich wurde den anderen Kollegen genau der gleiche Mist eingetrichtert: Bei Vorträgen fühlst du dich schlecht, du bist nervös und kannst vor vielen Leuten versagen.

Einmal besuchte ich sogar einen Dreitages-Workshop in einem Kleinkunst-Theater. Eine der Übungen entpuppt sich als grandios:

Fünf Minuten.
Nur ich auf der Bühne.
Ich durfte nichts sagen.
Nur meine Mimik war erlaubt.

Nach diesem Auftritt fing ich an die Bühne zu lieben. Denn diese Erfahrung war einfach unglaublich. Ich kann sie dir nur ans Herz legen. In diesen fünf Minuten erzählte ich eine Geschichte nur mit meiner Mimik. Jeder im Publikum verstand den Inhalt, ohne dass ich ein Wort gesagt habe.

Bei einem der Seminare zwischendurch erhielt ich ganz ungewohntes Feedback. Drei Teilnehmer und die Seminarleiterin waren von meiner Stimme fasziniert. Meine Stimme, von der ich mir einredete, dass es schlimm sein muss, sie auf einem Videoband zu hören.

Ich besuchte ein Anfänger-Stimmtraining und seitdem verleiht mir meine Stimme das enorme Selbstbewusstsein, das alles schief gehen könnte. Es ist egal, denn ich kann es mit meiner Stimme retten. Seitdem ich mich auf meine Stimme verlasse, fällt mir jeder öffentliche Auftritt noch leichter. Ohne Mühe fülle ich eine 40 Personen-Auditorium ohne Mikrofon.

Vorträge sind so simpel,
wenn dir jemand zeigt, wie es richtig geht.

Mein nächstes Ziel ist Powerpoint loszuwerden und lernen Geschichten zu erzählen. Einmal erlebte ich den Vortrag eines Autors. Er fesselte uns (sein Publikum) über anderthalb Stunden mit seinen Geschichten. Dazu benutze er nur seine Stimme, Gestik und Mimik. Keine Spiegelstriche, keine Fotos lenkten die Aufmerksamkeit von seiner Person ab. Das halte ich für die die Königsdisziplin.

Die Rhetoriker der griechischen Antike beherrschten bereits alle Regeln für gute Vorträge, daran orientiere ich mich in Zukunft.

Mein Mittel: Genieße dein Lampenfieber?

Lampenfieber beim Auflegen ist zu schön. Ich hoffe, ich konnte dir einen möglichen Weg zeigen, wie du es genießen lernst.

Meine Tipps wirken bei mir. Vielleicht tickst du ganz anders und meine Anleitung macht bei dir alles nur noch schlimmer. Mir hat das Seminar und die Videoanalyse geholfen. Ich kenne andere Leute, die kommen mit dieser Methode überhaupt nicht zurecht.

Vor einem Vortrag bin ich der Typ der sich zurückzieht und absolute Stille benötigt. Manchen Menschen hilft genau das Gegenteil: sie müssen mit anderen Leuten reden, sich warm reden und bauen ihre Nervosität dadurch ab.

Außerdem gibt es zum Thema Lampenfieber ein Haufen Ratgeber. Mit dieser Internetseite habe ich ja selbst einen geschrieben 😉

Als weitere Literatur kann ich dir folgende Bücher empfehlen, jeweils mit Link zu Amazon:

Darüber zu Lesen und unterschiedliche Ratschläge zu bekommen ist ein Anfang, der jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt helfen wird. Lampenfieber zu leben und zu lieben ist eine ganz andere Hausnummer.

Du solltest die Aufregung und Nervosität genießen lernen! Wichtiger, du musst deine Fehler erkennen und dazu brauchst du jemand der dir zeigt, welche Hauptfehler du machst. Ich kenne kein Pauschal-Mittel gegen Lampenfieber.

Tipps und Tricks aus der Praxis

Mittlerweile ist Lampenfieber jedoch sehr gut erforscht. Das gilt auch für Lampenfieber bei Musikern. Wenn du in der Nähe einer Musikhochschule wohnst, würde ich zuerst dort nachfragen, ob sie Kurse gegen Lampenfieber anbieten.

Vielleicht hilft es dir, wenn du dich kritisch selbst betrachtest. Nimm dich selbst beim nächsten Gig auf Video auf. Und schaue dir das Video intensiv an. Erkennst du deine Reaktion auf Situationen, in denen du dich nicht wohl gefühlt hast? Noch besser wäre es, du bittest einen Rhetorik-Trainer, Redner oder TV-Coach um Rat.

Der letzte Tipp mag dir vielleicht zu übertrieben erscheinen. Aber überlege einmal zu einer Psychologin oder Psychotherapeutin zu gehen. Der Fachbegriff für Lampenfieber lautet „Performance Anxiety" und ist ein Teilbereich der Angststörung. Eine Psychologin hätte bestimmt schneller erkannt, dass mein Zittern beim Auflegen eventuell von negativen Erfahrungen aus der Schulzeit stammen könnte. Außerdem prägte mich meine Umwelt insofern, dass mir niemand den Spaß einer Bühne zeigte. Ganz im Gegenteil öffentliche Auftritte waren meist negativ belegt.

Ich glaube, jeder muss seinen eigenen Weg finden. Trotzdem höre nicht auf, dich deinen Ängsten zu stellen. Ich brauchte 36 Jahre um eine Bühne toll zu finden. Also höre nicht auf nach deinem Patentrezept zu suchen, das dir hilft. Überschreite dein Komfortzone und probiere unterschiedliche Methoden aus, bis du das Lampenfieber genießen kannst.

Hast du andere Wege gefunden? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.


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