Timo Hildebrand: «Die Bundesliga wartet nicht auf mich»

Timo Hildebrand: «Die Bundesliga wartet nicht auf mich»

Timo, sind Sie heute Abend im Stadion, wenn Ihr Ex-Klub FC Valencia in der Champions League in Leverkusen zu Gast ist (20.45 Uhr/Sky und im news.de-Liveticker)?

Timo Hildebrand: Nein. Wir haben zweimal Training mit der Eintracht, wo ich mich derzeit fit halte. Daher kann ich nicht im Stadion sein.

Haben Sie noch Kontakt zu den früheren Kollegen aus Spanien?

Hildebrand: Zu Spielern oder dem Verein nicht, aber ich habe Freunde in Valencia, zu denen habe ich immer mal wieder Kontakt. Vor allem auch vor solchen Spielen.

Ihr Engagement liegt jetzt drei Jahre zurück: Wie bewerten Sie die Zeit in Spanien mit einigem Abstand?

Hildebrand: Es war eine sehr abwechslungs- und erfahrungsreiche, aber keine einfache Zeit damals. Klar, ich hätte mir auch eine längere Zeit in Valencia vorstellen können. Aber ich wollte den Schritt zurück in die Bundesliga machen. Dennoch möchte ich die Zeit nicht missen. Ich habe mich damals bewusst dazu entschieden, den VfB Stuttgart zu verlassen und eine komplett neue Erfahrung zu machen. Deswegen war es trotz allem eine schöne Zeit.

Sie haben jüngst gesagt, dass sie in Valencia ins Chaos geraten seien.

Hildebrand: Als Fremder versteht man die Sprache nicht und wir hatten in der Saison vier Trainer. Das genügt, glaube ich, zur Erklärung.

War dieser Wechsel nach Valencia der Knackpunkt in Ihrer Karriere?

Hildebrand: Es wäre sicher der einfachere Weg gewesen, beim VfB zu bleiben. Aber ich wollte ins Ausland, neue Erfahrungen sammeln. Natürlich habe ich mir das anders vorgestellt, aber man weiß letztlich nie, wie sich alles bei einem neuen Verein entwickelt.

Welche Rolle spielte Ihr fünfter Trainer während der Zeit in Valencia, Unai Emery, der heute noch Coach ist?

Hildebrand: Ich habe die komplette Vorbereitung unter ihm absolviert. Doch dann kam eine Woche vor dem ersten Pflichtspiel ein neuer Torhüter. Von diesem Punkt an war ich aussortiert. Aber ich will Unai Emery nichts vorwerfen. Er ist ein guter Trainer, das zeigt er jedes Jahr wieder.

Sie hatten nicht nur mit vielen Trainerwechseln, sondern auch im Torhüter-Duell gegen Vereinsidol Santiago Canizares zu kämpfen.

Hildebrand: Er war kein einfacher Typ, aber das habe ich ja gewusst. Letztlich habe ich die Situation angenommen und mich gegen ihn durchgesetzt. Er hat ja dann nach der Saison aufgehört.

Haben Sie sich insgesamt unfair behandelt gefühlt in Valencia?

Hildebrand: Was heißt unfair? Mit Emery kam ein neuer Trainer, der hatte andere Vorstellungen. Ich muss fairerweise zugeben, dass ich damals nicht auf dem Höhepunkt meiner Schaffenskraft war. Ich musste die Europameisterschaft 2008 verdauen und war deswegen mental nicht auf der Höhe. Das hat man meiner Leistung in der Vorbereitung wohl auch angemerkt.

Waren Sie in Valencia, später in Hoffenheim oder bei Sporting Lissabon mental ausgebrannt?

Hildebrand: Nein, überhaupt nicht. Aber ich denke, es ist für jeden ein harter Schlag, wenn man jahrelang bei der Nationalmannschaft dabei ist und von jetzt auf gleich nicht mehr berücksichtigt wird. Das musste ich erstmal verarbeiten, aber das ist jetzt kein Thema mehr.

Seite 2: Timo Hildebrand über seine aktuelle Verfassung und das Interesse von Schalke 04

Aktuell sind Sie der prominenteste Arbeitslose im deutschen Profifußball. Wie gehen Sie mit der Situation um?

Hildebrand: Das ist ja keine neue Situation für mich. Seit der Trennung von Lissabon bin ich ja schon ein paar Monate ohne Beschäftigung. Ich habe dann zunächst alleine trainiert, habe mich fit gemacht und jetzt bin ich seit vier Wochen beim Training der Frankfurter Eintracht dabei. Das tut mir gut.

Sie sind ein Kind der Bundesliga, waren bei der WM 2006 dabei. Sind Sie enttäuscht, dass der deutsche Fußball seine Helden so schnell vergisst?

Hildebrand: Die Bundesliga wartet nicht auf mich, die wartet auf keinen Spieler. Das ist ganz natürlich. Ich will nicht sagen, man bleibt auf der Strecke, aber … (überlegt kurz). Aber ich will mir keine Gedanken mehr machen, was in der Vergangenheit alles passiert ist. Dazu habe ich lange genug Zeit gehabt. Mein Blick ist nur nach vorn gerichtet.

Sie waren Nationalspieler, Deutscher Meister, spanischer Pokalsieger, halten den Bundesligarekord der Zu-Null-Spiele. Weshalb ist es mit diesen Referenzen schwer, einen Verein zu finden?

Hildebrand: Klar, habe ich einiges vorzuweisen. Aber es zählt immer nur das Hier und Jetzt und nicht, was in der Vergangenheit war. Viele Leute fragen mich: Wie kann das sein, dass einer wie Du arbeitslos ist? Es ist eben so, ich muss das akzeptieren und auf den Punkt topfit sein, wenn irgendwo was passiert.

Sind Sie denn derzeit in einer Topverfassung, so weit das ohne Spielpraxis geht?

Hildebrand: Ich habe sofort angefangen zu trainieren, als ich im Mai zurückkam, habe keinen Urlaub gemacht, sondern viel an meiner Physis und an meinen Torwartspiel gearbeitet. Ich habe zwar seitdem kein Spiel mehr gemacht, aber ich bin auf einem guten Niveau.

Sie haben Angebote einiger europäischer Erstligisten abgelehnt. Wollen Sie unbedingt in Deutschland einen Job finden?

Hildebrand: Nach den negativen Erfahrungen der Vergangenheit höre ich einfach auf mein Bauchgefühl. Es war noch kein Verein dabei, bei dem das gestimmt hat. Und deswegen habe ich noch keinen neuen Klub, ich muss mich einfach wohlfühlen. Deutschland ist meine Priorität, aber ich schließe nichts aus. Das gilt auch für einen ambitionierten Zweitligaklub.

Aktuell sind Sie auf Schalke im Gespräch.

Hildebrand: Ich hatte mit den Schalker Verantwortlichen bislang keinen persönlichen Kontakt. Daher kann ich Ihnen dazu nichts Konkretes sagen.

Timo Hildebrand wechselte 1996 zur Jugend des VfB Stuttgart. Drei Jahre später bestritt der heute 32-Jährige sein erstes Bundesligaspiel für die Schwaben. Nach 221 Bundesligaspielen und der Deutschen Meisterschaft 2007 wechselte Hildebrand zum FC Valencia, wo er 26 Spiele bestritt und in seiner zweiten Saison aussortiert wurde. Bei der TSG Hoffenheim konnte er sich später genauso wenig etablieren wie bei Sporting Lissabon. Derzeit hält sich der siebenmalige Nationalspieler bei Zweitligaklub Eintracht Frankfurt fit.

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