Ecuador ist das Land der vorprogrammierten Enttäuschungen. Ein Land, in dem die Bewohner jeden Tag und immer mit einer Enttäuschung rechnen müssen, eine Enttäuschung, die sie frustriert, traurig und letztendlich dann auch unsicher macht, das erklärt auch die fortgeschrittene Gleichgültigkeit ("quemeimportismo"), die Lethargie, die hier herrscht. Was sind das für Menschen, die in einem Land leben müssen, in dem sie sich auf NICHTS und NIEMANDEN verlassen können, weil Verabredungen, Versprechen, Gesetze einfach nicht eingehalten werden, weil sich keiner verpflichtet fühlt, sich an diese zu halten. Wer sich nicht an ein Gesetz hält, es bricht, nach seinen Gutdünken auslegt, und das ist das perfide, wird auch nicht dafür bestraft. Nicht weit entfernt von Chaos, Anarchie, die einen haltsuchenden Menschen völlig aus der Bahn wirft. Auch an mir geht dieses Gefühl, ach ist doch egal, ob ich das Versprechen einhalte oder nicht, nicht spurlos vorbei. Woran soll man sich denn noch orientieren, wenn morgen schon was anderes gilt, was heute noch verabredet war. Hier ein paar kleine Beispiele aus der Praxis, die zermürben, die mich verzweifeln lassen, die mich wütend machen, die dieses Land kaputt machen:
*1 Die Stadt Quito (Destrito Metropolitano) sucht per Internetabstimmung einen Namen für den neuen Flughafen, der am 12. Oktober 2012 eröffnet werden soll. Vier Namen stehen zur Auswahl für die man sich entscheiden soll und ein Einsendeschluss steht auch fest. Kurz (eine WOCHE!) vor dem Ende der offiziellen Abstimmung, wird das Verfahren einfach gekippt, drei Namen von der Liste gestrichen und ein neuer Vorschlag (der Name des alten Flughafens) wird dazu genommen, d.h. nun soll man sich nur noch zwischen zwei Namen entscheiden und die vorherige offizielle Abstimmung ist Makulatur..Hallo?! wer hatte da einfach keinen Bock, das ein bestimmter Name nicht gewinnt?
*3 Byron macht ein Fernstudium an der UTPL und muss an bestimmten Daten und zu gewissen Uhrzeiten, die die UNI festsetzt, seine Tests/Arbeiten in einer Internetseite der UNI eingeben. Am 15. Juli sollte der nächste Eingabetermin sein. Man richtet sich darauf ein, plant seinen Lesestoff daraufhin, lernt um genau an diesem Tag sozusagen, seine Prüfung zu schreiben. Am Montag, den 2.Juli wird per Internet (OHNE weitere Begründung) bekannt gegeben, dass der Prüfungstermin vom 15. Juli auf den 7. Juli vorverlegt wird. Eine Woche weniger Zeit zum lernen.. und was ist mit denen die lange Zeit vorher schon diesen Tag verplant haben, weil sie arbeiten müssen? Wie soll man sich da auf eine UNI (!!) verlassen können?
*4 Das Telefonieren mit Handy am Steuer ist verboten und wird bei Zuwiderhandlung bestraft.. so stehts im Gesetzbuch. In Quito hält sich NIEMAND daran, besonders sonnenbrilletragende, Nagellackpussies in ihren fetten 4x4 trucks halten sich nicht dran... Gestern lo maximo. Dicke Polizeikontrolle am Straßenrand. Ein älterer Herr mit seiner Familie, wird wegen irgendwas angehalten, seine Kinder, Frau usw. steigen aus, er soll auf Bitten des Beamten weiter vorne einparken. Währenddessen holt doch dieser Mann sein Handy raus, fängt an zu telefonieren und fährt dann einfach weiter.. Der Polizist guckt nur teilnahmslos dem Auto hinterher... Und NICHTS.. nichts.. nichts...
usw.. usw..