Tiffany Baker: Die vergessene Tochter

Tiffany Baker: Die vergessene TochterTiffany BakerDie vergessene Tochter
btb Verlag352 Seiten2015Gegenwartsliteratur
Die Straßen sind vereist, als der Gemeindebus vollgepackt mit Kindern und Jugendlichen die gefährliche Straße zum Städtchen Titan Falls passiert. Ein Autofahrer bedrängt den Bus und Fahrer Fergus hat das Gefährt nicht mehr unter Kontrolle; der Bus stürzt in die Tiefen der nahen Schlucht, die Leichte einer vor Jahren vermissten Frau wird gefunden und ein Mädchen kommt zu Tode. Der reiche Unternehmer, Besitzer der örtlichen Papiermühle und "Bürgermeister" Cal McAllister war es, der den Bus abdrängte. Doch er und seine Frau June versuchen den Unfall, bei dem auch ihr eigener Sohn Nate betroffen war, zu vertuschen. Gemeinsam intrigieren sie gegen die im Elend lebende kleine Familie Snow, drei Geschwister in absoluter Hungersnot,  und stellen Zeke Snow als den wahren Täter dar. Nun lastet alle Schwere auf Mercys Schultern. Sie muss nun versuchen, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen und ihre kleine Schwester durchzufüttern. Ihr Weg führt sie zu Schäferin Hazel, wo sie sich einen kleinen Lohn verdienen kann. Doch das Elend scheint für die Snows kein Ende zu nehmen und die Suche nach Beweisen für die Unschuld Zekes bringt noch weit größere Geheimnisse ans Licht. 
Handlung // Mir persönlich waren die Papiermühlen als Kapitel der amerikanischen Geschichte nicht bewusst. Dass Tiffany Baker nun ein solches Papierstädtchen zum Handlungsort ihrer verworrenen Familiengeschichte wählt, ist also sehr interessant und bringt dem Leser so auch ein wenig Geschichte näher. Im Zentrum der Handlung stehen drei sehr unterschiedliche Frauen: Schäferin Hazel, die Vollwaise Mercy und June McAllister.  Der Roman behandelt nicht nur die Aufklärung des initialen Unfalls, sondern auch die totgeschwiegene Vergangenheit der Stadt. In ihrer Art erinnert das Ganze ein bisschen an ein Märchen. Die böse Hexe June und das arme, in Elend lebende Mädchen Mercy.  Mir hat die Handlung sehr gut gefallen. Der rote Faden war stets gut zu erkennen  und die Spannung ließ nicht nach. Ich habe das Buch beinahe in einem Zug gelesen, da ich es kaum aus der Hand legen mochte.
Personen // Wie bereits angedeutet, haben wir es mit drei sehr verschiedenen Protagonistinnen und vielen Nebendarstellern zu tun. Mercy Snow, ihr Bruder Zeke und die kleine Schwester Hannah leben als Vagabunden und kehren nach dem Tod der Mutter zum Wohnort des fast unbekannten Vaters zurück, der allerdings ebenfalls tot ist. Sie leben in einem kleinen Caravan, haben kaum genug zu essen und sind wirklich die personifizierte Armut. Doch die Familie besitzt etwas ganz maßgebliches: Die Liebe zueinander, die wirklich in jeder Sekunde für den Leser greifbar scheint.
June McAllister ist die Frau des Papiermühlenbesitzers Cal McAllister. Die Familie ist stets um das gute Ansehen bemüht und recht streng. Sohn Nate wird von beiden Elternteilen zwar geliebt, doch die Anforderungen an einen McAllister sind mit viel Druck verbunden. Schließlich soll Nate einmal die Mühle übernehmen, die jedoch schon lange nicht mehr gut läuft. Zudem muss Nate über den Verlust seiner Freundin Suzie hinwegkommen, die bei jenem von seinem Vater verursachten Unfall starb. Insgesammt ist die Familie McAllister eine jener Familien, die auf Biegen und Brechen den schönen Scheiß wahren möchte, doch unter der Hülle brodelt es gewaltig. Die Dritte im Bund ist Hazel Bell. Ihr Mann Fergus war der Fahrer des Busses und ist seit dem Unfall schwer beeinträchtigt und muss gepflegt werden. Die rüstige Frau hat früh ihren einzigen Sohn verloren und gilt als Außenseiterin des Städtchens. Sie vertieft sich ganz in die Pflege ihrer Schafsherde und ist die einzige, die Mercy überhaupt eine Chance eingesteht.  Insgesamt sind die Personen aus Bakers Roman unglaublich nahbar. Man leidet mit ihnen, fiebert mit ihnen oder hasst sie. Besonders Hazel und die Familie Snow habe ich sehr lieb gewonnen. Tiffany Bakers Charaktere sind zudem der beste Beweis dafür, dass nicht immer alles nur schwarz und weiß ist, sondern vielschichtig und manchmal auch sowohl schwarz, als auch weiß. 
Schreibstil // Bereits auf den ersten Seiten verliebte ich mich in den sehr angenehmen, malerischen Erzählstil der Autorin. Hier gibt es kaum viel mehr zu sagen, als dass der Text qualitativ wirklich unglaublich gut ist und wunderschön geschrieben wurde. Es macht allein der Sprache wegen eine Freude, diesen Roman zu lesen. 
Fazit // Der Roman ist der erste, den ich von dieser Autorin lese und wird nicht der letzte bleiben. Und dieses Buch gehört zu jenen, die man nun ein bisschen im Schrank ruhen lässt, um sie dann erneut zu genießen. Die vergessene Tochter  ist ein durch und durch herzerwärmender und irgendwie auch beklemmender Roman, der den Leser zum Nachdenken anregt und gleichzeitig sehr gut unterhält. Von mir daher eine klare Empfehlung! 

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