Schon wieder liegt eine Woche Konsumauszeit hinter uns. Es war für mich eine anstrengende Woche, was nicht am Konsumverzicht liegt, sondern der damit entstehenden Zeit für Gedanken und der Überlegung, was wir nun mit unserer Zeit anfangen. Zudem muss ich leider sagen, dass mir das Wetter dank meiner Hochsensibilität zu schaffen macht. Es ist einfach zu warm, denn ich bin gedanklich im November. Mein Körper ist auf mieses Wetter, Dauerregen und kalte Temperaturen eingestellt. Ich wünsche mir seit Tagen, dass es endlich November wird, damit ich mal mit dem Kleinen zuhause bleiben kann, Plätzchen backe oder mit ihm seine Stifte ausprobiere, die er geschenkt bekommen hat. Und was ist: Jeden Tag Sonne, jeden Tag die Pflicht nach draußen zu gehen, jeden Tag Kopfschmerzen, jeden Tag Unwohlsein, Hitzewallung und eine Niedergeschlagenheit, die ich sonst nur im Hochsommer kenne.
Ja, ich bin ein Herbst- und Wintermensch. Ich brauche nicht viel Sonne um glücklich zu sein. Ich arbeite am effizientesten, wenn es draußen regnet und ich drinnen Klassikradio hören kann. Wenn ich mir tagsüber Kerzen anzünden kann und lecker Chai trinke, dann bin ich glücklich. Das aktuelle Wetter ist wirklich anstrengend für mich, obwohl ich auch gern mit Nepo an der frischen Luft bin.
Doch kommen wir jetzt zu unserer Woche im Rückblick:
Montag – der Tag im Tierpark
Den Montag haben Nepo und ich fast nur an der frischen Luft verbracht. Ich habe mir im Mai eine Jahreskarte für den Tierpark Hellabrunn geholt und da das Wetter so schön war, sind wir zum Zoo gelaufen, haben dort ein paar wunderschöne Stunden verbracht und sind dann wieder zurückgelaufen. Der Weg führt von uns direkt an der Isar entlang bis nach Thalkirchen zum Zoo. Da der Kleine oft laufen wollte, hat allein der Hinweg ca. 2 Stunden gedauert, aber das ist auch egal, wenn man in Elternzeit ist. Im Zoo fand er dann allerdings nur die Wölfe, Bisons und Wildpferde spannend. Während er den Strauß bestaunt hat, konnte ich ihn füttern. Affen, Erdmännchen und Giraffen fand er hingegen eher langweilig und lief lieber einem Vater und seiner Tochter hinterher oder erfreute sich am umher fliegendem Laub.
Nachdem er dann in seinen Mittagsschlaf gefallen war, ich den kompletten Zoo durchquert hatte, ging es zurück Richtung Haidhausen. Nachdem er wieder wach war, blieben wir noch auf zwei Spielplätzen und genossen die Ruhe und Einsamkeit. Ein Spielplatz nur für sich allein zu haben, ist ein Segen für mich, die keine Lust auf Konversation mit anderen Müttern hat.
Es war ein toller Tag und es war der erste Tag seit vielen Wochen und Monaten an dem ich gar kein Geld ausgegeben habe. Morgens hatte ich das ganze Essen und Trinken für den Tag vorbereitet und so mussten wir unterwegs nichts kaufen. Auch ein Coffee to go reizte mich an dem Tag nicht. Ich wollte irgendwie mit keinem Menschen was zu tun haben, auch nicht, wenn es nur der Kontakt im Rahmen des Bezahlvorgangs gewesen wäre.
Dienstag
Am Dienstag fing der Tag wieder mit einem Ausflug über den Markt am Weißenburger Platz an, hin zur offenen Kinderbetreuung im Café Glanz. Dort fühle ich mich wohl, kann der Betreuerin meine Sorgen und Bedenken bei Nepos Verhalten und habe das Gefühl, dass ich hier auch Hilfe bekomme bzw. kann mit den Tipps auch etwas anfangen. Aktuell ist es bei uns so, dass Nepo keinen Bock auf Baden oder sonstigen Kontakt mit Wasser hat. Er schreit, wenn ich nur die Wanne hole oder mit dem Waschlappen auf ihn zukomme. Seit zwei Wochen gibt es bei uns nur noch Katzenwäsche oder gar kein Wasser. Aber was ist schon die Waschverweigerung, gegen den seit kurzem wieder täglichem Kampf des “Zu Bett Gehens”. Naja, gehört jetzt hier nicht hin, darum geht es weiter mit unserem Dienstag.
Da ich jetzt wieder gern gesund essen möchte, waren wir fleißig Obst und Gemüse im Biomarkt kaufen. Dabei musste ich leider feststellen, dass meine EC-Karte, die ich erst Ende 2014 erhalten habe, nicht mehr richtig funktioniert. Geld abheben ging nicht, mit Karte zahlen funktionierte auch erst beim 4. Anlauf mit PIN. Mir sind solche Situationen immer sehr unangenehm, weil ich immer denke, dass die Leute der Meinung sind, ich hätte kein Geld, wäre zu doof oder sonst was. Also beschloss ich am nächsten Tag zur Bank zu gehen und mir eine neue Karte zu beantragen.
Mittwoch
Mittwoch ist immer Spiel- und Bewegraum angesagt. Das ist der entspannteste Kurs, den ich bisher mit Nepo besucht habe. Das die Mütter am Rand sitzen und die Kinder einfach machen lassen, ist für mich wie Erholung. Keiner spricht, alle beobachten und mir geht es gut.
Diesen Mittwoch war Nepo nicht so gut drauf, eigentlich ist er seit Tagen nicht gut drauf, motzt rum, jammert rum, erwartet von mir, dass ich ihm alles bringe, aufschraube und den Entertainer für ihn spiele. Ich habe gelinde gesagt dazu keine Lust, zumal ich bemerke, dass er Dinge nicht mehr macht, die er vorher gemacht hat. Wenn ich ihn ignoriere, fühle ich mich nicht gut, wenn ich nach seiner Pfeife tanze fühle ich mich allerdings auch nicht gut.
Aktuell ist alles anstrengend für mich und ich merke, dass meine Energiereserveren am Ende sind. Wenn er mal wieder ohne Ende jammert, frage ich mich, warum ich ihn nicht einfach in die Kinderkrippe “abschiebe”. Dann denke ich immer an die Erzieher, die ich da durch Haidhausen schleichen sehe und mir wird schlecht, bei dem Gedanken, dass sie mein Kind anraunzen. Also versuche ich den Tag für uns beide so angenehm wie möglich zu gestalten und hoffe, dass meine Energie irgendwann wieder zurück kommt.
Am Abend waren Nepo und ich noch beim Martinsumzug. Obwohl wir einen LED Laternenstab von einer Freundin geschenkt bekommen haben, sind wir ohne Laterne hingegangen. Nepo sitzt noch im Kinderwagen und ich habe nicht eingesehen extra eine Laterne zu kaufen. Nicht in der Zeit, in der ich so kritisch über Konsum nachdenke. Ich selbst muss sagen, dass ich dieses Schaulaufen von selbstgebastelten Lampen mit teilweise mehrfarbig blinkenden LEDs gelinde gesagt zum Kotzen fand. Auch den Vorsänger mit seinem Megafon fand ich total übertrieben. Ehrlich gesagt, haben die meisten, wie bei Weihnachten, nicht kapiert, worum es an diesem Tag eigentlich geht und worin sein Ursprung lag, denn der lag sicher nicht daran, dass irgendein Heiliger mit einer Einhorn-Laterne mit blinkendem LED durch die Gegend geeiert ist und das nachsang, was der Oberjogi mit dem Megaphon voran angibt.
Ich finde den Martinsumzug immer noch eine schöne Idee für Kinder und so sollte er auch gehalten werden. Ich würde nächstes Jahr mit Nepo gern eine minimal verzierte Lampe mit einer echten Kerze geben. Aber ich muss mich beugen, wenn ich nicht von den anderen Müttern als “verantwortungslos” gesehen werden möchte. Selbst ich als hochsensible Mutter denke nicht, dass Nepo nachhaltig geschädigt wird, wenn ihm die Laterne abfackelt, weil er zu sehr gewackelt hat oder sie auf den Boden geschmissen hat. Nein, dass wäre nur ein klarer Fall von Aktion und Reaktion.
Donnerstag
Am Donnerstag hatte mein Freund frei und wir nutzten den Tag, um nach Augsburg zu fahren, damit sein Auto TÜV bekommt und die Wartung durchgeführt werden konnte. Der Weg aus München heraus war sehr zäh und wir brauchten eine Stunde um auf die Autobahn zu gelangen. Ich hatte Zeit genug, um in andere Autos reinzuschauen und es ist absurd, dass in jedem Auto nur eine Person sitzt. Viele verbinden mit dem Autos Flexibilität und stehen dann doch jeden Tag ewig lang im Stau und verschwenden ihre Zeit, denn was anderes ausser bremsen, Gas geben und eventuell telefonieren können sie ja nicht machen.
Nach ca. 1,45 h und einem Schreikampf von Nepo waren wir dann in Augsburg. Haben das Auto abgegeben und uns zum Frühstück mit den Großeltern getroffen. Danach sind wir noch durch die Altstadt geschlendert und zum Thalia, weil die Oma eine tolle Holzrutsche in der Kinderabteilung gesehen hat. Wir waren mindestens 30 Minuten in dem Laden und haben Nepo rutschen und sich in die Holzlok setzen lassen. Mein Freund hat mit seinem Vater gerettet, die Oma auf den Kleinen aufgepasst und ich bin an den Regalen entlang gegangen.
Und als ich da so vor den Regalen stand, fiel mir auf, dass ich mit meinem aktuellen Gedankenstand zum Thema Konsum nie, nie DAS richtige kaufen könnte. Schon an der Kasse würde ich bei einem Gesellschaftsspiel zweifeln, ob es wirklich das richtige ist, oder ob ich doch lieber ein anderes genommen hätte. Es gab so viele Spiele, Kinderbücher und Holzspielzeuge, dass ich komplett überstimuliert war. Ich wusste nicht, welches der fünf Bücher von “Meine ersten Tiere” jetzt das richtige gewesen, welches der 20 “Gute Nachtgeschichten für Kleine” am passendsten für Nepo wäre. Ich war schlichtweg überfordert, genervt und wirklich handlungsunfähig. Das schlimmste was jemand in diesem Moment gesagt hätte: Such dir was schönes aus, ich bezahle. Das wäre seit langem die hilfloseste Situation gewesen, in der ich mich befunden hätte. Das hat natürlich nichts mit dem Angebot bei Thalia oder mit dem Laden an sich zu tun, dass wäre mir in jedem anderen Laden auch so gegangen. Nein es liegt daran, dass mein Kopf seit der Konsumauszeit ständig arbeitet und ich ihn nicht einfach mit irgendeinem Kauf ruhig stellen kann. Das ist vielleicht auch der Grund warum ich ständig so müde und erschöpft bin. Ständig denke ich nach überlege und und und.
Mich haben die Erlebnisse in dem Laden und die ganzen Eindrücke so angestrengt, dass ich froh war, als wir in Richtung der Wohnung von den Großeltern aufbrachen. Wir entschieden uns wieder für die Straßenbahn. Leider fuhr gerade ein altes Modell ein und es war uns zu dritt nicht möglich den Kinderwagen in diese scheiß Bahn zu hieven. Ich war so genervt in dem Moment, wie es im Jahr 2015 in der Bundesrepublik Deutschland sein kann, dass Mütter mit ihren Kinderwägen und übrigens dann auch Rollstuhlfahrer nicht mit der Bahn fahren können, weil sie leider einen Kinderwagen haben, der ca. 1 cm zu breit ist und sie die 3 Stufen nicht hochheben konnten. So viel zum Thema: Früher war alles besser. Naja, die nächste Bahn konnten wir dann nutzen, liefen noch beim Bäcker vorbei und gingen dann zur Wohnung. In der Wohnung baute die Oma dann schnell alles für Nepo auf und er befasste sich wieder mit voller Leidenschaft mit Omas Wäschklammern, einer Schaufel und zwei Behältern in die er die Klammern schütten konnte. Der Kleine braucht nicht viel, um sich zu beschäftigen. Sodass wir in Ruhe Kaffee trinken konnten. Gegen 18 Uhr verabschiedeten wir uns und fuhren wieder nach München.
Freitag
Den Freitag hatte mein Freund auch noch frei und so gingen wir gemeinsam zum Kinderarzt, wo Nepo seine letzte, letzte Impfung erhielt. Vorher machten wir einen Stopp beim neu eröffneten Erbils, der den besten veganen Döner verkauft, den ich bisher gegessen habe. Nach dem Arzt liefen wir Richtung Isar durch den Englischen Garten am Chinesischen Turm vorbei in Richtung Leopoldstraße. Dort suchten wir den Laden “Kunst & Spiel” auf. Eigentlich hätte ich Nepo gern etwas für die überstandene Impfserie gekauft, aber selbst bei dem unzähligen Holzspielzeug fand ich nichts, dass einen Kauf wert gewesen wäre. Sicher die Holzbanane für 7,90 Euro oder die Lauchzwiebeln aus Holz für 17,90 Euro wären toll gewesen, aber ich sehnte mich plötzlich nach einem Flohmarkt auf dem man das gebraucht kaufen kann. Das Gefühl hat, ein anderes Kind hatte damit schon Freude und gibt es nun an uns weiter.
Ihr seht, ich bin aktuell wirklich nicht in der Lage irgendwas zu kaufen, was nicht mit Lebensmitteln zu tun hat.
Danach gingen wir noch etwas durch Schwabing spazieren und gönnten uns einen wirklich leckeren Blaubeerkuchen in der Kuchenwerkstatt. Gleichzeitig merkten wir, dass wir überhaupt nicht kompatibel mit dem Stadtteil Schwabing waren und uns nur in Haidhausen, dass ja leicht öko ist, wohl fühlten.
Bevor wir in die Stadt liefen, machten wir übrigens noch einen Abstecher in die Bibliothek, wo ich mein bestelltes Buch über “Hochsensible Mütter” abholte. Der Luxus hat mich 1,25 Euro gekostet, aber die Tatsache, dass ich mir Bücher aus anderen Bibliotheken der Stadt aussuchen kann und sie nicht mal einen Tag später bei mir ums Eck abholen kann, finde ich noch praktischer als Amazon. Ausserdem gebe ich die Bücher ja wieder ab und sie belasten mich nicht durch ihre bloße Anwesenheit.
Zurück zu unserem Freitag: Nach dem Kuchen liefen wir über die Ludwigstraße, den Odeonsplatz und die Maximilianstraße zurück nach Hause. Ohne irgendwas gekauft zu haben, denn die Ausgaben hatten wir nur beim Essen und der Bibliothek.
Samstag
Den Samstagvormittag verbrachten wir mit einkaufen. Wir überlegten uns zuhause, was wir kochen wollten, schrieben einen Einkaufszettel und den arbeiteten wir ab – ohne irgendwas anderes zu kaufen. Uns beiden fiel das nicht schwer, weil wir so mit unseren Rezepten beschäftigt waren, dass wir wohl einen Tunnelblick hatten.
Am Nachmittag trafen wir dann noch eine Freundin auf einen Kaffee und ein Tiramisu. Anschließend spazierten wir mit ihr noch an der Isar entlang und liefen dann wieder nach Hause. Ich habe mir zuhause dann abends noch Paleo Pancakes gemacht und bin um 19:00 Uhr ins Bett gegangen.
In dieser Woche sind wir oft früh ins Bett gegangen, weil Nepo immer nicht schlafen wollte und wir ihn quasi in den Schlaf flankiert haben. Eine sehr, sehr unbefriedigende Situation für mich bzw. für uns beide.
Sonntag
Den Sonntag beschlossen wir nichts zu machen. Ich habe gewischt und Wäsche gewaschen, wir beiden haben gekocht und Zeit mit Nepo verbracht. Ich habe viel in dem ausgeliehenem Buch gelesen und noch mehr über mich und mein Leben nachgedacht.
Und so verging der Sonntag ohne besondere Ereignisse. Und nun sitze ich hier am Montag am Rechner statt im Fitnessstudio. Die Sonne geht auf und ich geniesse einfach die Ruhe, die ich jetzt noch habe, wenn beide schlafen.
In diesem Sinne: Einen wunderschönen Start in die Woche
Alles Liebe
Mareike