Tiere und Mathematiker

Liebe Leser. Heute begrüße ich euch mit ein wenig Gebell.

Mit der Wohnungssuche geht es zumindest einmal voran. Sesshaft bin ich noch nicht, aber ich konnte jetzt 12 Tage ein Zimmer okkupieren. Gratis.

Nun ja… Ganz kostenlos war es dann doch nicht – die Bedingung war, dass ich mit dem Hund Gassi gehen sollt und mich auch generell um ihn kümmern muss. Kein Problem. Meine Freundin hat einen Hund – einen Golden Retriever um genau zu sein. Der mochte mich eigentlich ganz gern, also sollte es nicht so schwierig sein, mich um meinen Schützling hier zu kümmern.

Das waren noch Zeiten in der galizischen Volksarmee. Es gab keine Pferde mehr, deshalb habe ich den Wolf bekommen, um mir einen zu reiten...

Das waren noch Zeiten in der galizischen Volksarmee. Es gab keine Pferde mehr, deshalb habe ich den Hund bekommen

Morgens Gassi gehen, Abends Gassi gehen, Futter immer bereitstellen und alle 24 Stunden seine Medizin verabreichen. Hört sich leicht an.

Tag 1: Kampf gegen den Wecker.

Mario geht gassi. Pilpel ist der Hund rechts

Mario geht gassi. Pilpel ist der Hund rechts

Mein Tag beginnt jetzt eine Stunde früher. Ich fühle mich wie der große Mathematiker René Descartes (er hat genauso wie ich lange Haare). Er war dafür bekannt, dass viele seiner Neuentdeckungen in der Mathematik daher gerührt haben, dass er für den ursprünglichen Weg schlicht und einfach zu faul war und sich etwas Besseres einfallen hat lassen. Auch das erinnert mich an eine kleine Geschichte von mir im Krankenhaus Lienz… Viele Prototypen der Programme mit denen ich arbeiten sollte waren mir viel zu langwierig. Also habe ich sie optimiert. Und tatsächlich. Nach der Optimierung konnte ich mit meinen Mustern etwa 60-80% schneller arbeiten. Ich zumindest. Meine Kollegen hielten von meinem Drang zum Optimieren nicht viel, da ich fast alles optimieren wollte. Das grausame Schicksal eines verkannten Genies… Äh.. Zurück zum Thema.

Descartes war es seit seinem achten Lebensjahr gewohnt in der Schule aufzutauchen, wann er wollte – immerhin war er ein Wunderkind und später einer der größten Mathematiker aller Zeiten (Er war es auch, der das (kartesische) Koordinatensystem entwickelt hat). Wunderkind war ich keines… Höchstens, dass man sich öfters über mich gewundert hat und jeden Tag ausschlafen? Bleibt vorerst ein Wunsch. Das Leben ist hart zu mir.

René Descartes wurde von der Schwedischen Königin Christina zu Hofe bestellt, sie versprach ihm eine Akademie, deren Leiter er wäre und ein Haus im wärmsten Teil Schwedens. Den strengen Winter so kann ich mir vorstellen hätte er gerne im Winterschlaf unter vielen warmen Decken verbracht. Die Realität: Um Punkt 5 Uhr morgens musste er bei Hof erscheinen und die Königin fünf Stunden in Moral und Ethik unterrichten.

Ich kann mit René mitfühlen.

Der Hund wartet schon. Sie heißt Pilpel (das ist Hebräisch für „Pfeffer“). Danach noch ein schnelles Frühstück herunterschlingen und dann geht‘s zur Arbeit.
Bezüglich Frühstück: Morgens bekomme ich normalerweise nur an freien Tagen etwas herunter. Mama will aber, dass ich ordentlich esse, also gibt es Cornflakes mit Obst. Im Tante Emma Laden fand ich eine besonders ansprechende Packung:

Ein „Crunchy Musli“ mit 40% Früchten, Cornflakes und noch dazu eine Sonderpackung mit 20% mehr Inhalt. Boooa! Das fetzt!

Tiere und Mathematiker

Das "Musli" mit 40% Früchten und 20% mehr Inhalt!

Die Realität:

Was glaubt ihr, wie ich am Morgen geschaut hab??

Was glaubt ihr, wie ich am Morgen geschaut hab??

Auch das mit den 40% Fruchtanteil ist eine Rechnung, die für mich nicht aufgeht. Mathematik ist für mich eine Wissenschaft, mit der ich mich gerne beschäftige, aber Mathematiker scheint an mir keiner verloren gegangen zu sein. Wie kann der Fruchtanteil bei den gelisteten Zutaten auf einmal zu 20% werden…?

Es wird Abend. Pilpel wartet wieder. Sie will gassi gehen. Ich will schlafen. Versprochen ist versprochen. Ich gehe gassi.

Die Arbeit mache ich ganz gut, das wird ein großer Punkt in meinem Lebenslauf. Professioneller gassi-Geher und Hundeadministrator.

Leider mögen mich nicht alle Hunde. Als ich noch auf Golans Hof gearbeitet habe bin ich teilweise recht spät zurückgefahren, da ich nur bei ihm daheim Internet hatte. Einige hundert Meter bevor ich zur Farm abgezweigt bin lag ein anderes Gut, dessen Besitzer auch thailändische Arbeiter hatte (zu denen im nächsten Blog mehr). Weder er, noch die Arbeiter hatten ein besonders großes Verlangen, sich um ihre Tiere zu kümmern und so konnten sie sich frei bewegen. Überallhin.

Immer, wenn ich beim Zaun vorbeigefahren bin sind sie mir nach und wollten mich entweder ver- oder einfach nur jagen.

Bei Hunden fühle ich mich meist etwas unwohl, wenn ich sie nicht kenne. Wenn sie mich jagen ist mir mehr als nur bange.

Die Szene habe ich gefilmt, aber der Ton ist interessanter als das Video (da schwarz).

Tiere und Mathematiker

Wie reagiert man in so einem Fall? Glücklicherweise wurde ich nie angegriffen, aber es ist kein schönes Gefühl jede Nacht von 2-6 Hunden gehetzt zu werden.

Hund №1

Hund №1

Golan wusste Rat: Es handelt sich dabei um thailändische Hunde, sie reagieren ähnlich wie arabische Hunde. Wenn man stehen bleibt und mit Steinen wirft verschwinden sie von alleine.
Stehen bleiben…? Es ist stockfinster, ich weiß nicht einmal, ob sie mich dann nicht anfallen würden – ich sehe sie ja sehr schwer. Also beschließe ich mir ein paar Steine zu besorgen und sie während der Fahrt zu werfen.

Es geht los. Zwei Hunde. Wie zuvor kommen sie unerwünscht nahe (näher als 1/2 m) . Ich nehme den größten Stein, den ich dabei habe und lasse ihn einfach fallen.

Treffer.

Hund №2

Hund №2

Der Hund jault laut, bricht die Hatz ab und kurz darauf folgt sein Kollege. Erfolg auf der ganzen Linie.

Bei den nächsten Malen sind es schon 4 Hunde, die mich umzingeln. Ob sie grantig sind? Ich weiß es nicht, auf jeden Fall hat sich ihr Abstand zu mir um über 2m erhöht.

Irgendwann dachte ich mir, dass es vielleicht ein Vorteil wäre, die Steine nicht während der Fahrt zu werfen, da dies recht schwierig ist und ich noch dazu sehr mit dem Gleichgewicht aufpassen muss. Ich halte an. Die Hunde bleiben auch stehen und rennen davon.

Um die Jagd wieder aufzunehmen, sobald ich weiterfahre…

Golan hatte recht… Große Klappe und nichts dahinter…

Tiere scheinen mich hier in Israel ja schon etwas zu verfolgen. Wir erinnern uns an Poopela, der Katze von Rifka, der auch ich schon ihre Medizin gegeben habe.

Poopela bevorzugt Futter, das nicht für sie bestimmt ist. Und sie weiß, wie sie es bekommt :)

Poopela bevorzugt Futter, das nicht für sie bestimmt ist. Und sie weiß, wie sie es bekommt :)

Katzen sagen mir aber etwas mehr zu. Hauptsächlich, so denke ich, weil ich sie nicht gassi führen muss.

Einen Höhepunkt dessen Stelle der Kater „Rick“ auf der Farm von Golan dar, der für uns arbeitete, indem er Schlangen und weiteres Ungetier vernichtete. Füttern hätten wir ihn ja nicht dürfen, aber einmal, so erinnere ich mich wollte ich mir ein Ei zubereiten war mir aber nicht sicher, ob es noch frisch war. Für den Kater war es allemal genug. Auch die weiteren drei Eier ließen mich an ihrer Unschädlichkeit auf meinen Organismus zweifeln. Drei weitere Eier für Rick. Danach hat er glaube ich zwei Tage damit verbracht faul herumzuliegen…

Mario blödelt mit Rick

Mario blödelt mit Rick

Und dann ist da noch Koschka. Die Katze von Alla, mit der ich mein Zimmer geteilt habe. Sie hat gerade ein Junges auf die Welt gebracht und somit ständig Angst vor mir gehabt. Damit kann ich ja leben. Aber. (Ja, jetzt kommt das große Aber)

Sie war nicht sterilisiert (logisch, oder?).

Wäre nicht so schlimm, aber sie hatte das Bedürfnis nach einem Kater, das sie dazu veranlasst hat nicht mehr zu schlafen, sondern schreiend durch die Wohnung zu rennen. Vorallem Nachts.

Кошка

Кошка

Eine Intelligenzbestie wie ich weiß sich natürlich zu helfen. Ha Ha! Türe zu und das Kästchen mit dem Kätzchen in den Vorraum.

Koschka kommt über den Fenstersims.

Nachts.

Einmal.

Zweimal.

Dreimal.

Und sie schreit.

Schlafen? Wunschdenken.

Yadi

Ich gestehe: Auch ich bin auf Facebook zu finden. Dem Netzwerk in dem Privatsphäre verboten ist, in dem der Selbstoyeurismus an seine Grenzen stößt und in dem jeder schreiben darf, was er gerade denkt. Auch wenn es niemanden interessiert. Und sogar die Weltmeisterschaft der umfallenden Reissäcke in China spannender ist. Auch ich schreibe nutzlose Gedanken auf.

Seit kurzem habe ich habe einen neuen Freund auf Facebook. Er heißt Yadi Hershkovitz und hat als Profilbild ein kleines Kätzchen. Eine Freundin von mir – Beate – bekommt von ihm regelmäßig Dankesschreiben zugeschickt.

Vielleicht habt ihr es euch schon gedacht. Yadi ist eine Katze.

Yadi

Yadi

Beate und Yadi

Beate und Yadi

Er wurde von seiner Mutter nicht akzeptiert und Beate war eine der Hilfsbereiten Kräfte, die sich um ihn gekümmert haben. Mittlerweile hat er eine feste Behausung, und ist auch auf Facebook gegangen.

Rifka hat mich einmal gefragt, ob es schwierig wäre für Poopela eine Facebook-Seite zu erstellen.

Wenn Poopela und Yadi auf Facebook sind, und plötzlich damit anfangen sich gegenseitig zu schreibe…

Jetzt reichts.

 


Filed under: Abenteuer in Israel, Farmlife, Jerusalem, Mario Schwaiger, Reiseinformation

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