Ein neues Land. Aufregend. Anders.
Es gibt die verschiedensten Gründe, warum du eventuell ein Land tiefer kennenlernen möchtest, ihm intensiver näher kommen willst.
Vielleicht hast du dich entschieden mehrere Monate dort zu reisen. Oder ein Praktikum zu machen. Vielleicht fängst du einen neuen Job an oder machst Freiwilligenarbeit. Oder Au-Pair. Oder bist eine digitale Nomadin wie ich und möchtest einfach nur mehr Zeit an einem Ort verbringen. Vielleicht hast du einfach Lust ein neues Leben in einer neuen Umgebung anzufangen.
Ich selbst habe in Ländern wie Indonesien, Australien, USA, England, Thailand und Spanien gewohnt und viele mehr relativ ausführlich bereist (mehr als nur einen oder zwei Monate). Da kann ich nicht einfach nur an der Oberfläche kratzen und mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten anschauen. No-go. Zum Thema langsames Reisen habe ich hier vor einiger Zeit einen Blogpost geschrieben.
Was auch immer die Gründe – oftmals ist man überwältigt und überfordert.
Daher hier ein kleiner Guide, wie du mit eine Land eine richtige Beziehung aufbauen kannst.
Damit du nicht so endest, wie zum Beispiel viele Expats hier in Berlin (sorry, muss mal raus) – die hier Monate oder gar Jahre verbringen, aber weder an der Sprache arbeiten, noch sich großartig für die Kultur oder das Land an sich interessieren, hab ich hier mal ein paar Tipps zusammengestellt.
Im Grunde ist es ja so: Das ganze “Live like a local”-Prinzip (LLAL) ist schon sehr wahr. Daher: Je mehr LLAL, desto mehr lernst du ein Land richtig kennen. It’s not Rocket Science.
Hier vor kurzem auch auch ein Post über Workaway, was eine tolle Art ist ein Land besser kennenzulernen!
Anmerkung: Ich habe einiges zu dem Thema recherchiert und fand es sehr verblüffend, wie wenig ich dazu gefunden habe. Es gibt zwar einiges im Bereich Kulturschock, aber so gut wie nichts zu der Suchanfrage “ein neues Land kennenlernen” mit den verschiedensten Variationen – überzeug dich hier. Ergo: Zeit, hierfür mal einen Blogpost zu schreiben.
Den Einheimischen näher kommen
Überraschung: Der coolste, beste und einfachste Weg in ein Land richtig einzusteigen, ist der Kontakt zu Locals. Je mehr du dich mit ihnen auseinandersetzt, desto intensiver verstehst du ihre Denkweise, ihr Leben. Und zwar über die Transaktionskommunikation hinaus – geh auf Locals zu und hab richtige Gespräche.
Oder geh auf Couchsurfing und connecte in den verschiedenen lokalen Gruppen mit Einheimischen.
Geh Wwoofen oder organisier ein Abendessen mit Meal Sharing oder schau nach Gruppen bei MeetUp.
Knüpfe richtige Freundschaften, wenn du mehr Zeit hast.
Die Möglichkeiten sind endlos.
Lokales / Regionales Essen ausprobieren
Ein Land, eine Kultur und seine Menschen identifizieren sich viel über ihr Essen. Wir kennen das ja selber. Mama und Omi kochen einfach immer noch am besten meine Spätzle mit Soße, die geilen Knödel und die Spargel mit Sauce Hollondaise.
Was ich damit meine ist: Ess das typische, traditionelle Essen vor Ort. So oft es geht. Probier aus was du nicht kennst und komisch aussieht. Frag nach wie es gekocht wird oder was die Einheimischen empfehlen können.
Auf den indischen Andamanen hab ich in meinem Lieblingsrestaurant mal gefragt ob ich in der Küche zuschauen könnte wenn sie mein Essen zubereiten. War kein Problem und eine echt schöne Erfahrung. Probier’s aus!
Auch viel Spaß macht es, die regionalen Bier-, Wein- und Schnappsorten auszutesten. Das kannst du zum Beispiel sehr gut in deiner Stammbar (siehe unten).
Bücher über Land, Menschen und Kultur vorab lesen
Nicht nur das Jetzt macht ein Land aus, sondern auch seine Vergangenheit. Daher lies dich ein – hold dir Bücher, die sich mit der Geschichte auseinandersetzen, oder mit der Politik vor Ort. Lese Nachrichten über das Land. Und beschränk dich bitte nicht nur auf die Infos in deinem Lonely Planet!!
Um das Land und seine Eigenheiten schon vorher ein wenig zu verstehen, kann ich auch sehr die KulturSchock-Serie empfehlen.
Märkte und lokale Produkte erkunden
Ich selbst bin zwar nicht so der Shopper, aber schauen kann ich durchaus ertragen. Und lokale Märkte finde ich immer unglaublich spannend, sei es nun um Essen zu kaufen oder einfach zu schauen, was es sonst so an lokalen Produkten gibt, wie die Leute shoppen und eventuell verhandeln.
Shopping gehen wo die Locals shoppen gehen halt.
Populärkultur auschecken
Richtig bescheid weiß man auch erst was in einem Land abgeht, wenn man sich bei Musik, Bücher, Kunst und Filme auskennt und weiß was da so abgeht.
Wer sind bekannte Künstler? Was ist gerade in den Charts? Welche spannenden Ausstellungen gibt es? Zu welchen Filmen rennen die Leute in die Kinos? Die aktive Recherche kann durchaus sehr interessant werden…
Traditionen erforschen
Viel Spaß macht es auch traditionelle / kulturelle Feste und Events zu erkunden, um zu sehen, wie die Einheimischen feiern. Welche Musik wird gespielt? Was gibt es zum Essen? Wie ist die Stimmung? Lass dich reinfallen und genieße es…
Hier ein kleines Video, dass ich dazu ganz lustig fand:
Sprache lernen
Wohl eine der ersten Dinge, die ich anstreben würde, wenn ich längere Zeit in einem anderen Land verbringe. Auf jeden Fall die Basics, und je nach Länge des Aufenthalts oder der Reise, auch noch einiges mehr.
Sich mit den Einheimischen in ihrer Sprache unterhalten zu können, eröffnet dir eine ganz andere Welt der Kommunikation und des Kennenlernens. Daher liebe ich Mittel- und Südamerika, weil ich mit meinem Holzfällerspanisch im Stande bin mit den Leuten wirklich zu reden.
Am Anfang eine Woche oder einen Monat Sprachkurs, und schon hat man eine ganze andere Erfahrung im neuen Land…
Verliebe dich!
Irgendwie ein Klassiker, aber funktioniert leider echt gut. Wenn du dich mit einem Partner oder Partnerin vor Ort wiederfindest, dann sind die Chancen sehr hoch das Land wirklich gut kennenzulernen.
Ich spreche da aus eigener Erfahrung
Stammcafe / Bar / Restaurant
Das tu ich ja immer sehr gern: Selbst wenn ich nur eine Woche an einem Ort bin, suche ich mir ein Stammcafé mit WIFI zum arbeiten, eine gechillte Bar mit gutem Bier und ein Restaurant mit einer guten Auswahl an vegetarischen Gerichten, zu dem ich regelmäßig zurückkehre. So wie zuhause eben.
Mal abgesehen davon, dass es natürlich bequem ist, ist es auch eine gute Möglichkeit die Besitzer eds Etiblassements oder andere Stammgäste kennenzulernen. Außerdem geben mir solche Orte ein wohliges Gefühl…
Im Grunde geht es ja darum tiefere, bedeutendere Erfahrungen zu haben und sich an das Land vor Ort anzupassen.
Dabei hilft es Unterschiede zum eigenen kulturellen Hintergrund zu verstehen, aber sich nicht dabei erwischen, dass man ständig vergleicht.
Nichts ist besser oder schlechter, einfach nur anders. Schreib dir das hinter die Ohren.
Mit Vergleichen im Kopf unterwegs zu sein oder sich in einem neuen Land einzugewöhnen, erschwert den Prozess und ist keine schöne Art sich auf einen Ort einzulassen.
Aber einem neuen Land wirklich auf den Grund zu gehen, zu verstehen und zu erleben – das ist für mich Reisen.