Und es ward Licht: Das Marienkloster über Claro.
Wie jeden Tag vertwitterte ich auch gestern morgen (sehr früh, um 4.35) meinen Blogeintrag. Die Rede war darin von meinem Vorhaben, nach Monti di Savorù im Tessin aufzusteigen; und ich rätselte, ob wohl die Seilbahnbeiz oben offen sei. Als ich gegen 8.30 in Biasca aus dem Zug stieg und mein Handy checkte, sah ich, dass Ticino Turismo den Tweet gesehen und beantwortet hatte, den ich doch völlig adresselos in die Welt gesetzt hatte: Nein, es tue ihnen leid, die Beiz sei nur am Wochenende offen. Aber man wünsche mir eine schöne Wanderung.
Toll! Und toll war dann auch die Wanderung. Kalt war freilich der Start in Claro, die Hände wurden mir klamm, während ich loszog; oben in Airolo hatte etwas Schnee gelegen. Doch bald kam die Sonne, und für den Rest des Tages galt die Formel: Überall, wo sie hinschien, war es warm, fast sommerlich; und überall, wo sie nicht hinschien, war es kalt wie im Winter. Voll im Licht lag das Monastero di Santa Maria Assunta 300 Meter über Claro, das ich bald erreichte. Ich genoss die Palmen, den Blick hinab in die Leventina, die Visite in der Kirche, die fein nach Weihrauch roch. Und die blitzend weissen Berge am Horizont. Okay, dieser letzte Satz ist gelogen. Ich hasste die Berge am Horizont dafür, dass sie schon Schnee trugen.
Die erste Wanderhälfte: Aufstieg, Aufstieg, Aufstieg über 1050 Höhenmeter durch Birken, Kastanienbäume, Buchen, bis ich endlich auf Monti di Savorù war. Die Wirtschaft hatte zu, das wusste ich ja dank Ticino Turismo und hatte daher unten in Claro in der Metzgerei Da Pippo eine Ciabatta und eine Salami gekauft. Irgendwie vermisste ich einen Schluck groben Merlot, den Rotwein hatte ich vergessen. Die Seilbahn nahm ich dann nicht, ich hätte bis zur nächsten Talfahrt fast zwei Stunden warten müssen. Stattdessen Abstieg, Abstieg, Abstieg über 1050 Höhenmeter. Unten in Lumino war ich definitiv zu warm angezogen. Es war 20 Grad warm, als ich mit dem Bus nach Bellinzona fuhr.
Seilbahn von Monti di Savorù, unten Lumino.