Die Kapuzinerkresse war dieses Jahr meine besondere Freude: selbst gezogen, wucherte das schmackhafte Gewächs lebhaft und blüht sogar jetzt noch leuchtend orange. Umso erschrockener war ich, als ich dieser Tage eine regelrechte Raupen-Traube an einem Trieb entdeckte.
„Tagpfauenauge“ konstatierten die einen Gärtner-Kollegen, „Kohlweißling“ die anderen. Beruhigt, dass ich keinen Zünsler zu Gast habe, gönne ich den Raupen jetzt eben die pfeffrige Mahlzeit – eine Tinktur und Pesto habe ich ja schon gemacht und mindestens genau so glücklich wie über mein „Kresse-Ziehkind“ war ich, wenn ein strahlend-anmutiger Kohlweißling über meine Blüten, Beete und Büsche flatterte.
Viele Blüten in meinem Garten sind bewusste Geschenke an die Schmetterlingswelt und ich hoffe, im nächsten Jahr noch mehr von Ihnen erleben zu dürfen. Mit dem Schmetterlingskalender aus dem Thorbecke Verlag hab ich gleich ein kunstvolles Bestimmungswerkzeug zur Hand, auch wenn viele der abgebildeten Flügler und Falter ausschließlich exotischen Gefilden vorkommen.
Der allererste im Schmetterlingskalender 2017 zum Beispiel, der beeindruckende blaue Papilio ulysses, der Odysseusfalter, der bis zu 14 cm groß wird und in tropischen Wäldern Australiens und Neuguineas lebt.
Auch der Schmetterling der die zweite Januarwoche verschönert ist keine heimische Art: die Weisse Baumnymphe bevorzugt die Inseln Indonesiens als Heimat und sie soll im Flug an flatterndes Taschentuch erinnern. Sicher ein zart-schöner Anblick. Der seltene Königin-Alexandra-Vogelfalter aus Papua Neuguinea ist sogar noch seltener und mit einer Spannweite von 25 Zentimetern schon fast beängstigend groß.
Zwar ist dem Limetten-Schwalbenschwanz ebenfalls wärmeres Klima ebenfalls entschieden lieber, einzelne Exemplare sollen aber auch schon in Europa gesichtet worden sein. Der erste Schmetterling, der tatsächlich auf der Nordhalbugel heimisch ist, taucht in der achten Woche auf: der Trauermantel ist uns zwar bekannt, doch wir bekommen in vergleichsweise selten zu sehen – er taumelt in Baumkronenhöhe von Buche zu Fichte und ernährt sich von Säfte gefällter Bäume.
Senfweißling, Admiral, Tagpfauenauge und Nachtfalter spielen erst später die Hauptrolle auf einem der insgesamt 56 Kalenderblätter – die Schmetterlingsabbildungen aus historischen Naturkundebüchern, zeigen vor allem die Farbenpracht heimischer und exotischer Arten, manchmal auch deren Puppen und Raupen.
Neben spannenden Infos zu den 53 Arten – manche fliegen mehrere hundert Kilometer weit, andere lassen ihre Raupen von Ameisen aufziehen und viele beherrschen raffinierte Tricks zur Tarnung vor Fressfeinden – stellt der Kalender auch Schmetterlings-Kundler und -Künstler vor, außerdem ergänzen einige Schmetterlingsgedichte die hinreißend charmanten und doch naturgetreuen Abbildungen.
Ob ich jemals die wundersame und legendäre Metarmophose von der verpuppten Raupe zum flugbereiten Falter aus dem Kokon in Natura beobachten kann, ist sicher Glückssache – aber ich halte die Augen offen und immer ein bisschen Schmetterlingsfutter bereit.
Thorbeckes Schmetterlingskalender 2017, 56 Seiten, Spiralbindung, 19 Euro 99, Thorbecke Verlag