Ausstellungsankündigung
Nicht nur in der Fotografie – aber besonders hier – ist es ausgesprochen schwer, Künstler zu finden, die sich sehr grundlegend und neuartig mit den Bedingungen und Möglichkeiten ihres Mediums beschäftigen. Thomas Weinberger gelingt in seinen fotografischen Arbeiten aber genau das. Seine großformatigen Fotographien verbindet eine sehr eigentümliche Lichtsituation und Farbgebung. Diese speziellen Eigenschaften sind jedoch nicht das Ergebnis von fotografischen Filtern oder gar der Nachbearbeitung am Computer, sondern sie entstehen durch das pixelgenaue Übereinanderblenden von zwei Aufnahmen des selben Ortes am Tag und in der Nacht.
Für den Betrachter ergibt sich daraus eine gewisse Desorientierung. Ist es Tag oder Nacht? Die Bilder bekommen eine surreale Wirkung. Sie erscheinen im ersten Moment wie Fotos von Modelllandschaften- ähnlich den Arbeiten von Thomas Demand, in denen das vermeintlich dokumentarische Foto eine reale Szenerie abzubilden scheint, obwohl es tatsächlich ein Papiermodell zeigt. Bei Weinberger sind die Orte zwar real, doch erhalten sie durch seine spezielle Behandlung etwas Malerisches. Er selbst sagt dazu: „Wo Fotografie ihrem Wesen nach nach “Wahrheit” und “Realität” zu streben scheint, wollte ich eine Verdichtung von Zeit und Licht. Also Dichtung statt Wahrheit. So führe ich den Anspruch der Abbildung von “Realität” ad absurdum, der zumindest teilweise und in Abgrenzung zur Malerei, von der Fotografie gefordert, oder besser gesagt ihr unterstellt wird.“
Einer der Kernaspekte der Fotografie – nämlich das Festhalten eines Augenblicks – wird in Weinbergers Arbeiten vollkommen negiert. Durch das Verbinden von zwei getrennten Betrachtungszeiträumen und somit zwei unterschiedlichen Informationskomplexen über das Motiv, nähern sich seine Bilder vielleicht eher dem Wesen der Dinge und hier liegt vermutlich die größte Annäherung an die Malerei. Eine gute Malerei ist in der Lage hinter die Oberfläche der Dinge oder Menschen zu blicken und mehr auszusagen als es das bloße Abbilden der Oberfläche vermag.
Bei der Motivwahl konzentriert sich Weinberger auf architektonische Situationen, Stadtansichten, Baustellen, Gerüste, allgemein den Lebensraum, den sich der Mensch in Abgrenzung zur ungezügelten Natur selbst schafft. Marc Gisbourne verweist in seinem Katalogtext zu Recht darauf, dass Weinberger in seinen Werken eine überzeugende Synthese aus subjektiver Wahrnehmung bzw. Bewusstsein des Betrachters und den äußeren Eigenschaften des Gegenstandes gelingt.
Quelle: Galerie Martin Mertens
- Website des Künstlers Thomas Weinberger
Wann und wo
Galerie Martin Mertens
Brunnenstraße 185
10119 Berlin
28. Oktober bis 31. Dezember 2011
(Weihnachtsferien 21. bis 26. Dezember)