Ich fand Karl May immer doof. Genau wie Jules Verne. Genau wie die ganzen anderen Abenteuerromanschreiber. Doof. So richtig doof. Nur was für Jungs. Und die fand ich auch doof.
Etliche Jahre später trifft der letzte Punkt nicht mehr zu – jedenfalls nicht mehr so ganz – aber für oben genannte Romane konnte ich mich trotzdem immer noch nicht begeistern. Bis…ja bis von vielen Seiten ein Name an mein Ohr drang: Thomas Thiemeyer. Chroniken der Weltensucher. Humboldt – nein, nicht DER Humboldt, sondern einer, der sich nur so nennt. Der aber auch ein unermüdlicher Abenteurer ist.
Meine Neugier stieg. Ins Unermessliche. Also habe ich meine Bedenken gegenüber vermeintlichen Abenteuerjungsromanen einfach mal fallengelassen und bin Carl Friedrich Humboldt gefolgt – in die Stadt der Regenfresser.
(Irgendwo in den Anden gibt es ein verborgenes Volk, das in einer Stadt lebt, in einer Stadt in der Vertikalen. Der Friede ist trügerisch, denn eine unheimliche Macht bedroht die Einwohner. Humboldt bricht auf, um dieses Volk zu erkunden – und hätte er nicht kurz zuvor den Straßendieb Oskar angeheuert, hätte er nicht seine treue Gefährtin Eliza und seine Nichte Charlotte, hätte er nicht die Kiwi-Dame Wilma dabei, dann müsste er sich ganz alleine auf die gefährliche Reise machen. Aber alleine ist er nicht, denn all diese Personen bilden eine kleine eingeschworene Reisegemeinschaft. Sie gehen durch dick und dünn und schrecken vor keinen Gefahren zurück. Alles im Dienste der Wissenschaft! )
Gefühlte drei Stunden später befand ich mich wieder in meinem Wohnzimmer. Ich kann ja sehr kritisch sein, aber hier – nichts. Nur, dass es zu schnell vorbei war. Das war so leicht, so spannend, so voller Herzblut, so warm.
(Zum Glück ist Carl Friedrich Humboldt ein rastloser Mann – denn nur kurz nach seiner Rückkehr nach Berlin nimmt er einen neuen Auftrag an, der ihn mitten aufs – oder besser gesagt ins – ägäische Meer führt. Dort soll er mit seinen Gefährten nach Schiffen suchen, die dort verschwinden. Einfach so – wie vom Erdboden (Kann man diesen Ausdruck eigentlich verwenden, wenn es um Schiffe geht, die auf hoher See verschwinden? Müsste es nicht heißen „Wie von der Wasseroberfläche“?) verschluckt. Bald schon befinden sich die Abenteurer mitten auf dem Grund des Ozeans – in einer Stadt unter dem Meer. Doch die Idylle trügt – sie machen eine ganz unglaubliche Entdeckung. Und wie kommt man eigentlich aus dreihundert Meter Tiefe wieder an die Oberfläche?)
Erneut bin ich den Abenteurern gefolgt, dieser seltsamen Truppe, die so gar nicht zusammen passt, wenn man sie nicht genauer kennengelernt hat. Aber dank Thomas Thiemeyer lerne ich sie kennen. Sehr genau sogar. Er macht sie zu lebendigen Personen. Mit denen ich zu den bizarrsten, gefährlichsten, mysteriösesten Schauplätzen reise und jederzeit wieder reisen würde.
P.S.: Wenn Wilma auch nur ein Haar – oder eine Feder gekrümmt wird, dann bekommen Sie es mit mir persönlich zu tun, Herr Thiemeyer!