Thomas Struth: Unconscious Places

Von Thomas_robbin

Bereits in seiner Düsseldorfer Studienzeit begann Thomas Struth, „unbewusste Orte“ zu fotografieren. Der Werkkomplex mit urbanen Architekturen, Plätzen, Straßenzügen und Gebäudekomplexen wird ständig weiterentwickelt und umfasst inzwischen Aufnahmen aus der gesamten Welt. Ein im Oktober bei Schirmer/Mosel erschienener Bildband zeigt nun einen Querschnitt dieser Arbeiten, ergänzt um einen Essay des Kultursoziologen Richard Sennett.

Buchbeschreibung

Die Schauplätze des großen Welttheaters sind die Straßen. Thomas Struth (geb. 1954) enthüllt in seinem neuen Band erstmals seinen vielleicht bedeutendsten, in jedem Fall umfangreichsten und ältesten Werkzyklus seiner Straßenfotografien. „Eine Aura der Ruhe und Stille erfüllte diese Fotografien, selbst jene, die im lärmenden Gewimmel New Yorks entstanden sind,“ erinnert sich Richard Sennett an seinen ersten Eindruck von den Straßenbildern von Thomas Struth. Der berühmte amerikanische Kultursoziologe hat für den neuen Struth-Band Unconscious Places den begleitenden Essay verfasst. Die Aufnahmen der „unbewussten Orte“ gehören zu einem Werkkomplex, den Thomas Struth bereits zu Studienzeiten anlegte und seit vier Jahrzehnten weiterentwickelt. Die ersten Straßenaufnahmen entstanden 1976 in Düsseldorf, weitere Ansichten von urbanen Architekturen, Plätzen, Straßenzügen und Gebäudekomplexen folgten in Köln, München, London, Brüssel, Rom und Paris sowie auf Reisen außerhalb Europas in Japan, China, Peru, Korea, Shanghai und den USA.

Unser Buch Unconscious Places zeigt mit 228 Fotografien von 53 Orten in 15 Ländern erstmals eine umfangreiche Auswahl von dem visuellem Langzeitprojekt, das Struth parallel zu seinen berühmten Serien der Familienportraits, Museumsbilder und Naturparadiese aufgenommen hat. Wie der Titel bereits andeutet, interessiert sich Thomas Struth nicht für die Prachtstraßen, Promenaden oder berühmten Boulevards. Er sucht nicht die Wahrzeichen und besonderen Aussichtspunkte einer Sightseeing-Tour auf, die das offizielle Klischee einer Stadt definieren, sondern richtet seine Kamera auf solche Orte, die von der bewussten, alltäglichen Wahrnehmung größtenteils ausgeblendet werden – Orte selbstverständlicher Gewohnheit. Menschen sind in seinen Fotografien selten zu sehen. Die Abwesenheit von Personen macht den Blick frei auf die Form und Dekoration der jeweiligen Architektur und rückt die vorgefundenen urbanen Strukturen als soziale Räume des städtischen Lebens in den Fokus. Struths strenge und sorgfältig komponierte Fotografien provozieren einen Wechsel der Einstellung: sie machen aus Benutzern Betrachter und führen Ausschnitte der gebauten Welt vor Augen, die sonst eher erlebt als gesehen wird.

Der Künstler thematisiert mit visueller Intention und großer Sensibilität für den öffentlichen Raum ein globales Phänomen: das abstrakte Gebilde von Stadt – das vom Bewusstsein selten spezifisch erfasst wird, jedoch in der ganzen Welt aufzufinden ist – wird von Struth zu einer ästhetisch im Bild aufgerufenen Erscheinung. Mit großer Präzision und einem künstlerischen Blick für den Detailreichtum der vorgefundenen Wirklichkeit hat sich Thomas Struth einem poetischen Realismus verschrieben, der den Betrachter in seinen Bann zieht.

Quelle: Schirmer/Mosel Verlag (PDF-Dokument)

Das Buch