This song will save your life
Leila Sales
Kosmos, 2015
978-3440146293
Elise war schon immer eine Außenseiterin. Niemand teilt ihren schrägen Kleidungsstil oder ihren Musikgeschmack. Bei einem ihrer notorischen Nachtspaziergänge trifft sie Pippa und Vicky, die sie in den Underground-Musikclub „Start“ mitnehmen – und plötzlich ist Elise unter Menschen, die sie so nehmen, wie sie ist. Außerdem entdeckt sie ihr Talent fürs DJ-ing. Sie wird zu heißesten Newcomerin der Szene und scheint mit einem Mal alles zu haben, was sie sich schon immer gewünscht hat: Freunde, Akzeptanz und vielleicht sogar Liebe. Doch was, wenn das richtige Leben droht, alles wieder zunichte zu machen?
Elises Leben wird von Elise bestimmt. Sie ist frühreif, sie weiß fast alles besser und kann ganz schnell Dinge erlernen. Manche brauchen Jahre, Elise nur drei Tage. Sie findet keine Freunde, weil sie einfach anders ist. Irgendwie ein Opfer. Manchmal tut sie mir leid, manchmal nicht. Es ist ein ewiges hin und her.
Ihre Familie unterstützt sie immer, aber niemand scheint zu bemerken, dass Elise ein bisschen unglücklich ist. Sie unterstützen eher ihre Verschrobenheit. Ob das gut oder schlecht ist, werdet ihr im Verlauf des Buches merken.
Später trifft Elise einen Jungen: Char. Er ist anders, vor allem beliebt und gutaussehend. Was sich mit ihm entwickelt, kann schlecht beschrieben werden, weil es so eigenartig ist.
Elise pendelt als Scheidungskind zwischen Mutter und Vater. Mal ist sie bei ihrem Vater, der sie oftmals unterstützt und bald immer weniger Zeit mit ihr verbringt. Bei ihrer Mutter ist Elise nie alleine. Ihre Halbgeschwister sind da und ein neuer Stiefvater.
In der Schule lernen wir die Schattenseiten kennen. Eine Cafeteria, in der sie alleine sitzen würde. wäre sie nicht so fies Menschen auszuwählen, die noch weiter unten in der Nahrungskette “Highschool” stehen.
Nachts begleiten wir Elise auf Straßen, die sie schließlich zum Club führen.
Wenn ich Rezensionen zu diesem Buch lese, stelle ich wieder einmal fest, wie unterschiedlich Geschmäcker sein können. Entweder der Leser mochte Elise oder der Leser hasst Elise. Beides ist eine Entscheidung von wenigen Seiten. Was diese Entscheidung beeinflusst, kann ich leider nur für mich erklären.
Ich mochte Elise eigentlich sofort. Sie ist ein sperriger, nerviger Charakter und besitzt keinen Charme. Trotzdem macht sie alles dafür, Aufmerksamkeit zu erregen, Dinge zu lernen, die andere ihr voraus haben und mit denen sie gar nichts anfangen kann. Diese Dinge sind Freundschaft, ein Teenager sein und für andere Menschen da zu sein. Das schlimme ist, dass ich von Anfang an das Gefühl habe, dass ihre Umwelt merkt: Elise braucht Hilfe. Aber so richtig möchte sich keiner damit auseinandersetzen. Manchmal will auch ich sie schütteln und sagen: “Mecker nicht so viel! Sag einfach mal “Hallo”.” “Lächle, sei nett!”
Elise wirkt schnell unterkühlt und überlegen, denn sie betont oft, dass sie frühreif ist. Jedes normale Kind merkt irgendwann, dass das eigentlich kein anderes Kind hören will. Man muss sich ein bisschen anpassen, nicht verbiegen. Elise ist dazu nicht fähig. Alles was sie macht, ist richtig. Egal, ob sie Freundinnen ausnutzt und es zugibt. Egal, ob sie jemandem den Angebeteten wegnimmt oder einen jahrelangen Job abspenstig macht. Zuerst denkt sie immer an sich.
Deswegen ist sie unsympathisch, eine schwierige Protagonistin und nicht liebenswert. Aber für mich war es immer Teil ihres Lebens, sowie auch ihre Eltern dazu beigetragen haben. Es ist auch Teil ihrer Krankheit, die nur angerissen und nicht vertieft wird. Es ist, finde ich, nicht einmal klar, ob sie diese wirklich hat oder ob der späte Selbstmordversuch nicht nur Interesse und ein Versuch war Aufmerksamkeit zu erregen.
Ob ich damit richtig liegen, kann ich nicht sagen. Aber das Buch ist dadurch lesenswert, dass Elise ein Charakter ist, den nicht jeder in sein Buch “schreibt”. Sie ist sperrig, sie ist nicht lieb und das macht sie besonders.
Der Titel spielt mit dem, was im Leben wichtig ist: der Liebe. Allerdings ist im Jugendbuch nicht die Liebe zwischen Jungs und Mädchen gemeint (aber auch), sondern tatsächlich die Liebe an sich: zwischen der Familie, Freunden und auch einem Partner. Das Mädchen im Hintergrund trägt Kopfhörer passend zum Djying, was Elise erlernt sonst könnte sie nicht von einem Song gerettet werden.
Entweder man kann mit Elise umgehen oder nicht. Ich habe ihr Leben gerne verfolgt, mochte ihre verstörende Art, die auch gezeigt hat, was das Leben aus einem machen kann und was wir dazu beitragen. Ich persönlich tendiere eher zu vier Bücherpunkten, da ich die trockene, frühreife Art von Elise sehr mochte. Allerdings wird das Thema “Depressionen” zu lapidar behandelt und z.b. nicht auf die Umwelt und andere Menschen geachtet, die auch mit einem Selbstmordversuch umgehen müssen.