this human POVERTY – Filmvorschau
Das this human world-Festival wird auch heuer wieder eine Reihe an Schwerpunkt-Programmen bieten. Im Rahmen von „this human POVERTY“ werden Filme gezeigt, die Armut in Europa thematisieren, „ein Blick auf die Armut vor der eigenen Haustür, auf ein Europa, in dem Menschen durch Arbeitslosigkeit, Wohnungskrise oder bankrotte Sozialsysteme zunehmend verarmen.‟ Zu den Filmhighlights gehören My Life My Lesson, Annelie, Something Better to Come und Spartacus & Cassandra. Am 11.12., 17:00 Uhr, findet im Top Kino der Workshop „Ich will nicht betteln, aber dürfen muss ich“ statt.
Die Filme handeln von Menschen, die am Rande oder außerhalb der Gesellschaft leben, von Obdachlosen, Traumatisierten, Ausgeschlossenen, Orientierungslosen, aber auch Sinnsuchenden und Lebenshungrigen. Die Regisseur_innen zeigen nicht nur tragische Schicksale, sie porträtieren Persönlichkeiten. Im deutsch-schweizerischen Spielfilm Annelie von Antej Farac bilden Alkoholkranke, Junkies, Kriminelle, Prostituierte und andere Außenseiter eine bunte und liebenswert dargestellte Belegschaft einer Pension, die mit drastischen Mitteln gegen das ‚Verdrängtwerden‛ kämpft. Hanna Polaks in Dänemark/Polen produzierter Dokumentarfilm Something Better to Come handelt von Yuna, deren Leben auf der größten Mülldeponie Europas in Moskau die Regisseurin über 14 Jahre begleitet. Der preisgekrönte Film wirft auf bestürzende Weise die Frage auf, wie ein Mensch eine Zukunft haben kann, wenn ihm oder ihr keine Existenz gegeben ist.
Auch die beiden Kinder Spartacus & Cassandra ringen in dem gleichnamigen französischen Dokumentarfilm von Ioanis Nuguet um ihre Existenz und ihre Identität. Die Roma-Geschwister suchen nach einem Weg, ihr Streben nach Glück zu behaupten – hin- und hergerissen zwischen ihren Eltern, die obdachlos und überfordert sind, Camille, einer 21-jährigen Zirkusakrobatin, bei der sie Unterschlupf und Fürsorge finden, und dem französischen Staat, der seine Leistungen nicht ohne Forderungen zur Verfügung stellt. An der Unzulänglichkeit ihrer Eltern hat auch die 16-jährige Felicia in My Life My Lesson der schwedischen Regisseurin Åsa Ekman zu tragen. Von klein auf hat sie miterlebt, wie ihr Stiefvater ihre Mutter misshandelte, beide hatten Drogenprobleme. Noch als sie vor Gericht gegen ihn aussagen soll, empfindet sie Angst und doch Liebe für ihren Vater und den Wunsch nach einer heilen Familie. Erbarmungslos offen schreibt die zugleich stark und zerbrechlich wirkende Felicia in ihrem Blog über ihre Ängste und Traumata.
Der Schwerpunkt „this human POVERTY“ gemahnt daran, dass wir an der Verantwortung für die Armut ebenso wie für das Glück aller Menschen in unserer Gesellschaft mittragen (können). Die Filme machen auf erschütternde Weise bewusst, in welchen Dimensionen sich das „something better“ von Maxim Gorkis Ausspruch, jede und jeder strebe nach etwas Besserem, von Mensch zu Mensch unterscheidet: „Everybody, my friend, everybody lives for something better to come. That’s why we want to be considerate of every man – Who knows what’s in him, why he was born and what he can do?“
Link zur offiziellen this human world Homepage
Autor
Martina ZerovnikAufgabenbereich selbst definiert als: Filmleserin. Lächelt über “Oh diese Technik [Film] ist sehr entwicklungsfähig, fast reif zur Kunst” (Döblin).
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