Ich habe diesen Titel gewählt, weil es ein Ausspruch des großen Ronnie O’Sullivan ist. Nicht, dass ich mich spielerisch in irgendeiner Weise mit seiner Genialität messen könnte oder will, aber leider beschreibt dieser Satz zu genau, was ich derzeit empfinde. Hier ist der Beweis.
Was ist das nur für eine komische Sache mit meinem Lieblingssport? Warum bringt Snooker in letzter Zeit immer nur das schlechteste in mir zum Vorschein? Hat das Spiel doch so lange Zeit nur positive Assoziationen in mir ausgelöst.
Da waren unzählige Momente im Einzeltrainig, oder auch in diversen Frames, wo ich so sicher gespielt habe, den Ball einfach nur gestreichelt habe und die Weiße genau das gemacht hat, was ich wollte. Das Gefühl, den Ball gar nicht verschießen zu können. Das waren Zeiten der puren Freude. Alle Leute im Verein erschienen mir nett und ich war höflich, zuvorkommend und immer bereit, Anerkennung für ein gutes Break des Gegners zu zollen.
Und dann ist da der derzeitige Snookeralltag im Verein. Ich gebe es offen zu, es gab in den letzten Wochen, bis auf einige Ausnahmen, keinen Tag, ab dem ich nicht extremst frustriert Hause gefahren bin.
Eigentlich ist es immer gleich abgelaufen. Ich bin mit guter, teilweise sehr guter Laune in den Verein gefahren. Voller Vorfreude auf das Spiel. So wie immer halt.
Dann ging es los. Meistens spiele ich gegen Leute, die ich schon sehr lange kenne. So hatten sich in meinem Kopf eine Art Rangliste gebildet, wo stand, den musst du schlagen, den kannst du schlagen, und gegen den hast du nur mit dem besten Spiel eine kleine Chance.
Das Problem ist nur, dass sich einige gerade in der letzten Zeit sehr verbessert haben, oder jedenfalls eine Art Routine bekommen haben, die mir derzeit völlig abgeht.
Die Frames laufen dann meistens nach folgendem Muster ab. Ich Potte zuerst einige gute lange Rote und mache daraus mit regelmäßiger Sicherheit einen Punkt. Dann macht der Gegner aber in der Regel mindestens eine Farbe also mindestens 3 Punkte. Das heißt in letzter Konsequenz fast immer: Frameverlust.
Dann kommen von mir noch ein paar Fouls dazu, und schon liegen die Nerven blank. Im ernst, so war ich doch früher nicht. Woher kommt das Gefühl, nicht mehr verlieren zu können? Was macht es so unerträglich für mich?
Dann fange ich auch noch an, einige andere Dinge mit dem Ärger zu vermischen. Minderwertigkeitsgefühle machen sich breit, schleichen sich ein. Ich fange an, dass Cue auf den Tisch zu knallen, Frames vor dem Zeitpunkt “Snooker’s required” aufzugeben. Das ist alles nicht so unbedingt die feine englische Art.
Oder ich Strafe meinen Gegner durch offenkundiges weggucken, wenn er am Ball ist, oder dadurch, dass ich sein Break nicht mehr mitzähle und ihm dadurch signalisiere wie egal mir sein Spiel ist. Obwohl das genaue Gegenteil der Fall ist.
Diese Eigenschaften sind mir nicht neu. Ich habe schon einige Spieler gesehen, die das an den Tag gelegt haben. Allen voran das beste Beispiel Ronnie O’Sullivan (Youtube)
Ronnie O`Sullivan concession
Hier sieht man deutlich, dass, auf welchem Niveau auch immer, das gleich dahinter steckt. Und zwar der Fehler, von einem Spiel, welches so hohe Anforderungen daran stellt, wie emotionslos man zu Werke gehen kann, zu erwarten, einem Emotionen zu schenken.
Sein wir doch mal ehrlich, Snooker ist das undankbarste Spiel überhaupt. Wenn man sich ein gewisses Können antrainiert, so ist das alles wieder verloren, wenn man nur mal ein bis zwei Wochen Pause macht. Oder so viele Frames, die man verliert, obwohl man eigentlich besser spielt.
Es ist eine unumstößliche Wahrheit. Das was man braucht ist nicht Talent, oder Gefühl oder Emotionen, oder Liebe zum Spiel. Das ist alles wichtig. Was zählt, ist Fleiß. Genau der Fleiß, den man bei den Profis nie sieht. Man sieht immer nur die Century Breaks.
Ich will nicht mehr so ungehalten oder genervt sein. Wenn ich gut spielen will, muss ich hart trainieren. Wenn ich den Fleiß nicht aufbringe, dann bleibt es halt auf dem Mittelmass wie jetzt. Damit muss ich leben, so wie alle anderen auch.
Und ich muss aufhören, Dinge, die nichts mit dem Spiel zu tun haben, mit guten Leistungen am Tisch kompensieren zu wollen. Das funktioniert nicht.