Thilo Bode – Die Essensfälscher – Was uns die Lebensmittelkonzerne auf die Teller lügen

Von Buchstabenchaos

Es ist schier unglaublich, mit welcher Menge an Lebensmitteln man im Supermarkt konfrontiert wird. Die Konkurrenz unter den Lebensmittelherstellern ist entsprechend riesig und folglich werden im Kampf um den Kunden harte Bandagen angelegt. Konkurrenz belebt das Geschäft und man möchte meinen, dass wir als Kunden von dem Wettlauf um die Pole-Position im Warenkorb profitieren. Leider falsch gedacht. Statt den Kunden mit ehrlichen, transparenten Informationen und Qualität zu überzeugen setzten die Konzerne auf hinterlistige Marketingaktionen. Diese Erkenntnis ist nicht unbedingt neu aber dennoch immer wieder schockierend.

Eins vorab: ich glaube daran, dass jeder Erwachsene für sein eigenes Leben verantwortlich ist und finde so manche Klagepolitik (“Ich bin jahrelang jeden Tag zu Mc Donalds gegangen, jetzt bin ich fettleibig und habe Diabetes, Mc Donalds ist schuld und soll mir Schmerzensgeld zahlen!”) milde gesagt lächerlich. Nur: wie weit kann man den Verbraucher die Verantwortung für sein Handeln hier selbst zuschieben? Die Inhaltsangaben auf den Verpackungen sind zum Teil so klein, dass man fast eine Lupe braucht, um zu entziffern, was genau im Produkt enthalten ist. Um die Angaben richtig zu interpretieren braucht es manchmal schon fast ein Studium der Lebensmitteltechnologie. Dagegen sind die blumigen Versprechen der Hersteller auf der Vorderseite riesig, gerne mit appetitanregenden Abbildungen von Früchten, Gemüse, Kräuter… Wenn dann auch noch “Wellness”, “Gesundheit”, “Nach traditionellen Rezept” oder “Bio” drauf steht: was kann man damit schon falsch machen? Leider viel.

Ein großes Problem ist die Werbung. Selbst wenn man meint, man würde die Tricks der Werber durchschauen bedeutet das nicht, dass man immun gegenüber Werbung ist. Wenn man so oft eingetrichtert bekommt, dass ein bestimmtes Joghurtgetränk sehr gut für die Abwehrkräfte ist und das auch noch mit einem prominenten Gesicht beworben wird ist es nicht weit bis zum gezielten Griff ins Kühlregal. Oder…erinnert sich noch jemand an die “leichte Zwischenmahlzeit”, die leicht schmeckt aber nicht belastet? Sie wird traditionell von erfolgreichen Sportlern beworben und ich muss heute noch jedes mal, wenn ich einen Tennisball auf den Boden aufschlagen höre an Milchschnitte denken. Ein genialer Schachzug der Werber, zu dumm nur, dass das Produkt in der Realität ungefähr so gesund und empfehlenswert ist wie ein großes Stück Sahnetorte…

Unterm Strich kann ich Thilo Bodes “Die Essensfälscher” jedem empfehlen, der sich ein bisschen darüber informieren will, mit welchen Machenschaften die Lebensmittelindustrie die Kundschaft bekämpft um die Kundschaft kämpft. Weil die Konzerne so eine starke Lobby haben unternimmt die Politik leider verschwindend wenig dagegen. Etikettenschwindel z.B. ist gang und gäbe, die entsprechenden Gesetze dagegen lassen sich dank legalen Schlupflöchern in vielen Fällen umgehen. Oder: viele Verbraucher würden die Einführung einer “Lebensmittelampel” (anhand der Farbkennzeichnung könnte auf einen Blick erfasst werden, wie es um den Zucker/Fettgehalt des Lebensmittels steht) begrüßen. Angeblich reichen die “freiwilligen” manipulativen Angaben der Hersteller (Prozent des Tagesbedarf eines Erwachsenen je “Portion” -> die natürlich nicht festgelegt ist, prominentes Beispiel dafür ist eine halbe Pizza…) aus, um sich ein Bild über das Lebensmittel zu machen…Unterm Strich ist und bleibt der Verbraucher also auf sich alleine gestellt. Traurig, aber wahr.